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Der Erkenbergbrunnen – vor 50 Jahren ein weitsichtiger Neubau

Manche schönen Dinge in einem Ortsbild verschwinden still und leise. So gibt es den Neidlinger Schwanenbrunnen längst nicht mehr. Ganz anders der Erkenbergbrunnen: Als er an der heutigen Erkenbergstraße dem Bau der Seestraße weichen musste, bewies die Gemeinde Weitsicht und baute 1973 einen neuen Brunnen. Zu verdanken ist diese Weitsicht vor allem dem früheren Bürgermeister Ulrich Rieker seiner Frau Rosemarie. Zum 50-jährigen Bestehen wurde gefeiert: Der Neidlinger Bauhof hatte den Brunnen gründlich geputzt und die Straße abgesperrt, die Landfrauen übernahmen den Brunnenschmuck und die Bewirtung, der Posaunenchor der Evangelischen Kirchengemeinde Neidlingen die musikalische Begleitung.

Nach einer Andacht unter dem Motto „Atempause“ erläuterte Bürgermeister Jürgen Ebler die Geschichte des Brunnens. Die Neidlinger waren in ihrer Geschichte zwar nicht mit Geld gesegnet, aber sie waren reich an Natur, Wald und Wasser. Ebler verwies auf das 16. Jahrhundert, in dem die armen Neidlinger ihren Wald verpfänden mussten: Viele erhalten gebliebene alte Urkunden seien Pfandurkunden. Anders als das Geld floss aber das Wasser stets mit großer Zuverlässigkeit, so auch im Sommer 2023, als die Quellensteige auch nach vier Wochen ohne Regen noch mit unverminderter Leistung schüttete. Während die Frauen aus Hülben früher den Berg hinunterlaufen mussten, um an Wasser zu gelangen, dieses in Eimern auf dem Kopf frei balancierend auf die Albhochfläche brachten, konnten die glücklichen Neidlinger ihr Vieh direkt zu den Brunnen im Ort führen.

In der Andacht mit Pfarrerin Ute Stolz und dem „Atempause“-Team ging es um den körperlichen, seelischen und geistlichen Durst. Der Evangelist Johannes berichtet von der gesellschaftlich geächteten Samariterin, die in der brütenden Mittagshitze ganz alleine zum Jakobsbrunnen kam und dort Jesus begegnet – und mit ihm zugleich der Liebe und Wahrheit. Bei der Feier blieb hingegen niemand alleine, viele blieben zwei Stunden und länger auf den Bierbänken sitzen, zu einem ausgiebigen Schwätzchen. Von der Kirchengemeinde gab es für alle eine Postkarte mit vier Brunnen, die noch immer das Neidlinger Ortsbild verschönern.     Peter Dietrich