Lenninger Tal
Das wilde Leben im Moor

Natur Anlässlich des 80-jährigen Bestehens des Naturschutzgebiets „Schopflocher Moor“ ist im Naturschutzzentrum Schopflocher Alb die Sonderausstellung „Zukunft Moor“ zu sehen. Von Gabriele Böhm

Moorfrösche quaken nicht, sie glucksen. Und wenn sie in Paarungsstimmung sind, färben sie sich blau. Das alles kann erfahren, wer die neue Ausstellung im Naturschutzzentrum Schopflocher Alb besucht. Vor 80 Jahren wurde das Schopflocher Hochmoor unter Schutz gestellt. Aus diesem Anlass wurden Moore unter den Themen Biodiversität, vielfältige Funktionen sowie Klimaschutz unter die Lupe genommen.

Dr. Marco Drehmann, Leiter des Zentrums seit 2021, und Michael Eick, Leiter der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg, haben eine Ausstellung konzipiert, die die Besucherinnen und Besucher allein optisch fasziniert und in die geheimnisvolle Welt der Moore eintauchen lässt. Sechs LED-Tafeln leuchten blau und erwecken den Eindruck einer Wasserwelt. Gleich im Blick hat man den blauen Moorfrosch, der natürlich neugierig macht, ebenso eine aufgekringelte Höllenotter, eine Variante der Kreuzotter in Schwarz mit orangefarbenen Augen. Beide sind giftig und beide gibt es im Schopflocher Moor.

Doch dort leben auch harmlosere Tiere wie Libellen, die zu den erdgeschichtlich ältesten geflügelten Insekten gehören. Fotos zeigen sie in ihrer Schönheit und bilden im Detail auch ihre Augen ab, die aus nicht weniger als 15 000 Einzelaugen bestehen.

 

Legt man Moore trocken, wie bei 98 Prozent in Deutschland geschehen, werden Gase frei.
Dr. Marco Drehmann, Leiter des Naturschutzzentrums Schopflocher Alb
 

Moorpflanzen, die nur in diesem Biotop vorkommen, weil andere Pflanzen nicht mit dem hohen Wasserspiegel, dem sauren Boden und dem Nährstoffmangel klarkommen, werden ebenfalls in den Fokus genommen. Der Sonnentau gehört dazu und das Alpen-Fettkraut. Beide haben ihre eigene, ungewöhnliche Technik der Versorgung mit Nährstoffen entwickelt. Sie werfen sich in Schale, locken damit Insekten an und halten sie fest zum Verzehr. Ungefährlich und wunderschön sind dagegen Sumpfenzian, die Sibirische Schwertlilie oder Wollgräser, die mit ihren wippenden Wattebäuschen schon von weitem als Anzeiger einer Moorlandschaft gelten.

Die interessante Flora und Fauna spricht sowohl Laien als auch Besucherinnen und Besucher mit Vorkenntnissen an und lädt dazu ein, sich näher mit dem Thema Moor zu beschäftigen. Dazu gibt es auch „Greifbares“, bei dem man selbst etwas tun kann. Eine auseinander geschnittene Badewanne zeigt gleichzeitig den Schnitt durch den Moorboden und die Gräser, die darauf wachsen. Auf dem Wannenrand gibt es Dosen mit in Kunstharz eingegossenen Pflanzen und Insekten, die Kinder und Erwachsene mit Hilfe einer Lupe entdecken können. So wartet beispielsweise die Hochmoor-Mosaik-Jungfer, eine Libellenart, auf Bewunderer.

An einer anderen Station stehen Eimer bereit, die Torfboden, Torfmoos und Grünland enthalten. In trockenem Zustand lassen sie sich leicht anheben, doch man staunt, wie schwer sie mit – simuliertem – Wasser werden und wie viel sie davon speichern können.

Denn Moore können so allerhand und haben auch eine spannende Entstehungsgeschichte, wie Grafiken zeigen. Das Schopflocher Moor, das einzige Hochmoor der Schwäbischen Alb, ist viele Tausend Jahre alt. Die Treibhausgase dieser unvorstellbar langen Zeit sind im Moor gespeichert, was zum dritten Thema der Ausstellung, der Bedeutung für Klima und Ökologie, führt. „Legt man Moore trocken, wie es bei 98 Prozent in Deutschland geschehen ist, dann werden diese Gase frei“, sagt Marco Drehmann. Moore seien CO2-Speicher, die das Gas auch heute fortlaufend aufnehmen könnten und in ihrer Kompaktheit darin sogar wesentlich wirkungsvoller als Wälder seien. Moore wieder zu vernässen sei ein wertvoller Beitrag zum Aufhalten des Klimawandels. In Schopfloch geschieht dies seit rund 20 Jahren durch Verschließen der Gräben.

„Feuchte Moore können durchaus bewirtschaftet werden“, sagt Marco Drehmann. Die dort wachsenden Pflanzen können nicht nur als Tierfutter, sondern auch als Stall-Einstreu oder Dämmmaterial für Häuser verwendet werden. Der sogenannten Paludikultur soll sich die nächste Ausstellung im Naturschutzzentrum widmen, die vom 24. September bis 17. Dezember unter dem Titel „Moor, Klima und Paludikultur“ stattfindet.

Bei der aktuellen Ausstellungseröffnung erläuterte Professor Dr. Markus Röhl von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen in einem Vortrag Entstehung, Funktionen und Ökologie der heimischen Moore.

 

Info Die Ausstellung „Zukunft Moor“ ist bis zum 14. September im Naturschutzzentrum Schopflocher Alb zu sehen.