Auch wenn die rund 80 jungen Feuerwehrmitglieder im Alter von 10 bis 17 Jahren den Ernstfall nur probten, musste alles schnell gehen und jeder Handgriff sitzen. Mit der Großübung feierten die Nachwuchskräfte das 50-jährige Bestehen der Jugendfeuerwehr Ohmden. Deren Löschfahrzeug rollte schon eine Minute nach der Alarmierung um 13.30 Uhr in den Wiestalweg. Dort war im Heizkeller der Gemeindehalle ein Brand ausgebrochen. Den mussten Konrad (17) und Felix (12) zusammen mit ihren Kameraden von der Jugendabteilung löschen. In Windeseile warfen sich die zwei Nachwuchskräfte ihre Pressluftatmer über die Schultern.
Während einige der Junioren ein Standrohr an den Hydranten anschlossen, die Schläuche ausrollten und sie mit den Verteilern verbanden, um die Löschwasserversorgung sicherzustellen, rannten die beiden Atemschutzträger zur Eingangstür des Gebäudes. Nach und nach trafen auch die Jugendfeuerwehren aus Aichelberg, Holzmaden, Weilheim, Neidlingen, Bissingen, Jesingen und Schlierbach ein, um den Übungseinsatz tatkräftig zu unterstützten. Ohne zu zögern drangen Konrad und Felix in das Gebäude vor. Durch die defekte Lüftung im Heizkeller hatte sich der Rauch in der ganzen Gemeindehalle verteilt. Die beiden Hilfskräfte konnten kaum die Hand vor Augen sehen. Deshalb gingen sie in die Hocke und arbeiteten sich mit abgespreiztem Bein, das sie zur Personensuche einsetzten, an den Wänden entlang durch Flure und Räume.
Bei öffentlichen Gebäuden besteht die Herausforderung darin, dass sich laut Matthias Rasper nicht nur viele Menschen in ihnen befinden können, sondern unabhängig von Veranstaltungen auch der Hausmeister oder Putzpersonal. „Befinden sich Kinder in den Räumen, muss man wissen, dass sie dazu neigen, sich in Gefahrensituationen zu verstecken“, so der stellvertretende Kommandant der Ohmdener Wehr. Deshalb suchten Konrad und Felix auch unter Tischen und in Schränken. Es dauerte nicht lange, bis die beiden Jugendlichen die erste Person mit einer Rauchgasvergiftung ins Freie brachten. Dort hatten die Nachwuchsretter des Deutschen Roten Kreuzes Weilheim einen Behandlungsplatz für Verletzte eingerichtet.
In der Zwischenzeit hatten einige Jugendfeuerwehrleute eine Riegelstellung zum benachbarten Kindergarten aufgebaut. „Sie verringert die Wärmestrahlung und verhindert Funkenflug“, erklärte Hannes Hauser. Laut dem Ohmdener Jugendfeuerwehrleiter stellt eine Riegelstellung damit sicher, dass ein Brand nicht auf angrenzende Gebäude übergreift. Parallel wurde an der Rückseite der Gemeindehalle eine Leiter aufgestellt, über die die Menschenrettung aus dem zweiten Stockwerk erfolgte. Die Floriansjünger halfen den Geretteten, aus dem Fenster zu klettern. Vor dem Abstieg sicherte ein Feuerwehrmann das Mädchen mit einem Rettungsknoten am Seil und sich selbst an einem Fixpunkt. Dann kletterte die Jugendliche mithilfe der Rettungskräfte über die Leiter nach unten, wo sie dem DRK übergeben wurde.
Von Großübung begeistert
Mittlerweile hatten die Atemschutzgeräteträger Nils (15) und Lukas (15) bei der Suche nach weiteren Vermissten auch die Fenster der Gemeindehalle geöffnet. So konnte der Drucklüfter, den ihre Kameraden an der Eingangstüre aufgestellt hatten, den Rauch aus dem Gebäude blasen. Nils und Lukas waren von der Großübung begeistert. Sie lernten die Arbeitsweise und die Ausrüstung von Wehren kennen, mit denen sie später in der Einsatzabteilung unter Umständen zusammenarbeiten müssen. Bei der Übung erfuhr Felix auch mehr über seinen eigenen Leistungsstand. „Ich bin froh, bei der Jugendfeuerwehr zu sein. Ich lerne mit Notsituationen umzugehen und mich richtig zu verhalten“, sagte der Ohmdener und fügt hinzu: „Das fängt beim Absetzen eines Notrufs an und reicht über die Erste Hilfe bis zum Löschen eines Feuers.“ Hannes Hauser jedenfalls zeigte die Simulation, dass die beteiligten Jugendfeuerwehren einen hervorragenden Leistungsstand aufweisen.