Wendlingen . Am Freitag gab es im Wendlinger Umspannwerk Grund zu feiern: Nach dreijähriger Planungsphase wurde der Spatenstich des Neubaus der in die Jahre gekommenen Anlage gefeiert, mit einem Tag der offenen Tür. Eine Besonderheit, denn eigentlich ist das Umspannwerk und die daran angeschlossene Hauptschaltleitung für die Öffentlichkeit gesperrt. Als Teil der kritischen Infrastruktur ist das Betreten streng reglementiert.
Denn dort laufen buchstäblich alle Fäden zusammen: „Wir versorgen von hier aus 1,5 Millionen Haushalte“, sagt TransnetBW-Projektleiter Markus Reeb, während er vor einem der drei großen 380 000-Volt-Trafos steht und einer Besuchergruppe die Funktion des Umspannwerks erläutert.
Von Wendlingen aus wird der Strom aus dem Übertragungsnetz von TransnetBW an das Verteilnetz der NetzeBW übergeben. Dazu muss es von einer Spannung von 380 auf 110 Kilovolt gebracht werden. 54 Umspannwerke betreibt die Transnet in Baden-Württemberg. Das Besondere in Wendlingen: Hier steht auch die Hauptschaltleitung des Unternehmens. Die zentrale Schaltstelle für das gesamte Stromnetz im Land hat ihren Standort in Wendlingen schon seit 1961 .
In den kommenden Jahren will die Transnet den Standort Wendlingen kräftig aus- und umbauen. So wird jetzt mit dem Ersatzneubau des Umspannwerks im laufenden Betrieb begonnen. Bis 2031 sollen die Arbeiten dauern. Der eigentliche Bau soll in den kommenden Wochen starten. Ab 2025 soll dann eine sogenannte „Statcom-Anlage folgen. Die neue High-Tech-Anlage soll dazu dienen, das Stromnetz zu stabilisieren, weil durch die Energiewende ganz andere Anforderungen an die Netzstabilität gestellt werden als noch vor wenigen Jahren. Das betonte auch der TransnetBW-Chef: „Für uns ist die Realisierung dieser Anlage ein weiterer Meilenstein bei der Umsetzung der Energiewende.“ Bis vor zehn Jahren habe man die wenigen Großkraftwerke von Wendlingen aus koordinieren müssen. Heute steuert die Hauptschaltleitung zwischen zwei und drei Millionen dezentraler Energieerzeugungsanlagen. Bis zu 400 Millionen Datenpunkte werden pro Tag verarbeitet, um die Stromversorgung im Land stabil zu halten. Philip Sandrock