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Der bundesweit beste Hörakustiker seines Jahrgangs

Beruf Valentin Hofmann hat seine Ausbildung bei „Hörgeräte Langer“ in Kirchheim absolviert. An seinem Beruf gefällt ihm vor allem das Menschliche und Handwerkliche. Von Heike Siegemund

Valentin Hofmann erinnert sich noch genau an den Moment, in dem er den überraschenden Anruf erhielt: In Lübeck war er mit seinen Freunden aus der Ausbildungszeit unterwegs, als sein Handy klingelte. „Ich wurde gefragt, ob ich zur Freisprechungsfeier kommen will. Für mich sei in der ersten Reihe ein Platz reserviert.“ Was dies konkret zu bedeuten hatte, wusste der 25-Jährige in diesem Moment noch nicht. Doch schon am nächsten Tag war bei der Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse klar: Der junge Mann, der bei „Hörgeräte Langer“ im Kirchheimer Nanz-Center tätig ist, hatte die Prüfung zum Hörakustikergesellen bestanden. Mehr noch: Er gehörte zu den Besten seines Jahrgangs aus ganz Deutschland.

Doch das Geheimnis, welchen Platz Valentin Hofmann im Ranking der Besten belegte, wurde zu diesem Zeitpunkt noch nicht gelüftet. Das sollte Valentin Hofmann erst bei der Freisprechungsfeier in Lübeck erfahren. „Ich saß in der ersten Reihe mit schwitzigen Händen, zusammen mit zwei anderen, die auch nicht wussten, was abgeht“, blickt der 25-Jährige schmunzelnd zurück. Am Ende der Veranstaltung wurde zuerst der Drittplatzierte auf die Bühne gerufen, anschließend der Zweitbeste – „dann hat bei mir es Klick gemacht“.

Die Tatsache, dass der Neuffener Deutschlands bester Hörakustiker seines Jahrgangs ist, haut ihn noch immer um. „Mir fehlen die Worte dafür. Es ist heftig, surreal, auch überfordernd“, sagt der sympathische, bescheidene junge Mann. Er sei schon stolz, habe aber auch großes Glück gehabt: „Ich hatte nette Prüfer, die wohlwollend waren“.

Dass sein herausragendes Abschneiden aber nicht nur an den Prüfern lag und er selbst den größten Teil zu seinem Erfolg beitrug, bestätigt Julian Klaus, Hörakustikmeister und Filialleiter von „Hörgeräte Langer“ in Kirchheim: „Für mich kam dieses Ergebnis gar nicht so überraschend. Denn dass er das Zeug dazu hat, wussten wir schon lange“. Auch von den Kunden erhalte Valentin Hofmann stets viel Lob. Seine „tolle ruhige Art“ komme an, und sein technisches Knowhow sei eine Bereicherung. „Er ist einfach fit und kann ganz schön stolz auf sich sein“, betont Julian Klaus.

Hörtests und Beratungsgespräche gehören zur täglichen Arbeit von Valentin Hofmann, dem Bundessieger seines Jahrgangs. Fotos: Carsten Riedl

Valentin Hofmann gehörte zu knapp 800 jungen Menschen, die deutschlandweit im Jahr 2020 die Ausbildung für Hörakustiker gestartet hatten. 785 waren zur Gesellenprüfung angetreten; davon haben im Juli dieses Jahres 651 bestanden. Sein Abitur hatte Valentin Hoffmann 2017 am Kirchheimer Ludwig-Uhland-Gymnasium gemacht. Anschließend brach er für „Work and Travel“ nach Neuseeland auf, wanderte außerdem auf dem Jakobsweg, jobbte ein bisschen. Auf den Beruf des Hörakustikers stieß er schließlich „ein bisschen unfreiwillig“, wie er sagt, bei einem Online-Berufstest. „Ich wusste bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht, dass es diesen Beruf gibt“, sagt er. Sein Ziel sei immer gewesen, mit Menschen zu arbeiten. Außerdem habe er ein großes technisches und handwerkliches Interesse. Beides biete ihm der Beruf als Hörakustiker.

Weil zum selben Zeitpunkt bei „Hörgeräte Langer“ ein Ausbildungsplatz frei war, von dem er über eine Stellenanzeige im Teckboten erfuhr, entschied sich der Abiturient für diesen Weg – und bereute seine Entscheidung zu keiner Zeit. Drei Jahre dauerte die Ausbildung, einschließlich dem Besuch der Berufsschule für Hörakustikerinnen und Hörakustiker in Lübeck. „Hier kommen alle Auszubildenden aus ganz Deutschland zusammen“, erzählt Valentin Hofmann. Während seiner Berufsschulzeit war er in einem Internat untergebracht, erlebte eine „coole Zeit“, knüpfte Kontakte und schloss Freundschaften. Die Unterrichtsfächer reichten von Audiologie und Otoplastik über Hörgeräteanpassung, Beratung und Psychologie, Geschäftsvorgänge und Abrechnung bis hin zu Wirtschaft sowie Service und Instandhaltung. Bei der praktischen Abschlussprüfung galt es zum Beispiel, mit Silikonmasse eine Abformung eines Ohrs herzustellen, einen Hörtest zu machen und ein technisch orientiertes Beratungsgespräch zu führen.

 

Hörgeräte sind heutzutage unfassbar komplex und hochtechnisiert. 
Valentin Hofmann

 

„Früher habe ich nicht darauf geachtet, ob Menschen ein Hörgerät tragen. Jetzt erkenne ich das sofort“, sagt Valentin Hofmann. Und das, obwohl die Geräte inzwischen sehr klein und nahezu unsichtbar seien. Bestimmt mehr als die Hälfte der über 70-Jährigen habe „einen Hörverlust in irgendeiner Form“. Der Bedarf bestehe; allerdings sei bei vielen ein Hörgerät noch immer mit einem gewissen Stigma verbunden, bedauert der 25-Jährige. Die Beratung und „das Menschliche“ stelle deshalb einen großen Teil seiner Arbeit dar.

Der andere Aspekt ist das Technische: „Die Geräte sind heutzutage unfassbar komplex und hochtechnisiert“. Mithilfe des Computers müssen Messungen vorgenommen werden; außerdem gehört zu seiner Arbeit auch, Hörgeräte zu reinigen, sie auseinanderbauen und Bauteile zu ersetzen, sollten diese kaputt sein.

Und wie geht es für Valentin Hofmann nach seinem Erfolg beruflich weiter? „Ich will in der Branche bleiben“, betont der Neuffener und fügt schmunzelnd hinzu: „Der Meister steht noch in den Sternen – schau‘ mr mal“.