Ein gute Portion Wehmut ist schon dabei. Nach zwölf Jahren als Leiterin der Weilheimer Limburg-Grundschule geht Ulrike Haist aber auch „mit viel Freude, beschwingt und entspannt“ in den Ruhestand - nicht zuletzt deshalb, weil sie die Schule für die Zukunft in guten Händen weiß: Ab dem kommenden Schuljahr übernimmt die bisherige Konrektorin Eileen Müller das Ruder.
Was Ulrike Haist an ihrem Beruf begeistert hat, sind die Kinder. „Sobald man eine Klasse betritt, begibt man sich auch in eine Beziehung mit den Schülern“, sagt sie. Wie wichtig die für viele Mädchen und Jungen ist, hat sie über die Jahre immer wieder erfahren. Zum Beispiel, als ein besonders verschlossener Schüler, der anfangs allzu oft durch destruktives Verhalten aufgefallen war, immer fröhlicher und freundlicher wurde und ihr zum Abschied einen Zettel schrieb: „Bleib so wie du bist, denn so bist du perfekt.“
Allzu oft jedoch hat Ulrike Haist sich auch im Spagat üben müssen: „Der Job der Schulleiterin ist sehr vielschichtig und vielseitig. Es ist schwierig, alles unter einen Hut zu bringen“, weiß sie. Unterrichten, ein offenes Ohr für Kinder und Eltern zu haben ist nur das eine. Dazu kommen organisatorische Aufgaben, inhaltliche Entscheidungen und sogar bauliche Fragen. Davon hat es in den vergangenen Jahren viele gegeben.
So wurde 2011 der Ganztagsbetrieb an der Limburg-Grundschule eingeführt. „Das war ein großes Stück Arbeit“, so Haist, Und zwar nicht nur inhaltlich. „Wir mussten auch viel Überzeugungsarbeit leisten“, sagt sie. Der Ganztag kam früh, und Weilheim war eher ländlich geprägt. Auch an den Mensa-Einbau erinnert sie sich nur zu gut: „Sie bei laufendem Betrieb in den Altbau zu integrieren, war schon eine Belastung.“ Auch das Lehrerzimmer musste neu gestaltet werden, ebenso wie die Klassenräume. Der Aufwand hat sich jedoch gelohnt: Mittlerweile erfreuen sich die Ganztagsangebote immer größerer Beliebtheit. Es gibt noch viele weitere kleine und große Baustellen, die Ulrike Haist auf Trab gehalten haben: die Einführung des individualisierten Lernens, die Fremdevaluation der Schule - und das Thema Medien. Nicht nur in dem Punkt bekam Ulrike Haist 2015 dann aber tatkräftige Unterstützung: Eileen Müller trat die Stelle der Konrektorin an der Limburg-Grundschule an und trieb auch das Thema Digitalisierung konsequent voran.
Corona hat Ulrike Haist nun kurz vor ihrem Abschied noch vor besonders große Herausforderungen gestellt. „So hatte ich mir mein letztes Jahr nicht vorgestellt“, sagt sie. Ähnlich ergeht es ihrer Nachfolgerin. Ihre Visionen und Pläne für die Zukunft hat sie vorläufig zurückgeschraubt: „Jetzt geht es erst einmal ums Überleben“, formuliert es Eileen Müller. Unvorhergesehenes wie Schulschließungen, Homeschooling, Wechselbetrieb, digitaler Unterricht und nun noch die Lernbrücken haben die beiden Frauen gemeinsam angepackt. Für Eileen Müller steht aber fest: „Das sind zu viele Themen nebeneinander. Man muss strukturieren und sich konzentrieren - sonst leidet die Qualität.“ Immer wieder waren auch außergewöhnliche Lösungen nötig. So haben die Pädagoginnen einige Schüler, die zu Hause nicht zurechtgekommen sind, auf Abstand im heimischen Garten oder im Schulhof getroffen. Sie erklärten ihnen Multiplizieren und korrigierten ihre Aufgaben. Für Familien in Quarantäne hat Eileen Müller Abend für Abend Hausaufgaben-Pakete ausgefahren - weil sie zum Teil keinen Zugang zu digitalen Medien hatten und Botengänge anderer Schüler nicht so recht klappen wollten. „Besondere Bedingungen erfordern besondere Lösungen“, sagt Ulrike Haist.
Nun verlässt die engagierte Rektorin die Schule. Statt bei einer großen Feier in der Limburghalle wurde sie corona-bedingt lediglich im kleinen Kreis verabschiedet. „Ulrike Haist war zwölf Jahre lang der umtriebige und gute Geist der Limburg-Grundschule“, betonte Eileen Müller. Bürgermeister Johannes Züfle hob all die wegweisenden Projekte hervor, die die Schulleiterin gemeinsam mit der Stadt als Schulträger in den vergangenen zwölf Jahren umgesetzt hat: „In all diese Projekte hat sich Frau Haist mit großer Motivation, Energie, Offenheit, pädagogischem Fachwissen und Gespür dafür, was die Schule von morgen benötigt, eingebracht.“