Bei den Kartoffeln ist 2024 alles anders. „Auf unseren guten Böden haben wir dieses Jahr die größten Probleme“, sagt Andreas Munk vom Lauterhof in Owen. Die Erde war so durchnässt, dass die Kartoffeln keine Luft mehr zum Wachsen hatten und das Kraut abstarb. Für die ersten Spätkartoffeln hieß das: Sie blieben nussgroß. Bei der Ernte mussten sie handverlesen werden, und am Ende kam mit viel Mühe ungefähr 20 Prozent dessen raus, was man eigentlich erwartet hatte. Die steinigen, eher ungeliebten Äcker, bringen dagegen heuer einen ganz ordentlichen Ertrag. Verkehrte Welt – die Landwirte hätten anders gepflanzt, wenn sie es gewusst hätten. Aber das hat niemand gewusst und niemand vorhergesagt.
Der Lauterhof ist auf Kartoffeln spezialisiert, acht verschiedene Sorten hat er dieses Jahr im Anbau: frühe und späte, festkochende und vorwiegend festkochende – so kann über einen langen Zeitraum die Nachfrage abgedeckt werden. Munks lassen die Knollen in Kisten vorkeimen, damit sie auf dem Acker einen guten Start haben. Schon vor 17 Jahren haben sie ihr eigenes Vertriebssystem aufgebaut und begonnen, die Kartoffeln in lichtdichte Papiertüten abzupacken und wöchentlich an Supermärkte, Metzgereien, Gastronomen und kleine Läden zu liefern, „jedem, so viel er braucht“, sagt Melanie Munk. Das ist viel Arbeit, aber die Kunden schätzen den Service und die frischen Produkte. Nur, dass seit Corona viele Kollegen auf diesen Zug aufgesprungen sind. „Wir müssen uns wieder was Neues einfallen lassen, das haben wir schon gemerkt“, stellt Andreas Munk fest. Neues auszuprobieren sieht er als eine Stärke des Lauterhofs: „Das haben wir schon immer gemacht und manches auch wieder verworfen.“
Dass Kartoffeln „ein geniales Produkt“ sind, findet das Ehepaar – Melanie Munk ist ausgebildete Diätassistentin – weiterhin. Für Eier gilt das auch: ein hochwertiges, Lebensmittel, von Natur aus steril verpackt und gesund. Eier sind das zweite Standbein des Hofs. Solange dieser noch im Ortskern angesiedelt war, war kein Platz für Hühnerhaltung. 2005 bot sich dann die Gelegenheit, einen Stall zu mieten und ins „Äule“ nördlich von Owen rauszuziehen.

Um mit Eiern etwas verdienen zu können, braucht es viele Hühner – rund 9000 sind es derzeit auf dem Lauterhof in Bodenhaltung. Sie hätten deutlich mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben und würden auch länger gehalten als üblich, erklären Munks. Dafür braucht das Federvieh nicht nur spezielles Futter, sondern auch eine jährliche Erholungsphase, die Mauser. Wenn Besucher durch die Glasscheiben in den Kaltscharrraum blicken, sehen sie geschäftige Hennen, die an den aufgehängten Körben mit Kartoffeln, Heu und Stroh picken, ab und zu aufgeregt herumrennen und zwischendrin ein Sandbad nehmen. „Das A und O ist, dass ein Huhn beschäftigt ist“, sagt Melanie Munk. Wenn sie Schulklassen zu Besuch hat – seit diesem Jahr ist der Lauterhof zertifizierter „Lernort Bauernhof“ – dürfen die Kinder Hühner streicheln, Hühnerfutter analysieren, Eierschachteln packen und mehr. Dafür hat man beim Bau des neuen Hühnerstalls extra einen Schau- und Aufenthaltsraum eingerichtet.
Große Solaranlagen auf dem Dach und Batteriespeicher sorgen dafür, dass der Hof seinen Bedarf an Strom zu 80 Prozent selbst deckt. Denn Nachhaltigkeit ist natürlich ein Thema und wird auch am Familientisch mit den drei Jungs im Teenie-Alter diskutiert. Für Melanie und Andreas Munk steht fest: „Wir wollen gar nicht immer weiterwachsen. Wir wollen das, was wir machen, noch besser machen.“
Produktion für die Region
Der regionale Direktverkauf ist Munks Spezialgebiet. Auf der Website des Lauterhofs www.munk-owen.de findet man die Liste der Geschäfte, die ihre Kartoffeln und Eier im Sortiment haben. Dazu kommt der Verkauf im eigenen Hofladen und an zwei Automaten in Kirchheim-Jesingen und Lenningen-Brucken.
Auf dem zertifizierten Lernort Bauernhof sind Schulklassen, Kindergärten und andere Kinder- und Jugendgruppen willkommen. Außerdem bietet der Familienbetrieb Hofführungen an, die rund 90 Minuten dauern. Kontakt: Telefon 0172 6046150 (Andreas Munk). ait