Einen Tag nach dem eskalierten Mietstreit mit zwei Toten und einem Brand stieg erneut Rauch aus dem fast komplett zerstörten Gebäude in der Esslinger Altstadt auf. Ein weiteres Eingreifen der Feuerwehr sei aber nicht notwendig gewesen, teilte die Esslinger Stadtverwaltung mit. Ob die Ermittler in dem Haus bereits Spuren sichern können, konnte ein Polizeisprecher nicht sagen: „Von dem Gebäude ist nicht viel übrig.“ Bereits am Donnerstagabend hatten die Einsatzkräfte der Feuerwehr das Haus bis auf das Erdgeschoss abgebrochen.
Die beiden Nachbargebäude wurden vorsorglich geräumt und müssen jetzt von einem Statiker geprüft werden. „Bis das Ergebnis der Prüfung vorliegt, ist der Zugang zu den Gebäuden nicht möglich und der Bereich um die Gebäude abgesperrt“, erklärt der Esslinger Baubürgermeister Hans-Georg Sigel. Die rund 20 Bewohner der beiden Häuser wurden von der Stadt untergebracht oder haben bei Bekannten Obdach gefunden.
Währenddessen laufen die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat mit Hochdruck weiter. Die beiden Toten sowie die verletzte 32-Jährige und der 76 Jahre alte Eigentümer wohnten laut Polizei alle in dem Mehrfamilienhaus am Rande der Esslinger Altstadt.
Mietvertrag gekündigt
So viel ist nach Informationen der Kriminalpolizei bisher bekannt: Einem 61-Jährigen wurde der Mietvertrag gekündigt, die Wohnung sollte am Freitag zwangsgeräumt werden. Mieter und Vermieter waren in der Vergangenheit wohl schon mehrfach in Streit geraten. Am Donnerstag eskalierte der Streit. Der Verdacht steht im Raum, dass der 61-jährige Mieter für den Brand in dem Gebäude und für den Tod des 31-jährigen Sohnes des Vermieters verantwortlich ist und danach sich selbst tötete. Beide Männer hatten offenbar Schussverletzungen. Eine mögliche Tatwaffe konnte sichergestellt werden. Wie die Polizei am Freitagnachmittag bestätigte, hatte der Täter, der keinen Waffenschein besaß, die Waffe selbst gebaut. Zudem war der mutmaßliche Täter laut den Behörden polizeibekannt – und nicht nur das: Die Polizei war in der Vergangenheit mehrmals zu dem Haus gerufen worden, in dem sich am Donnerstag die Tat ereignete.
Offenbar war es der 76-jährige Vater des Getöteten, der mit einer Drehleiter vom Balkon gerettet werden konnte. Die schwer verletzte Frau, ebenfalls eine Bewohnerin, wagte wohl den Sprung aus einem Fenster. Sie wurde mit einem Hubschrauber in eine Klinik gebracht.
Rund 100 Feuerwehrleute, Polizisten, Kriminalisten, Sprengstoffexperten und Rettungskräfte waren am Donnerstag vor Ort. Das brennende Haus in der Straße Am Kronenhof, eine Verbindungsstraße zwischen zwei stark belebten Einkaufsstraßen in der Esslinger Innenstadt, wurde weiträumig abgesperrt.
Oberbürgermeister Matthias Klopfer und Ordnungsbürgermeister Yalcin Bayraktar waren früh vor Ort. Klopfer sprach von einem „Schockzustand“. Nicht der erste in diesen Wochen: Ende Oktober ereignete sich im Esslinger Vorort Weil ein schlimmes Verkehrsunglück. Eine 39-jährige Frau und ihre beiden drei und sechs Jahre alten Kinder wurden von einem Auto überfahren und starben noch am Unglücksort. Klopfer: „Das ist wieder eine schwierige Situation für unsere Stadt.“
Auch bei den Stuttgarter Kickers und ihren Fans lösten die Ereignisse in der Esslinger Altstadt tiefe Bestürzung aus. So war der 31-jährige Sohn des Vermieters, der die Tat nicht überlebte, offenbar großer Anhänger der Blauen. „Luca war regelmäßig bei den Heimspielen auf dem Kickers-Platz und fieberte im B-Block mit den Kickers mit. Noch vergangenen Samstag war Luca beim Heimsieg gegen Mainz im Stadion“, schreibt die Fan-Abteilung der Kickers in einer Mitteilung in den sozialen Medien. Luca sei ein „Dunkelblauer“ gewesen, heißt es im Text weiter. tb/ez