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Der Bestattungswald sorgt für Unruhe

Streit Bei der Bürgerfragestunde ging es zur Sache, es fielen deutliche Worte. Noch ist aber nichts entschieden. Von Iris Häfner

Das Interesse an der jüngsten Sitzung des Dettinger Gemeinderats war groß. Die Stühle für die Besucher reichten nicht aus. Rathausmitarbeiter holten noch schnell Nachschub aus dem Depot, sodass es jeder in der Schlossberghalle bequem hatte.

Ab dem Tagesordnungspunkt „Bürgerfragestunde“, der nach hinten verschoben worden war, war es dann aber vorbei mit der Bequemlichkeit. Eine Bürgerin wurde emotional, vor allem der mögliche Bestattungswald auf dem Käppele ist ihr ein Dorn im Auge. Bürgermeister Rainer Haußmann ermahnte sie zur Ruhe und fand seinerseits deutliche Worte. Von Belästigung war die Rede und davon, dass er in seinem Heimatort diskreditiert werde. „Das betrifft meine Privatsphäre, und die ist mir persönlich heilig“, sagte er. Nicht akzeptabel sei das Verhalten. Für künftige Fälle behalte er sich daher rechtliche Schritte vor. In Sachen Bestattungswald sei noch nichts entschieden, das Verfahren demokratisch.

Eine weitere Bürgerin bemühte sich um Sachlichkeit bei diesem sensiblen Thema. Sie ist Anwohnerin an der Stelle, einem Nadelöhr in Dettingen. „Hier herrscht bereits Chaos. Ich habe nichts gegen einen Bestattungswald, aber bevor etwas entschieden wird, sollte man sich gut überlegen, ob man das einzige Naherholungsgebiet, das die Dettinger noch haben, dafür opfert“, erklärte sie. Diese Aussage nahm der Schultes zur Kenntnis und vertröstete die Zuhörerin auf den Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ am Ende der Sitzung. Da werde er näher auf diese Thematik eingehen.

Schließlich war es so weit. Bezüglich des Bestattungwalds gebe es Flugblätter und eine Unterschriftenaktion im Ort. „Die Frage stellt sich: Was steht zur Unterschrift an. Ich sehe einen Anlass für einen Faktencheck“, sagte er. Zwölf Punkte listete er auf. „Es gibt keinen Beschluss“, stellte er klar. Im Oktober vergangenen Jahres wurde die Idee eines Bestattungwalds dem Gemeinderat vorgestellt, der darüber in öffentlicher Sitzung debattierte. Eine theoretisch mögliche Fläche von zunächst knapp zwei Hektar wurde auf dem Käppele gesehen, mit einer möglichen Option zu einer Erweiterung.

Grundsätzlich würden bei solch­ wichtigen Entscheidungsprozessen die Bürger beteiligt. „Corona hat das dieses Jahr verhindert. Frühestens 2021 können wir diesen Schritt gehen“, erklärte Rainer Haußmann. Auf dem Flugblatt wird der Friedwald in Wangen als Beispiel aufgeführt und Zahlen genannt. „Wangen ist fünf bis sieben Mal so groß wie unsere definierte Fläche“, so der Schultes. Die auf dem Blatt genannten Pkw-Zahlen hält er für unplausibel, außerdem gebe es keine Verkehrsprognose. „Der Gemeinderat ist immer Herr des Verfahrens“, sagte er weiter. Das bezieht sich sowohl auf die Trägerschaft als auch die Größe des Bestattungswalds. Ebenfalls entscheiden kann das Gremium, ob Auswärtige auf dem Käppele ihre letzte Ruhe finden dürfen.

Johan Homburg ist als Bestatter auf den beiden Dettinger Friedhöfen tätig. Er hatte die Idee für einen Bestattungswald auf dem Käppele. Es gibt eine große Nachfrage nach Naturbestattungen, ist seine Erfahrung. Doch im Landkreis Esslingen besteht dazu bislang nicht die Möglichkeit. Die nächs­ten Friedwälder liegen in Wangen und in Münsingen.