Die beiden Freunde sind 14 und 15 Jahre alt und haben eine gemeinsame Leidenschaft: Das Fotografieren in der Natur. Während sich der Holzmadener Kilian Steinhübl vor allem auf die heimische Vogelwelt spezialisiert hat, fotografiert Aaron Tenggara aus Ohmden darüber hinaus gerne auch andere Tiere in freier Wildbahn, Pflanzen und „kreative Sachen“, wie er sagt. Was er darunter versteht, zeigt ein Blick auf das Display seiner Kamera. Dort hat der 14-Jährige kürzlich mit einer sehr langen Belichtungszeit am späten Abend fahrende Autos aufgenommen, deren verwischte Scheinwerfer auf dem Foto als rote und weiße Lichtbänder abgebildet sind. Mit ihren Aufnahmen gestalten sie inzwischen Fotobücher und Kalender, die sie verschenken oder an Bekannte verkaufen.
Die Jungs – beide besuchen eine 9. Klasse am Ludwig-Uhland-Gymnasium in Kirchheim – kennen sich schon länger. Erst nach und nach entdeckten sie, dass sie beide gerne fotografieren, was ihre Freundschaft vertiefte. Wenn sie nicht gerade getrennt rund um ihren Wohnort auf Fotopirsch gehen, verabreden sich die beiden für gemeinsame Fototouren, wie unlängst zu einem Ausflug in ein Waldstück am westlichen Ortsrand von Holzmaden.
Schon von Weitem ist das Kreischen von Vögeln zu hören, das immer lauter wird, je näher der Waldrand kommt. „Das sind Reiher, die hier brüten“, erzählt Kilian. Hoch oben in den Baumwipfeln sind die Vögel gerade dabei, sich ihre Nester zu bauen. „Diese Brutkolonie gibt es hier erst seit zwei Jahren“, sagt er. Plötzlich ein anderes Gezwitscher. „Das sind Eichelhäher“, ist sich Aaron sofort sicher. Jetzt in den Wintermonaten kommen ihnen in dem Waldstück vor allem Bergfinken und alle Arten von Spechten vor die Linse.
Auf den Streuobstwiesen hat Kilian im vergangenen Sommer Wiedehopfe entdeckt und abgelichtet. „Das war schon besonders, weil die Vögel hier sehr selten sind“, erzählt er. Die Begegnung mit ihnen hat den 15-Jährigen derart beeindruckt, dass er danach auf eigene Faust Nistkästen aufgehängt hat. Überhaupt beschäftigt sich der 15-Jährige viel mit der Frage, wo und wann welche Vögel zu finden sind und wie sie sich in der Natur verhalten.
Sowohl Aaron als auch Kilian verstehen sich nicht nur als Naturfotografen, sondern vor allem auch als Naturschützer. Beim Fotografieren gehe es ihnen darum, die Tiere so wenig wie möglich zu stören. Wegen der Bodenbrüter appellieren sie deshalb an Hundebesitzer, ihre Vierbeiner auch außerhalb von Ortschaften an der Leine zu führen. „Wenn ein Bodenbrüter einmal beim Brüten gestört wird, dann kommt er nicht wieder“, sagt Kilian.
Hobby liegt in der Familie
Um einen möglichst großen Abstand zu ihren gefiederten Fotomodellen einhalten zu können, fotografieren die beiden jungen Fotografen, die vor nicht ganz zwei Jahren mit einfachen Digitalkameras begonnen haben, inzwischen mit langen Brennweiten und sehr leisen spiegellosen Systemkameras. Aaron hat dafür das Geld investiert, das er im vergangenen Jahr zu seinem Segnungsgottesdienst bekommen hat. Sein Freund hat sein Taschengeld gespart und sich von seiner Familie und seinen Verwandten finanziell unterstützen lassen. Hinzu kommt, dass die Großväter der beiden ebenfalls begeisterte Hobbyfotografen und Vogelbeobachter waren und sind.
Gefragt, was ein gutes Foto ausmacht, werden die beiden etwas nachdenklich. Für Kilian ist wichtig, dass sich sein Hauptmotiv scharf vor einem unscharfen Hintergrund abhebt und die Lichtstimmung ansprechend ist. Aaron sieht das ähnlich, will diese Einschätzung aber stärker dem Betrachter der Bilder überlassen. „Das sieht doch jeder etwas anders“, sagt er.