Mit Nachdruck musste die Neidlinger Rektorin Maren Spachmann die Schüler daran erinnern, dass jetzt Pause ist. So spannend war der Unterricht. In ihm mischten sich Spiel und Lernen. Drei Tage lang hatte die Grundschule Neidlingen jeweils drei Schulstunden für ihre „digitalen Projekttage“ reserviert: Auf die 60 Schülerinnen und Schüler warteten im Wechsel Blue-Bot, Photon und Bob3. Diese drei Typen Lernroboter hatte das Kreismedienzentrum Esslingen mitgebracht.
Dieses sorgte aber nicht nur für das Material. Es hat die digitalen Projekttage gemeinsam mit der Grundschule Neidlingen geplant, hat die Lehrerinnen und den ohnehin programmieraffinen Schul-FSJler Nils Hoyler vorab einen Tag lang an die Technik herangeführt, und war bei den Projekttagen mit bis zu fünf Leuten zur Personalverstärkung dabei. Die drei Tage waren ein Modellprojekt zum Thema „Programmieren an der Grundschule“. Weitere Grundschulen, die Interesse hätten, dürften sich gerne melden, sagte Laura Laschet, stellvertretende Leiterin des Kreismedienzentrums: „Wir arbeiten auf Abruf.“
90 Grad und „Go“
Blue-Bot sieht wie ein Käfer aus. Er läuft und läuft und läuft, und tut das mithilfe von zwei Servomotoren. Er läuft aber nur, wenn er zuvor programmiert wird. Das taten die Kinder mithilfe der Tasten auf dem Rücken des Käfers: Ja nach Taste ging es 15 Zentimeter vorwärts oder rückwärts, 90 Grad nach links oder 90 Grad nach rechts. Die Fahrt begann aber erst, wenn die Programmierung abgeschlossen war und die „Go“-Taste gedrückt wurde. Was gibt viermal die Taste „90 Grad nach rechts“ und einmal „Go“ für eine Fahrt? Richtig, einen Kreis. Hatte ein Kind dann auch noch den Stifthalter angebracht, ließ sich dieser Kreis zeichnen. Wurden zwei Kreise mit einer Geradeausfahrt zwischendurch kombiniert, zeichnete Blue-Bot eine Brille. Andere Kinder ließen den Käfer auf einem kleinen Stadtplan oder einer Schatzkarte laufen oder durch einen großen Papptunnel. Insgesamt 24 Blue-Bots waren an der Schule unterwegs, das gab ein eifriges Gewusel. Mit dem Blue-Bot ließ sich auch ungefähr die Größe eines Kindes bestimmen, das auf dem Boden lag: Wie viele Vorwärtsschritte zu 15 Zentimetern musste Blue-Bot nebenherlaufen, um von den Füßen bis zu den Haarspitzen zu kommen?
Im Klassenzimmer nebenan ging der Lernroboter Photon auf Einkaufstour. Wie einen Rucksack trug er ein Tablet auf dem Rücken und nutzte dessen Kamera, um sich in der Spielstadt zu orientieren. Was er einkaufen sollte, hatten die Schüler zuvor bestimmt. Sie hatten auch programmiert, was es in welchem Geschäft gibt. Denn Photon kann zwar mithilfe der Kamera und den Ladenschildern feststellen, welcher Laden das ist, hat aber keine Ahnung, in welchem Laden es Äpfel gibt – wenn die Kinder dem Apfel nicht vorher in der App einen passenden Laden zugeordnet haben.
Kleine Alarmanlage
Bob3 kann zwar nicht herumfahren, sondern nur mit LED blinken, aber die Programmierung hat es etwas mehr in sich. Er kann erkennen, ob seine Arme berührt werden oder ob jemand in der Nähe vorbeiläuft. Auf dem Tablet schoben die Dritt- und Viertklässler in beachtlicher Geschwindigkeit die Programmierbausteine hin und her, per Funk wurden sie an Bob3 übermittelt. Richtig programmiert, wurde er zur kleinen Alarmanlage.
Zwischen dem ersten und zweiten Tag nahm Maren Spachmann bereits deutliche Fortschritte wahr: „Die Kinder übertragen die Denkweise vom einen Lernroboter zum andern.“ Die Rektorin freute sich über die Frustrationstoleranz der Kinder: Wenn es beim ersten Versuch nicht klappte, dann wurde eben weiter probiert.