Etwas kurzfristig – am Montag, 5. Februar – teilte die Deutsche Bahn mit, dass sie die ICE-Trasse Wendlingen–Ulm zwischen dem 6. und 15. Februar und zwischen dem 23. Februar und 4. März komplett stilllegt. Der Grund: Im Bahnhof Ulm werden Kabeltiefbauarbeiten für den Anschluss an das neue elektronische Stellwerk gemacht. Veröffentlicht hat die DB diese Mitteilung in ihrem Presseportal.
kurzen Vorlaufzeiten ein Ersatzverkehr schwer zu organisieren sein wird.
Die Sperrung hat Folgen für die Pendler, die den IRE 200, der zwischen Wendlingen, Merklingen und Ulm pendelt, regelmäßig nutzen. Denn der Zug kann im angegebenen Zeitraum natürlich nicht fahren. Ein Ersatzbus steht am Wendlinger Busbahnhof bereit, um die Pendler über die Autobahn nach Ulm zu bringen.
Diese Sperrung wirft natürlich Fragen auf, wie die, warum Kabeltiefbauarbeiten nicht schon vor der Inbetriebnahme der Strecke im Dezember 2022 gemacht wurden. Oder warum das elektronische Stellwerk nicht schon längst gebaut wurde. Oder warum man die Strecke in Betrieb nehmen konnte, obwohl sie in entscheidenden Details noch gar nicht fertig gebaut ist.
Viele unbeantwortete Fragen
„Das ESTW Ulm ist ein gesondertes Projekt mit eigenen Zeitplänen. Die Entscheidung, in Ulm ein elektronisches Stellwerk zu bauen, wurde erst wenige Jahre vor der Inbetriebnahme der Schnellfahrstrecke Wendlingen–Ulm getroffen. Aufgrund verschiedener Sachverhalte, die ihre Ursache unter anderem in dem sehr komplexen Bauablauf unter Aufrechterhaltung des laufenden Fahrbetriebes haben, wurde entschieden, das neue ESTW nicht zeitgleich mit der Schnellfahrstrecke Wendlingen–Ulm in Betrieb zu nehmen. Diese Verschiebung hat keine Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Schnellfahrstrecke und den regulären Fahrplan.“
Da Pendler auch von Tübingen oder Stuttgart aus die Strecke nach Ulm nutzen, wäre interessant zu wissen, wie denn die Information über die doch sehr kurzfristige Ankündigung der Streckensperrung zu den Kunden kommt. Eine Frage, die das Unternehmen genauso unbeantwortet lässt wie die, ob Inhaber des Deutschlandtickets, die normalerweise mit dem IRE 200 zwischen Wendlingen und Ulm unterwegs sind, auch den ICE nutzen können. Denn der ICE fährt während der Sperrzeit über die alte Filstalstrecke auf die Alb.
Unterdessen wird an der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm, auch am Albvorlandtunnel, die Sperrpause genutzt, um kleinere Arbeiten beispielsweise im Tunnel der Güterzuganbindung oder auch im acht Kilometer langen Tunnel zwischen Wendlingen und Kirchheim zu machen. Auch die Arbeiten am Sonic-Boom-Bauwerk des Albvorlandtunnels waren dadurch möglich, denn all diese Arbeiten können nur erledigt werden, wenn der Bahnstrom abgeschaltet ist. Wie von Mitarbeitern der Baufirma zu hören war, wusste man dort schon am 8. Dezember, dass es ab 6. Februar eine Sperrpause geben wird. „Für uns war das eine wichtige Information, weil wir den Kran bestellen mussten“, sagte der Mitarbeiter.
Der Nürtinger Bundestagsabgeordnete und Bahnexperte Matthias Gastel hat zu diesem Kommunikationsdesaster der Deutschen Bahn seine eigene Meinung. Ihm ist völlig unverständlich, wie eine seit Jahren bekannte und geplante bauliche Maßnahme so schlecht vonseiten der DB kommuniziert wird. In den nächsten Wochen könnten Fahrgäste zwar über die Filstalbahn und den Schienenersatzverkehr ausweichen, doch die Deutsche Bahn scheitere immer wieder daran, die gesetzlich vorgeschriebene Meldezeit von Bauarbeiten an die Eisenbahnverkehrsunternehmen einzuhalten. „Das ist doppelt ärgerlich für die Fahrgäste, da mit kurzen Vorlaufzeiten auch ein anständiger Schienenersatzverkehr schwer zu organisieren sein wird“, teilte Gastel mit.
Von der Notwendigkeit der Baumaßnahme ist Matthias Gastel jedoch überzeugt: „Der IRE 200 fällt in den nächsten Wochen wegen an sich geplanten Bauarbeiten in Ulm aus. Hier wird die Neubaustrecke endlich an das neu errichtete elektronische Stellwerk angeschlossen. Dieses wird weniger personalintensiv im Betrieb sein und ermöglicht der Neubaustrecke, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Die erhöhte Einfahrgeschwindigkeit in den Bahnhof Ulm sorgt für zeitliche Puffer, die die Fahrplanstabilität positiv beeinflussen.“