Zum 50-jährigen Bestehen des Landkreises Esslingen ist im Silberburg-Verlag ein neues Buch erschienen: Die „Zeitreise durch den Landkreis Esslingen“ bietet auf insgesamt 50 Doppelseiten an 50 unterschiedlichen „Stationen“ einen Einblick in die Geschichte und die Entwicklung des Kreises.
Autor Steffen Seischab aus Linsenhofen nimmt dabei aber nicht nur die vergangenen 50 Jahre in den Blick, seit sich die Altkreise Esslingen und Nürtingen 1973 zum neuen Landkreis Esslingen zusammengeschlossen haben. So gesehen „spielen“ nur die abschließenden sechs Kapitel im heutigen Landkreis Esslingen. Das Buch beginnt mit dem Jurameer, dem Neckar und den Versteinerungen. Weiter geht es mit der Jungsteinzeit, den Kelten und den Alamannen. Allenfalls letztere könnten irgendwann das heutige Esslingen als Ortschaft gekannt haben.
Die einzelnen Schlaglichter, die Steffen Seischab ausgewählt hat, können prominente Bauwerke sein wie das Kirchheimer Schloss oder die Teck. Es geht aber auch um bedeutende Persönlichkeiten wie den Revolutionär und Politiker Friedrich Tritschler, den Dichter und Ingenieur Max Eyth oder den Segelflugpionier und Unternehmensgründer Wolf Hirth.
Mitunter werden auf der chronologisch angeordneten Zeitreise auch Persönlichkeiten und Gebäude miteinander verknüpft: Herzogin Henriette mit dem Kirchheimer Schloss, Friedrich Hölderlin mit dem mittlerweile nach ihm benannten Haus in Nürtingen oder auch Eduard Mörike mit dem Pfarrhaus in Ochsenwang.
Manchmal stehen auch einzelne Gegenstände im Mittelpunkt der ebenso kurzen wie kurzweiligen Kapitel. Besonders beeindruckend: die „Nürtinger Blutbibel“, die sich heute in der Württembergischen Landesbibliothek befindet. Als der Dreißigjährige Krieg 1634 auch nach Württemberg gekommen war, hatte der Owener Pfarrer Georg Wölfflin die Flucht nach Nürtingen angetreten. Dort war er aber keineswegs sicherer, denn kaiserliche Truppen drangen auch in die Nürtinger Schlosskapelle ein, wo sie den Pfarrer „durch zwei Stiche und einen Schuss“ getötet haben, wie Steffen Seischab schreibt. Die Bibel, die der Sterbende in der Hand hielt und die von seinem Blut durchtränkt ist, legt bis heute Zeugnis von Wöllflins „gutem Kampf“ ab. Zumindest zeigte er im Herbst 1634 kurz vor seinem Tod noch auf die entsprechende Stelle im zweitem Timotheus-Brief, in der vom „guten Kampf“ die Rede ist.
Tipps für Ausflüge in der Region
Das Buch verknüpft Orte und Ereignisse auch immer wieder mit konkreten Ausflugstipps. Ob es das Freilichtmuseum in Beuren ist, das Museum für Papier- und Buchkunst in Oberlenningen oder Villa und Sammlung Domnick in Nürtingen – die einzelnen Kapitel machen Lust auf Entdeckungen. Dazu gehören auch weniger bekannte Orte wie das Scharnhäuser Lustschloss, das Herzog Carl Eugen 1784 erbauen ließ. Bis heute lässt es sich zumindest von außen bestaunen – da es privat genutzt wird und der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Landschaft, Geschichte, Kunst und Kultur, Unternehmertum: Das alles sind Aspekte der einzelnen Kapitel, die auch Krieg und Nationalsozialismus nicht aussparen.
Am Ende stehen Projekte der Gegenwart. Um Verkehrsinfrastruktur geht es beim Neckarhafen in Plochingen oder bei der ICE-Neubaustrecke. Dazu kommen Wohnbauprojekte wie die einstige Vertriebenensiedlung Hochwang, für die sich Papierfabrikant Klaus Heinrich Scheufelen eingesetzt hatte, der Scharnhäuser Park oder das Kirchheimer Steingau-Quartier – als Beispiel für den derzeitigen Strukturwandel.
Die „Zeitreise“ führt also vom längst verschwundenen Jurameer bis zu den aktuellsten neuen Wohn- und Lebensformen – mit nahezu allem, was irgendwo dazwischenliegt. Da alles hat der Landkreis Esslingen zu bieten.