Nürtingen. Zum dritten Mal hatten „Nürtingen ist bunt“ und das „Offene Solidarische Netzwerk Nürtingen“ am Montag zu einer Demonstration für Solidarität, Zusammenhalt und Demokratie aufgerufen, um ein gesellschaftliches Gegengewicht zu den sogenannten „Spaziergängern“ zu schaffen, die mit ungenehmigten Umzügen gegen Corona-Maßnahmen protestieren. Die Initiatoren um Walter Fieger wollten zuletzt nach eigenem Bekunden der schweigenden Mehrheit Stimme verleihen. Diesmal sollte durch Redebeiträge auf besonders belastete Gruppierungen eingegangen werden.
Beim Start der Demonstration vor dem Rathaus sprach Ruben Ell als Lehrer und Personalrat der Nürtinger Bodelschwinghschule über die teils chaotische Situation an den Schulen, die Lehrkräften, Kindern und Jugendlichen sowie Eltern viel abverlange. Nachdem der Demonstrationszug zum Schillerplatz weitergezogen war, appellierte Dr. Iris Aker, Oberärztin an der Filderklinik, in einer eindringlichen Rede an die Bürger, sich impfen zu lassen. Impfen bedeute Solidarität – mit Patienten, der Gesellschaft und nicht zuletzt mit Ärzten und Pflegepersonal. Die evangelische Dekanin von Nürtingen, Christiane Kohler-Weiß, sprach anschließend über die durch die Pandemie entstehenden Probleme aus Kirchen- und Diakoniesicht. Dankbar sei sie für alle, die sich impfen ließen, Verantwortung übernähmen und die Krankheit nicht verharmlosten.
Der Nürtinger SPD-Kreis- und Stadtrat und Kreisjugendring-Vorsitzende Michael Medla war mit seiner kleinen Schwester gekommen, um auf die schwierige Situation der Jugendlichen und Kinder hinzuweisen, die sich extrem solidarisch verhalten hätten. Wer gegen Corona-Maßnahmen protestieren wolle, dürfe sich nicht mit Rechtsradikalen und Verschwörungstheoretikern einlassen. Auch Marco Jaron vom Offenen Solidarischen Netzwerk Nürtingen warnte vor „egoistischen Querdenkern“ und rechten Kräften in der Spaziergänger-Bewegung.
Vorerst letzte Gegendemo?
Zum Abschluss der Demonstration drückte Initiator Walter Fieger seine Zufriedenheit über den Zuspruch für die drei Veranstaltungen aus. Man habe den öffentlichen Raum nicht einfach den sogenannten Spaziergängern überlassen. „Unser Ziel war es, empathisch und solidarisch zu sein.“ Nun sei es für ihn an der Zeit, um eine Denkpause einzulegen und sich andere Formate zu überlegen.
Die sogenannten „Spaziergänger“ waren indes wieder ungenehmigt, ohne Masken und inhaltlichen Äußerungen oder Einlassungen unterwegs. Laut Stadtverwaltung sollen wieder 450 Leute teilgenommen haben.
Damit die Gruppen, die sich beide ruhig verhielten, nicht aufeinandertreffen, wurden die Gegner der Corona-Regeln nicht wie üblich durch die Fußgängerzone gelassen. Stattdessen wurden die „Spaziergänger“ an dem Abend über den Innenstadtring geleitet. M. Klemke und A. Warausch