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Den weiten Kosmos der Musik erforscht

Portrait Bernhard Moosbauer aus Kirchheim ist Musiker durch und durch. Dabei ist er ebenso auf der Bühne zuhause wie als Komponist oder als Autor verschiedener Bücher. Von Rainer Kellmayer

Bernhard Moosbauer ist ein angenehmer Gesprächspartner. Der promovierte Musikwissenschaftler beeindruckt durch seine unprätentiöse Art und eine bedachte Sprache, besonders jedoch durch fundiertes Sachwissen: In der Musikhistorie kennt er sich ebenso detailliert aus wie auf dem Terrain der Harmonielehre, und auch mit der Instrumentenkunde ist Moosbauer bestens vertraut.

Schon als Jugendlicher war der 1960 in Kirchheim geborene Musiker und Wissenschaftler vielseitig interessiert. „Ich habe damals alles über Musik gelesen, was ich in die Finger bekam. Besonders fasziniert haben mich die Bücher des berühmten Musikwissenschaftlers Alfred Einstein“, sagt Moosbauer. Die Monografie „Mozart“ und Einsteins Abhandlung „Die Romantik in der Musik“ habe er geradezu verschlungen. Da verwundert es nicht, dass selbst Moosbauers Musiklehrer am Kirchheimer Ludwig-Uhland-Gymnasium von ihm lernen konnte. „Mein Lehrer suchte in einer Haydn-Sinfonie verzweifelt nach dem zweiten Thema. Als ich ihm erklärte, dass Haydn diese Sinfonie monothematisch konzipiert hat und es somit kein zweites Thema gibt, war er sehr erstaunt.“ Mit zehn Jahren begann Bernhard Moosbauer den Violinunterricht bei Gabriele Schütz, doch spannender als das Geigenspiel war für den jungen Musiker das Komponieren. Dennoch machte er auf dem Streichinstrument schnelle Fortschritte: Er spielte im Schulorchester und später unter der Leitung von Ernst Leuze im Schwäbischen Kammerorchester, wobei zur Violine noch die Bratsche hinzukam.

Nach dem Abi an die Musikhochschule

Schon früh war Moosbauers Weg vorgezeichnet. Als 1980 das Abitur geschafft war, ging es an die Stuttgarter Musikhochschule zum Studium der Schulmusik mit dem Beifach Musikwissenschaft. Neben den theoretischen Fächern beschäftigte sich der vielseitig interessierte Student intensiv mit dem Instrument. Ein Glücksfall war, dass er mit Professor Enrique Santiago, dem Solobratscher des ehemaligen Radiosinfonieorchesters Stuttgart, einen akribischen Lehrer hatte. „Der intensive Unterricht bei Santiago hat mir wesentliche instrumentaltechnische Impulse vermittelt“, erinnert sich Moosbauer. Doch damit war sein Hunger auf neue Entdeckungen im weiten Kosmos der Musik längst nicht gestillt: Nach dem ersten Staatsexamen nahm er in Stuttgart ein Kompositionsstudium auf. Von den renommierten Avantgarde-Protagonisten Helmut Lachenmann und Milko Kelemen erhielt Moosbauer wertvolle kompositorische Anregungen, doch seiner eigenen Tonsprache blieb er stets verpflichtet.

Der nächste Schritt führte den Wissbegierigen nach Tübingen ans Institut für Musikwissenschaften. Schon vor dem Abschluss des Studiums mit der Magisterarbeit und der anschließenden Dissertation wurde Moosbauer von der Universität als Lehrbeauftragter verpflichtet – eine Tätigkeit, die er bis zum Jahr 2001 wahrnahm.

„Meine Liebe zur Alten Musik wurde 1980 durch ein Schlüsselerlebnis geweckt“, erzählt Moosbauer. Damals wurde die Orgel in der Kirchheimer Martinskirche überholt. In den Pausen musizierten die Restauratoren auf historischen Instrumenten, und Moosbauer klinkte sich – fasziniert von diesem besonderen Klang – mit der Bratsche ein.

Er blieb am Ball und erweiterte seine Expertise in Alter Musik am Konservatorium in Straßburg. Beim Studium der Barockgeige in der Klasse von Michi Gaigg, einer Expertin für barocke Musik, vertiefte der Musiker seine Kenntnisse im Umfeld der historisch informierten Aufführungspraxis.

In der Freizeit spielt er Billard

Den reichen Erfahrungsschatz bringt Moosbauer, der zwei Bücher verfasste und bei der Revision der Schubert-Ausgabe mitgearbeitet hat, bei den Konzerten mit seinem auf Originalinstrumenten musizierenden Ensemble Concerto Imperiale ein. „Ich erarbeite vorab ein Konzept, bin jedoch in den Proben stets für Anregungen der Kollegen offen“, gibt Moosbauer einen Einblick in die musikalische Werkstatt. In kollegialer Absprache würden gemeinsam schlüssige Interpretationen erarbeitet.

Und was macht der vielbeschäftigte Musiker in der Freizeit? „Ich bin sehr an Kunst und Architektur interessiert“, erzählt Moosbauer. Doch auch Snooker-Billard begeistert ihn, und ausgedehnte Bergtouren sorgen für die körperliche Fitness.