Weilheim und Umgebung
Der neue Bouleplatz in Weilheim soll zu einer Begegnungsstätte der Kulturen werden

Integration In den Weilheimer Hofgärten gibt es jetzt eine neue Boule-Anlage. Sie ist gedacht als Ort des Austauschs und der Begegnung für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Von Bianca Lütz-Holoch

Erst fliegt das hölzerne „Schweinchen“, dann folgt mit dumpfem Aufprall eine schwere silberne Kugel: Die Partie ist eröffnet – eine von vielen an diesem lauen Juniabend, an dem die neue Boule-Anlage in den Weilheimer Hofgärten offiziell eingeweiht wird.

 

„Ziel ist es, Menschen ein gutes Ankommen in der Stadt zu ermöglichen.
Johannes Züfle
Bürgermeister von Weilheim

 

Die Idee, in Weilheim einen öffentlichen Bouleplatz anzulegen, ist in einer Arbeitsgruppe des Netzwerks Integration Weilheim (NIW) entstanden, das die Stadt im Rahmen des vom Land geförderten Projekts „Integration durch Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft“ (IBEZ) aufgebaut hat. „Ziel ist es, Menschen ein gutes Ankommen in der Stadt zu ermöglichen“, sagt Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. Umso aktueller ist das, weil nach 2015 nun zum zweiten Mal eine große Zahl an Geflüchteten nach Weilheim strömt. Der Unterschied zu damals: Es gibt bereits ein starkes Netzwerk, dem neben Kleiderkammer, Fahrradwerkstatt und AK Asyl auch Schulen, Kirchen, Jugendtreff und Betriebe angehören. Beim Integrationsbeauftragten Thomas Güthle laufen alle Fäden zusammen. Er unterstützt auch die Ehrenamtlichen bei ihrer Arbeit.

„Wir haben in unserer Arbeitsgruppe lange diskutiert und überlegt, wie wir eine niederschwellige Austausch- und Begegnungsmöglichkeit für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund schaffen können“, berichtet Christiane Klingelhöller, die sich im Weilheimer AK Asyl und in der Projektgruppe „Begegnung und Austausch“ engagiert. Ergebnis ist nun der „Bouleplatz der Kulturen“ in den Hofgärten.

Mit Leben füllen

Wie es sein kann, wenn die neue Freizeitanlage und Begegnungsstätte mit Leben gefüllt wird, ist schon am Abend der Einweihung spürbar. Auf Einladung der Stadt hat sich um das holzumrahmte, 15 mal vier Meter große Feld ein buntes Grüppchen an Weilheimern versammelt: alt und jung, mit und ohne Migrationshintergrund, alteingesessen und zugezogen. Sie beobachten die Partie, plaudern und lachen und nehmen auf der neuen Bank aus Stammholz Platz.

„Wir sind sehr froh, dass die Stadt unsere Idee so schnell und unkompliziert umgesetzt hat“, freut sich Christiane Klingelhöller. 25 Tonnen Mineralbeton und eine Tonne Brechsand haben die Mitarbeiter des Bauhofs für die Boule-Anlage verarbeitet. Auch den Standort empfinden die Teilnehmer der Arbeitsgruppe als ideal: Er ist zentral, aber trotzdem im Grünen gelegen und wertet die Hofgärten mit Evopäd-Parcous, Spielplatz und dem erlebbaren Kohlesbach weiter auf. Einen Wunsch haben die Ehrenamtlichen aber noch: „Es wäre schön, wenn man noch ein Schild aufstellen könnte, damit jeder sieht, dass das ein öffentlicher Platz ist, den jeder nutzen kann“, sagt Christiane Klingelhöller. Darauf könnten auch die Boule-Regeln – in einfacher Sprache oder in Piktogramm-Form.

Spielen können übrigens auch alle, die kein eigenes Pétanque-Set besitzen oder im Gepäck haben: Gegen eine Pfandgebühr können Interessierte bei der Brasserie am Markt während der Öffnungszeiten Boule-Kugeln ausleihen.

 

Knapp 250 Geflüchtete sind registriert

93 Geflüchtete aus der Ukraine sind aktuell offiziell in Weilheim registriert, darunter 42 Frauen, 13 Männer und 38 Kinder.

17 private Vermieter haben der Stadt Wohnungen für  Menschen aus der Ukraine zur Verfügung gestellt. Außerdem konnte die Stadt einige ukrainische Menschen in bis dato belegten städtischen Einfachstunterkünften unterbringen. Deren Bewohner sind nun in die frisch fertiggestellten sozialen Mietwohnungen in der Gänsweide II umgezogen.

Ihr aktuelles Soll übererfüllt die Stadt Weilheim damit. Dem landkreisweiten Schlüssel zufolge müsste sie 91 Personen aus der Ukraine aufnehmen.

Nicht zu vergessen: Neben den ukrainischen Flüchtlingen wohnen in Weilheim aktuell weitere 154 Geflüchtete aus aller Welt in städtischen Gebäuden.