100 Jahre Musikverein Unterlenningen
Der Musikverein lässt es „kracha“

Der Musikverein Unterlenningen blickt auf 100 Jahre musikalische Tradition zurück und möchte auch künftig die Menschen mit seiner Musik begeistern. Am ersten Juli-Wochenende wird gemeinsam gefeiert. 

In 100 Jahren hat der Musikverein Unterlenningen Höhen und Tiefen durchlebt. Die aktuelle Orchester-Besetzung des Musikvereins. Foto: pr

Der Musikverein Unterlenningen feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen inklusive großer SWR3-Party. Seit der Gründung 1924 hat der Verein eine lange Tradition und durch zahlreiche Konzerte, Auftritte und Veranstaltungen das kulturelle Leben in der Gemeinde Lenningen bereichert. Zum Jubiläum plant der Musikverein eine Reihe von besonderen Veranstaltungen. Dazu zählen das Jubiläumswochenende von Freitag, 5., bis Sonntag, 7. Juli, und das Jubiläumskonzert am Samstag, 23. November. Eine Festschrift beschreibt die Geschichte und die Erfolge.

1924, nach totaler Geldentwertung und wirtschaftlichem Zusammenbruch, schlossen sich neun Musik liebende Männer aus der Gemeinde zusammen und gründeten die Musikkapelle Unterlenningen. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Albert Altdörfer, Gottlob Dangel, Hermann Rehkugler, Karl Kaag, Fritz Schmid, Christian Schneider und Albert Schott, die alle Mitglieder des Turnvereins Unterlenningen waren, was auf eine enge Beziehung zu diesem schließen lässt. Unter der Stabführung von Wilhelm Frey aus Kirchheim hörte man bald erfreuliche Fortschritte und gewann weitere Mitglieder dazu. Sie musizierten bei Festen des Turnvereins sowie anderen örtlichen Vereinen, spielten Ständchen, und so manche Hochzeit wurde durch das Mitwirken der Kapelle bereichert. So wurde 1925 ein gemeinsamer Ausflug mit dem Turnverein zum Gauturnfest nach Schopfloch, bei dem die hiesigen Turner die Gaumeisterschaft im Faustball errungen hatten, mit einem triumphalen Heimmarsch beendet.

Der Krieg sorgte für Stillstand

Anfang der 1930er-Jahre musste die Kapelle eine Durststrecke durchstehen. Ab 1938 ging es zwar wieder aufwärts, kam aber durch den Kriegsausbruch erneut zum Stillstand. Nach dem Krieg waren es die Heimatvertriebenen und in Unterlenningen sesshaft gewordene Neubürger, die, zusammen mit den noch lebenden Mitgliedern, die Kapelle zu neuem Leben erweckten. Weitere Musiker stießen dazu, und bereits 1948 trat die Kapelle anlässlich des 50-jährigen Turnvereinsjubiläums wieder auf. Die folgenden Jahre waren geprägt durch Teilnahme an Festen der örtlichen Vereine, Wertungsspielen, gemeinsamen Ausflügen, Generalversammlungen und Geburtstagsständchen. Höhepunkte in dieser Zeit waren 1949 das 25. und 1964 das 40. Jubiläumsjahr. Schrittweise ging es aufwärts, schmucke Uniformen wurden beschafft, 1974 das 50-jährige Bestehen mit Festzug, Konzerten der 7. US-Armee und des 10. Heeres-Musikkorps aus Ulm glanzvoll gefeiert.

Die Nachwuchsarbeit war immer wichtig, wurde aber erst ab 1972 erfolgreich. Viele Mädchen und Jungen wollten ein Instrument erlernen. Drei Jahre später zählte die Jugendkapelle 40 Mitglieder. Die musikalische Leitung hatte in dieser Zeit Karl Motzer. Es wurde eine Kooperation mit der Hinchingbrooke-School-Band aus dem englischen Huntingdon/Cambridge aufgebaut. Der damalige Jugendleiter Reinhard Dangel führte die Verhandlungen mit dem dortigen Leiter.

Im Juli 1978 bekam die Jugendkapelle unter der Leitung von Josef Führinger Besuch von der Hinchingbrooke-School-Band, der Gegenbesuch der Jugendkapelle erfolgte direkt im Oktober. Die unvergesslichen Tage in England haben die Jugendlichen von damals bis heute als einen der Höhepunkte in der Geschichte des Musikvereins im Gedächtnis, auch möglich gemacht durch Walter Schneider. Im Jugendbereich gab es dann über viele Jahre eine Durststrecke. Mit der Planung einer Bläserklasse in Kooperation mit der Lindenschule in Unterlenningen kam wieder Schwung in die Jugendausbildung. Ein wichtiger Meilenstein war die Gründung des Musikvereins Unterlenningen am 4. März 1977. Ende des Jahres zählte die Stammkapelle 30 Musiker. Helmut Ziegler aus Kirchheim war fast zehn Jahre ihr musikalischer Leiter.

Geprägt von verschiedensten Umbrüchen waren die 1980er-Jahre. 1985 waren etwa drei Dirigentenwechsel in Jugend- und Stammkapelle sowie ein Wechsel in der Vorstandschaft zu bewältigen. Ein positives Beispiel dieser Zeit ist das von Wilhelm Schmid: Als „musikalischer Marathonläufer“ wurde er für 60 Jahre aktive Tätigkeit geehrt. Heute spielt sein Urenkel gleichermaßen das Instrument des Jahres und des Urgroßvaters, die Tuba. Besonders aus musikalischer Sicht aufwärts ging es, als Dirigent Hans Köhl 1986 die Leitung übernahm. Damals wie heute kosten unter anderem Dirigenten, Instrumente, GEMA, Noten und die Jugendarbeit viel Geld, sodass erfolgreiche, gewinnbringende eigene Veranstaltungen ein immens wichtiger Teil einer Vereinsarbeit sind.

Verschiedene Vorstände prägten den Musikverein und setzten Meilensteine. Seien es bei der Vereinsgründung 1977 Otto Vatter, Walter Schneider, Otto Holder und Andreas Schelly, um nur einige zu nennen. 1999 wurde Steffen Bodtländer zum 1. Vorsitzenden gewählt, im selben Jahr nahm ihn das 75-jährige Jubiläum in Beschlag. Zu den besonderen Veranstaltungen zählte dabei unter anderem auch das Konzert mit dem Polizeimusikkorps Baden-Württemberg. 2003 übernahm Alexander Weis den Dirigentenstab. Um die Musik in den Vordergrund zu stellen, fand unter seiner Regie im Dezember 2003 erstmals ein Jahreskonzert statt. Der Erfolg gab ihm Recht, die Tradition hält bis heute an und ist ein Höhepunkt im Vereinsjahr. 

Konstant verbesserten sich die Probenbesuche und damit das musikalische Niveau. Beim Kreisverbandwertungsspiel in Wernau 2007 wurde als bestes Orchester in der Mittelstufe das Prädikat „mit hervorragendem Erfolg teilgenommen“ erzielt. Mit Benefizkonzerten für die Lenninger Hochwasseropfer im August 2002 und die Tsunamiopfer in Thailand 2004 zeigte der Musikverein seine Hilfsbereitschaft für die Betroffenen. Gemeinsame Jahreskonzerte, etwa mit der Brass Band Posaunenchor Wädenswil/Schweiz oder befreundeten Musikvereinen aus der Umgebung sowie dem Gesangverein/Liederkranz Unterlenningen „Likörle“, bereicherten das musikalische Kulturangebot im Lenninger Tal. Zu den Höhepunkten zählt das Lenninger Oktoberfest. Dazu kamen die burgenländischen Freunde aus Wallern/Palmhagen zu Besuch. Unvergesslich außerdem der Weißwurstbrunch bei 40 Grad im Sommer 2015. Kühle Getränke im aufgestellten Pool waren gefragt.

Verein organisiert sich neu

2016 ergab sich eine große Veränderung in der Vereinsstruktur. Zur Organisation wurden sechs Ressorts eingerichtet, unterteilt in die Bereiche Musik, Öffentlichkeitsarbeit, Jugendarbeit, Festbetrieb, Finanzen und Administration. 2019 veranstaltete der Musikverein erstmals nach zehn Jahren wieder ein zweitägiges Sommerfest rund um die Sulzburghalle. 2020 machte dem Musikverein Unterlenningen wie vielen anderen Vereinen auch Corona einen gehörigen Strich durch die Rechnung, Konzert und Theateraufführung mussten abgesagt werden. Von heute auf morgen durfte kein Vereinsleben im üblichen Sinn mehr stattfinden. Verbunden mit vielen Auflagen und einem extra ausgearbeiteten Hygienekonzept konnte der Verein zumindest seine Brotbackaktion durchführen. Im Oktober 2021 konnte schließlich ein „Dankeschön-Konzert“ für die Vereinsjubilare in der Sulzburghalle stattfinden, um die „verpassten“ Geburtstagsständchen während des Lockdowns nachzuholen. Im selben Jahr übergab Alexander Weis seinen Dirigentenstab an Alexander Theiler, der den Musikverein für ein Projekt ursprünglich bis zum Jahreskonzert im April 2022 übernehmen sollte. Daraus wurde eine langfristige Zusammenarbeit.

Zielsetzung und Aufgabe des Musikvereins Unterlenningen ist es heute nach wie vor, die volkstümliche und konzertante Blasmusik im Sinne der vorgegebenen Tradition zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Vereinsführung mit den derzeitigen Vorsitzenden Simon Knabel und Bernadett Tamaschi wollen diese Anforderungen erfüllen. 

 

Die Veranstaltungen zum Jubiläum

Zum Auftakt in das Jubiläumsjahr ging es bereits am Samstag, 9. März, hoch her, ein musikalischer Abend mit Märschen, Polkas und Ohrwürmern sorgte für Unterhaltung. Vor allem auch die 182-seitige Vereinschronik zur bewegten Geschichte des Musikvereins machte den Abend neben der Musik zu etwas Besonderem. 

Das Festwochenende an der Lenninger Sporthalle von Freitag, 5., bis Sonntag, 7. Juli, beginnt am Freitag um 17 Uhr. Um 17.30 Uhr stehen der Fassanstich und Musik von den Gastgebern auf dem Programm. Ab 20 Uhr steigt die große SWR3-Party im Festzelt. 

Am Samstag startet um 13 Uhr der Kindernachmittag mit Gastjugendkapellen. Weiter geht es um 16.30 Uhr mit dem Musikverein Baustetten, ab 20 Uhr übernehmen erst Bert­hold Schick und seine Allgäu6, bevor es ab 23 Uhr mit DJ Lally und einem Barbetrieb weitergeht.

Am Sonntag macht die Föhrenberger Blasmusik um 11 Uhr den Auftakt, weiter geht es ab 14.30 Uhr mit dem Musikverein Neidlingen, um 17 Uhr übernimmt der Musikverein Owen.

Am Samstag, 23. November, findet das Jubiläumskonzert in der Sulzburghalle statt.

Alle Infos und Tickets gibt es online unter: www.zammakrachalassa.de