Lenninger Tal
Dem Hochwasser auf der Spur

Wetter Das Büro Wald und Corbe hat die gesamte Markung von Owen genau unter die Lupe genommen. Anhand dieser Daten sollen bei Starkregenereignissen die Risikogebiete analysiert werden. Von Iris Häfner

Mittlerweile ist eines sicher: Vor Hochwasser ist niemand mehr sicher. Um mit einem vollgelaufenen Keller oder einer überfluteten Einliegerwohnung zu kämpfen, muss man nicht in Flussnähe wohnen. Auch wer auf dem Berg wohnt, hat bei starken und lang anhaltenden Regenfällen immer öfter das Nachsehen.

Um zu wissen, wo es Schwachpunkte in Owen gibt, hat die Stadt eine umfangreiche Flussgebiets- und Starkregenrisiko-Untersuchung unter dem Stichwort „Hochwassermanagement“ in Auftrag gegeben. „Die Situation hat sich verschärft. Wir in Owen sind zum Glück bislang verschont geblieben, aber unsere Topografie mit Teckberg und mehreren Bächen zwingt uns geradezu, die Lage gründlich zu untersuchen und zu analysieren“, zeigte Bürgermeisterin Verena Grötzinger den Ernst der Lage auf. Dies sei der erste Zwischenstand, der Antworten darauf gebe, wo kritische Punkte im Ort sein könnten.

Catharin Schäfer und Hannah Mirold-Stroh vom Büro Wald und Corbe stellten ihre Datensammlung nebst Analyse vor. Catharin Schäfer begann mit der Flussgebietsuntersuchung. Langer Regen verursacht Probleme. „Innerhalb kurzer Zeit ist der Dupiggraben in Kirchheim wegen Starkregen 2018 und 2021 übergelaufen. Wegen der großen Gewitterzelle ist auch das Radar am Stuttgarter Flughafen ausgefallen“, zeigte sie die Dimensionen auf. Damit Flüsse und Bäche über die Ufer treten, muss es entweder lang oder stark regnen. „Owen kann beides treffen. Neben der Lauter gibt es vier Nebengewässer. Dazu müssen die Hangflächen mit betrachtet werden“, so die Expertin. 

Mithilfe von hydraulischen Untersuchungen können eine Bestandanalyse angefertigt und damit Schwachstellen entdeckt werden. Daraus lässt sich wiederum eine Konzeption erstellen. Alle Gewässer hat sie nochmals detailliert untersucht: Wittum- und Stadtgraben, Wehr- und Säubach. Wichtige Grundlage ist dafür die Regenstatistik des Deutschen Wetterdiensts. „Die vielen und langen Verdolungsstrecken machen uns Probleme“, sagte Catharin Schäfer. Sie sind von zentraler Bedeutung, jedoch wäre es teuer, Lösungen für extreme Hochwassersituationen umzusetzen. „Die Seitengewässer reagieren schneller als die Lauter, deren Leistungsfähigkeit erst nach sechs Stunden Regen nicht mehr ausreichent“, erläuterte sie. 

Für künftige Bauvorhaben gilt: Ab einem 100er-Hochwasser – also dem angenommenen Wert, dass solch ein Ereignis alle 100 Jahre vorkommt – geht ein Bauverbot einher. Deshalb war die Untersuchung für das geplante Wohngebiet Pflaumenäcker zentraler Punkt. „Der Wittumbach läuft Richtung Teckhalle. Dort ist der Tiefpunkt und dort sammelt sich das Wasser“, zeigte sie einen Schwachpunkt auf.

Hannah Mirold-Stroh befasste sich mit der Gefährdung abseits der Gewässer. „An den Bachläufen ist man vorbereitet. Wenn es jedoch heftig regnet, werden die Anwohner vom Hochwasser überrascht. Deshalb haben wir die Starkregengefahrenkarte erstellt“, sagte sie. Zu beachten sind dabei Geologie, sprich die Bodenverhältnisse und die Topografie, wenn es beispielsweise um Hanglagen geht. Drei Szenarien hat sie durchgespielt: selten, außergewöhnlich, extrem. „Es geht um Gewitterregen, die in kurzer Zeit sehr intensiv sein können. Jeden Winkel habe ich in Owen abgelaufen“, verriet sie. Sie war und ist auf der Suche nach Schwachstellen. Wo sammelt sich das Wasser und „haut“ dann ab? Kann man das Wasser ein klein wenig mit Schwellen leiten? Wo gibt es Tiefgaragen? Wo halten sich große Menschenmengen auf? Auch nach versorgungsrelevanten Gebäuden hat sie Ausschau gehalten, ebenso nach möglichen Lagerstätten für Gefahrenstoffe – zu denen auch Düngemittel gehören können. Aus den gewonnenen Erkenntnissen kann die Feuerwehr Einsatzpläne ausarbeiten. „Es geht darum, Leben zu retten “, sagte Hannah Mirold-Stroh. 

Info Am Mittwoch, 13. Juli, findet um 19 Uhr im Herzog-Konrad-Saal in der Owener Teckhalle eine Infoveranstaltung für die Bevölkerung statt. Das Büro Wald und Corbe stellt die Zwischenergebnisse der Analyse und Untersuchung vor.