Region. Die Weltgesundheitsorganisation hat am 11. März 2020 die Corona-Pandemie ausgerufen. Seitdem steht die medizinische Versorgung – und nicht nur sie – in allen Bereichen unter Druck. Das gilt für Arztpraxen, Kliniken und den öffentlichen Gesundheitsdienst gleichermaßen. Die Arbeit der Mediziner hat sich zum Teil sehr verändert, die körperlichen und psychischen Belastungen sind enorm. Das mag Anlass sein, den Blick weit zurück in die Anfänge der medizinischen Versorgung in der Region zu richten. Dort kommt Interessantes zutage, das aus Göppingen überliefert wurde.
Es ist nur eine kleine Straße im Göppinger Stadtteil Bergfeld, ganz in der Nähe der Klinik am Eichert, die sich derzeit als markante Baustelle präsentiert. Sie erinnert an den nachweislich ersten niedergelassenen Arzt in der Stauferstadt. „Von-Schwerdt-Weg“ ist auf den Straßenschildern zu lesen. Ob sich der Namensgeber so oder nur mit einem „t“ statt „dt“ schrieb, lässt sich nicht genau sagen.
Als Nikolaus vom Schwert taucht er in einem Urkuandenbuch der Stadt Esslingen im Jahr 1397 zum ersten Mal auf, also vor genau 625 Jahren, und zwar als
auch für die
einheimische Bürgerschaft.
„Meister Nyclaus . . . mins Herren von Wirtenberg Artzat“. Er war Leibarzt des württembergischen Grafen Eberhardt III. und ist „für Göppingen der erste Arzt, der sich nachweisen lässt“, schreibt Walter Ziegler. Der frühere Kreisarcivar von Göppingen hat in Band 19 der Publikation „Hohenstaufen/Helfenstein des Geschichts- und Altertumsvereines Göppingen und des Kunst- und Geschichtsvereines Geislingen“ ausführlich über den Mediziner geschrieben.
Dieser Arzt hatte in einem früheren Adelssitz beim heutigen Storchen mitten in Göppingen gelebt. Wann genau er als Sohn eines Arztes geboren wurde, lässt sich nicht feststellen, vermutlich Ende der 1350er Jahre. Er hatte als Mittler in einem Rechtsstreit einflussreiche Göppinger Bürger kennengelernt, war also kein Unbekannter, als er sich wohl schon vor dem erwähnten Datum in der Stadt niederließ.
Grund war höchstwahrscheinlich das 1404 erstmals erwähnte, aber lange vorher schon existente Bad, der „Swalbrunnen“. Den pflege Eberhard der Milde, wie er genannt wurde, regelmäßig zu besuchen. „Bei seinem Aufenthalten im Göppinger Bad konnte sich Nikolaus von Schwert von seinem Wohnsitz aus unmittelbar um ihn kümmern“, hält Walter Ziegler fest. Und: „Als Arzt sorge er aber sicherlich auch für die einheimische Bürgerschaft.“
Von Schwert war ein hochgeschätzter Mediziner
Nikolaus von Schwert war als Mediziner wohl hochgeschätzt. Er musste für seine umfangreichen Besitzungen keine Steuern zahlen. Dazu zählte ein Hof in Lerchenberg, aber auch das Augustinerkloster in Gmünd und Grundbesitz in Göppingen. Dies weist ihn als wohlhabend aus.
Der Medicus war dabei, als sein Patient, Graf Eberhard III., im Bad in Göppingen an einem „hitzigen Fieber“ verstarb. 1419 verfasste der Arzt eine Schrift über die Behandlung der Pest, seine sogenannte Pestlehre, wie Walter Ziegler, früher Kreisarchivar in Göppingen, herausgefunden hat.
Im Jahr 1436 ist eine Stifterin überliefert, die zugunsten der Marienwallfahrt bei der neuen Oberhofenkirche jährlich „fünf Schilling Heller Göppinger Währung“ entrichtet. In dieser Stifterin, der „Mayster Nicoläsin“ identifiziert der Historiker Walter Ziegler die Witwe des Medicus. mh