Die Fülle – darum geht es bei Eva Hoppert nicht nur in ihren Bildern. Die gebürtige Wienerin ist in ihrer Schaffenskraft nicht zu bändigen. Spricht sie von ihrem Atelier in Zizishausen werden die offenen, sprechenden Augen noch lebendiger. „Fülle, Freude, Dankbarkeit – das ist gute Seelennahrung“, sagt sie in der Galerie Diez in Dettingen.
An diesem Morgen ist sie damit beschäftigt, ihre ausgewählten, akkurat eingepackten Werke auszupacken und den richtigen Platz im Raum zu finden. „Im Prinzip malt sie sich selbst, ihre Naturverbundenheit kommt in ihren Bildern zum Ausdruck. Die überträgt sie auf die Leinwand. Das ist Natur pur – kraftvolle, üppige Natur“, beschreibt Galerist Wolfgang Diez seine langjährige Künstlerkollegin. Kennengelernt haben sie sich beim gemeinsamen Studium an der Nürtinger Kunstschule. „Das waren die schönsten Jahre meines Lebens, da war ich Anfang beziehungsweise Mitte 40“, kommt Eva Hoppert, die in Nürtingen wohnt, ins Schwärmen. Vier Jahre lang habe sie einmal im Leben ohne Druck mit vielen anderen Menschen das machen können, was sie erfüllt.
„Mich springen die Bilder richtig an. Das passt: Spring – das heißt ja auf Englisch Frühling“, sagt Wolfgang Diez. Moderne Malerei bringe Eva Hoppert auf Leinwand und Papier, die er als expressionistischen Impressionismus bezeichnet. Da Kunst in den Ort gehört, betreibt er die Galerie. Und weil draußen gerade alles blüht, soll es auch in dem einstigen Krämerladen blühen. Florale Bilder sind zu sehen, vor allem aber wilde Natur pur.
An Eva Hoppert fasziniert den Galeristen aber auch deren Disziplin und Organisation. „Ich bin total sortiert“, beschreibt sie sich selbst. Und dann ist da im Gegensatz dazu die Wildheit in ihrem Pinselstrich, die aus ihrem Inneren herausfließt. Die Gefühle, die sie in der Natur spürt, will sie auf der Leinwand festhalten und interpretieren. „Mein Lieblingsmotiv ist das Ufer mit seinem Gestrüpp. Den Neckarfahrradweg fahre ich gerne und oft“, verrät sie. Schon zückt sie ihr Mobiltelefon, zeigt die Fotos, die sie unterwegs geschossen hat. Manche davon sehen an sich schon aus wie Gemälde, wenn sie sich an Formen, Farben und Lichtspiele heranzoomt. „Mein Großvater war in Wien Fotograf, zwei Schwestern von ihm auch“, erzählt sie.
Das Atelier in Zizishausen, direkt über der Kreissparkassen-Filiale gelegen, ist jetzt ihr Schaffenszentrum, jeden Tag ist sie dort. „Manchmal zieht es mich zur Wildheit, dann wieder zur Ruhe – je nach Stimmungslage“, sagt Eva Hoppert. Nicht selten übermalt sie ihre Bilder, was mitunter auch praktische Gründe hat. So lässt sich Leinwand sparen. Vor allem aber gefällt ihr der ein oder andere Pinselstrich nicht mehr, das Bild muss optimiert werden. Ganze Geschichten sind auf der Leinwand dem Blick des Betrachters verborgen. Ein Bild in üppig grün-weißer Ausformung lässt nicht vermuten, dass die Künstlerin zunächst sich und ihren Mann als Brautpaar gemalt hat. „Das wurde dann halt so“, sagt sie.
„Es ist das Streben nach dem Paradies – der Name Eva ist Programm“, sagt Wolfgang Diez und spricht von ungebändigter Naturkraft. Schönheit ist für Eva Hoppert gerade in Zeiten wie diesen wichtig. „Bei all dem Elend, dem Schmerz und der Pein braucht es etwas, an dem man sich erfreuen kann“, sagt sie, ohne das Wort Krieg zu gebrauchen. Zuvor schon hat Corona auch ihre Zeiteinteilung verändert, sie war mehr zu Hause als im Atelier. Keine Ausstellung, keine Veranstaltungen haben auch sie ausgebremst. Um so mehr legt sie jetzt wieder los. „Malerei ist Genuss“, sagt sie. Und dann kommt wieder ihre praktische Ader durch. „Ich mache viele meiner Farben selber“, sagt sie und erzählt von Pigmenten und Marmormehl.
InfoDie Vernissage zu „Blühendes Dettingen unter Teck“ in der Galerie Wolfgang Diez, Kirchheimer Straße 85, mit Werken von Eva Hoppert findet am Sonntag, 1. Mai, von 11 bis 16 Uhr statt. Bis Sonntag, 29. Mai, ist die Galerie geöffnet freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr.