Zwischen Neckar und Alb
Das Vinzenzifest steigt erstmals im Juli

Tradition Nur noch drei Wochen, dann wird in Wendlingen zum 70. Mal gefeiert. Mit neuem Termin und der Einbindung der Vereine soll das Erntedankfest der Egerländer zum Stadtfest werden. Von Gaby Kiedaisch

Künftig wird also immer im Juli zum Vinzenzifest eingeladen. Das ist gut einen Monat früher als all die Jahrzehnte vorher. Da war stets das letzte Wochenende im August für Teilnehmer und Gäste reserviert. Den neuen Termin hat man bewusst außerhalb der Sommerferien gewählt, damit Trachtenvereine und Blaskapellen eine ansprechende Zahl von Teilnehmern in den Abordnungen für den Festumzug zusammenbekommen. Außerdem hatten die Gruppen die Qual zu entscheiden, wo sie teilnehmen sollen. Denn am selben Wochenende im August ist auch immer der Schäferlauf in Markgröningen, das älteste schwäbische Heimatfest.

Den Trachtlern fehlt Nachwuchs

Ein zentraler Punkt des Festes ist die Patenschaftsratssitzung. Patenstadt der Egerländer in Baden-Württemberg ist Wendlingen bereits seit 56 Jahren. Deshalb finden auch hier die Landestreffen der Egerländer statt, die parallel zum Vinzenzifest jedes Jahr sind: diesmal zum 47. Mal. Gepflegt wird die Patenschaft mit der Patenschaftsratssitzung, die dieses Jahr im Zeichen eines Vortrags von Isabell Rödl steht, einer Studierenden der Musikpädagogik. Der Titel: „Haben Trachtenvereine eine Zukunft? – Eine Untersuchung vor dem Hintergrund demografischer Wandlungsprozesse“.

Diese Frage trägt sicherlich einigen Sprengstoff in sich, denn – wie die gesamte Vereinskultur – haben die Trachtler Probleme, Nachwuchs zu rekrutieren. Bei ihnen kommt jedoch erschwerend hinzu, dass Brauchtum bei weiten Teilen der Bevölkerung nicht gerade auf großes Interesse stößt und bisweilen in vielen Köpfen als durchaus antiquiert gilt. Die Nachwuchsförderung gehört deshalb zu den wichtigen Herausforderungen der Trachten- und Brauchtumsvereine der nächsten Jahre, weshalb eine anregende Diskussion anschließend erwartet werden darf, an der sich auch Landtags- und Bundestagsabgeordnete beteiligen werden.

Der Wochenmarkt am Samstag wird wieder in die Neuffen- und Albstraße verlegt. Somit kann getrost die Rathaus- und Markttiefgarage angefahren werden. Zu den Neuerungen des Festes gehört der zentrale Gottesdienst am Sonntagmorgen mit den beiden großen Kirchen nach der Prozession. Gemeinsam werden Dekan und Pfarrer Paul Magino von der katholischen und Pfarrer Peter Brändle von der evangelischen Kirchengemeinde den Festgottesdienst zelebrieren. Ein absolutes Novum ist der verkaufsoffene Sonntag von 12 bis 17 Uhr. Bisher haben sich 26 Einzelhändler angemeldet. Zur Freude von Joachim Vöhringer, Leiter des Amts für Familie, Bildung und Soziales, nehmen neben den Trachtlern immer mehr Vereine am Festumzug teil. Neu dabei sind Kindergärten und Schulen, die diesmal ebenfalls Gruppen stellen werden. Für den Empfang der Stadt Wendlingen wurde die Staatssekretärin im Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Petra Olschowski, gewonnen. Sie wird im Treffpunkt Stadtmitte über „Kultur und Gesellschaft – Dialog durch Teilhabe“ sprechen.

Neue Akzente soll auch die für die kleinen Besucher eingerichtete Spielstraße in der Schillerstraße setzen. „Damit wollen wir alle Altersgruppen in das Fest integrieren“, erläutert Kathrin Flohr, Leiterin der Abteilung Kultur, Sport, Bürgerschaftliches Engagement. Neben den Veränderungen wurden zentrale Eckpunkte des Festes wie Markt, Festumzug, Birnsonntag und Prozession beibehalten.

Die Bewirtung bleibt in der Hand der Vereine. „Wir alle müssen weiter an der Gestaltung unseres Stadtfestes arbeiten“, sagt Lothar Schindler, bei dem die Fäden von Organisation und Koordination der Vereine am Fest zusammenlaufen. Sein Traum ist es, noch weitere Vereine und Gruppierungen ins Fest zu integrieren.

 

Volles Programm am 23. und 24. Juli

Samstag: 10 Uhr Weißwurstfrühstück mit musikalischer Unterhaltung des Musikvereins Unterboihingen, 13.30 Uhr Festsitzung des Patenschaftsrates mit Vortrag von Isabell Rödl und Diskussion, 16 Uhr festliche Eröffnung mit Trachten- und Tanzgruppen der Egerländer Gmoi und Banater Schwaben sowie musikalische Begleitung mit der Gruppe De Selle, 19 Uhr Fassanstich und Party mit der Band „Midnight Special“.
Sonntag: 8 Uhr Vinzenzimarkt, 8.30 Uhr Prozession von Sankt Kolumban bis zum Marktplatz, anschließend ökumenischer Festgottesdienst mit dem Kirchenchor St. Kolumban, Wendlinger Kantorei und Musikverein Unterboihingen, danach Verteilen der Birnen, 11 Uhr Frühschoppen sowie Empfang der Stadt Wendlingen im Treffpunkt, 13.30 Uhr Festumzug, anschließend Musik und Volkstänze mit Trachten- und Tanzgruppen, 12 bis 17 Uhr verkaufsoffener Sonntag, 14 Uhr Spielstraße, 17 Uhr Festausklang am Marktplatz, Vergnügungspark in der Albstraße. nz