Wer gefährliche Abfälle loswerden will, der muss künftig längere Wege in Kauf nehmen. 84 Sammelpunkte im Landkreis hat das Schadstoffmobil im Auftrag des Esslinger Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB) bisher zweimal im Jahr angesteuert. Weit mehr, als es Sammelstellen für andere Abfälle im Kreisgebiet gibt. Dafür waren die Müllsammler 44 Tage im Jahr zwischen Aichwald und Schopfloch auch in kleinsten Gemeinden unterwegs. Kostenpunkt: mehr als 86 000 Euro.
Das soll sich jetzt ändern. Dass der Auftrag für das Schadstoffmobil auf Wunsch der Kreisräte neu ausgeschrieben werden soll, weil die Sammlung zu teuer sei, nimmt der Kreis nun zum Anlass, über generelle Einsparmöglichkeiten nachzudenken. Weniger Orte, dafür kundenfreundlichere Termine und längere Öffnungszeiten an Nachmittagen oder Wochenenden, das ist der Plan. Nur noch 20 Standorte soll es künftig geben, die weiterhin im Frühjahr und Herbst angefahren werden. Die Kosten ließen sich dadurch annähernd halbieren. „Die Reduzierung der Sammelstellen ermöglicht uns längere Standzeiten anderswo“, sagt AWB-Chef Manfred Kopp. Auf- und Abbau hätten angesichts der Vielzahl der Orte enorme Zeit verschlungen. Vielerorts blieben dadurch nur Termine in den frühen Morgenstunden.
Der zuständige Ausschuss im Kreistag hat dem Vorschlag zwar zugestimmt, Bedenken äußersten einzelne Kreisräte allerdings angesichts zahlreicher „weißer Flecken“, wie es sie auch im Lenninger Tal dadurch geben wird. Die Sammelstellen in Dettingen und Owen fallen künftig genauso weg wie die in den Lenninger Teilgemeinden Gutenberg und auf der Alb in Schopfloch und in Hochwang. „Wir dürfen nicht nur wirtschaftlich rechnen“, gibt Jürgen Menzel (Grüne) zu bedenken. „Der Müll darf am Ende nicht dort landen, wo wir ihn nicht wollen.“ Die Zahl 20 sei nicht in Stein gemeißelt, versucht Manfred Kopp die Sorgen zu entkräften. In der Ausschreibung werde ein Puffer berücksichtigt. „Wir werden genau beobachten, ob und wie das Ganze funktioniert.“ Notfalls werde nachgesteuert.
Kosten sparen will der AWB auch mit mehr Aufklärung. Etwa die Hälfte der Stoffe, die an den Schadstoffsammelstellen landen, sind Lack- und Farbreste, die im rechtlichen Sinn keine gefährlichen Abfälle darstellen. Sie könnten ganz einfach mit dem Hausmüll entsorgt werden. Annehmen will man sie zwar weiterhin. Sie werden künftig jedoch im Müllofen in Stuttgart-Münster verbrannt, weil das billiger ist. Dort, wo auch der Hausmüll aus dem Kreis Esslingen landet. Weil die Bevölkerung im Kreis Esslingen wächst, haben auch die Müllmengen im vergangenen Jahr leicht zugenommen. Rund 1,4 Prozent mehr Abfälle landeten zur Verbrennung in Stuttgart. Der Bauboom macht sich dagegen beim Bauschutt bemerkbar, wo sich die Menge mit 126 Prozent mehr als verdoppelte. Schlechte Zeiten dagegen weiterhin für Vereine, die sich mit Altpapiersammlungen ein Zubrot verdienen. Der Weltmarktpreis ist im Keller, die Lust der Sammler schwindet. Zwar machten die Vereinssammlungen noch immer fast 13 Prozent der gesamten Papiermenge im Kreis aus, das waren allerdings 500 Tonnen weniger als zuletzt. Erstmals werden die Vereine auch keinen Bonus einstreichen, sondern nur das, was der Kreis als Garantiepreis verspricht: 35 Euro pro Tonne.