Beim Phönix geht es viel schneller, wenn er aus seiner Asche neu ersteht. Aber obwohl sich ein Bauprojekt nicht mit der Sagenwelt vergleichen lässt, ist beim Schafstall am Randecker Maar die Parallele zum Phönix an einem Punkt
berechtigt: Der Neubau braucht den Vergleich mit dem historischen Gebäude nicht zu scheuen. Im Gegenteil – nach außen wird er in Form und Größe nahezu identisch wirken. Und im Inneren ergeben sich durch den Neubau ganz andere Möglichkeiten für die Raumaufteilung, weil nun der Denkmalschutz komplett entfällt.
Das mit dem Denkmalschutz ist so eine Sache. Hendrik van Woudenberg, der Leiter der Jugendhilfe-Einrichtung Ziegelhütte, die den alten Schafstall umbauen wollte und nun den neuen Schafstall aufbauen will, erinnert sich an eine besondere Ironie nach dem Brand vom November 2017, der das alte Gebäude vollkommen zerstört hat: „Nur wenige Tage danach habe ich eine Förderzusage von der Denkmalbehörde erhalten.“ Zu dem Zeitpunkt war der Förderbescheid bereits hinfällig, denn Hendrik van Woudenberg hat schnell erfahren: „Ein abgebranntes Denkmal ist keins mehr.“
Für den Neubau, der rund zwei Millionen Euro kosten soll, musste sich die Ziegelhütte also auf die Suche nach neuen Geldquellen machen. Spenden sind ein wichtiger Teil der Finanzierung. Weil das Gebäude auch schulischen Zwecken dient, gibt es zudem einen entsprechenden Zuschuss des Regierungspräsidiums. Hinzu kommen KfW-Fördermittel und die Leistungen der Brandschutz-Versicherung. Letzteres sorgte für widersprüchliche Fristen: Während es bei Zuschüssen wichtig ist, mit dem Bauen zu warten, bis die Zusage eingetroffen ist, hatte die Versicherung das umgekehrte Problem. Verstreicht zu viel Zeit zwischen Brand und Wiederaufbau, gehen die Ansprüche verloren.
Lange Verhandlungen gab es mit den Ämtern, unter anderem wegen der Naturschutzauflagen. Hendrik van Woudenberg lobt die Behörden aber, weil es immer gelungen ist, gemeinsam Kompromisse zu finden. So werden die Fenster des Neubaus mit Schiebeläden versehen. Bei Nacht fällt somit kein Licht nach draußen, das die Tierwelt irritieren könnte. Größere Glasflächen werden mit Gittern versehen, sodass keine Vögel dagegenfliegen. Und auch fürs Dachgeschoss gab es einen Kompromiss: „Wir können auf beiden Seiten mit Dachgauben arbeiten.“
Der Neubau rückt weiter von der Straße weg
Als das Landratsamt die Baugenehmigung in Aussicht gestellt hatte, tauchte ein neues Problem auf: „Das Regierungspräsidium hat seine Zustimmung verweigert, weil der Abstand zur Straße beim Neubau größer sein muss als im Bestand.“ Auch hier gab es schließlich eine Lösung: Statt 20 Metern genügen jetzt auch zehn Meter Abstand zur Straße. Trotzdem rückt das Gebäude weiter von der Straße weg als der Vorgängerbau. Deswegen mussten Grundstücke getauscht werden, was weitere Verzögerungen gebracht hat.
Dabei hätte bereits die interne Planung genügend Zeit in Anspruch genommen, um aus dem Neubau das Optimum herauszuholen. Das scheint jetzt aber gelungen zu sein. Der Saal im Norden des Gebäudes reicht vom Erdgeschoss bis zum First. Der Fußwalm, der dem alten Gebäude nachempfunden ist, soll die Bühne des Saals überdachen. Das Dachgeschoss im Süden ist als neuer Standort für die Verwaltung der Ziegelhütte vorgesehen.
Am Ende kam der Neubau sogar schneller voran als gedacht: „Statt irgendwann im Mai ging es schon Ende April los“, sagt Hendrik van Woudenberg. „Wir können mit dem Hochbau also schon vor den Sommerferien beginnen.“ Somit lässt sich die ursprüngliche Idee wieder aufnehmen – der Bau des Schafstalls als Berufserkundungsprojekt für die Jugendlichen der Ziegelhütte. In diesem Sinn war bereits das erste Projekt erfolgreich, auch wenn der alte Schafstall niedergebrannt ist, weil sich Akkus entzündet hatten: „Einer unserer Jugendlichen hat damals Gefallen am Zimmermannshandwerk gefunden. Inzwischen hat er seine Ausbildung längst abgeschlossen.“ Dieser Erfolg darf sich gerne wiederholen.