Weilheim und Umgebung
Der neue Förster für die Voralb

Wechsel In Bad Boll folgt der bisherige Ebersbacher Revierförster Christoph Reich auf Martin Gerspacher. Der Beruf hat in seiner Familie Tradition. Von Dietmar Slametschka

Seit die Forststrukturreform am 1. Januar 2020 in Kraft getreten ist, sind nicht nur die Reviere im Landkreis völlig neu geordnet worden. Auch die Förster müssen sich an neue Arbeitsplätze gewöhnen. Der Bereich Voralb wird jetzt von Christoph Reich betreut, dazu gehören neben Bad Boll acht weitere Kommunen. Im Westen beginnt es in Schlierbach und reicht dann über Hattenhofen und Aichelberg den ganzen Albtrauf entlang östlich bis nach Eschenbach.

Der 56-Jährige stammt aus einer Försterfamilie. Bereits der Großvater und der Vater waren jahrzehntelang als Förster im Schlater Wald und als Stützpunktleiter in Weilheim tätig. Von klein auf war Reich deshalb im Wald und bei der Jagd dabei. Von Jugend an war für ihn deshalb klar, dass sein Berufsziel Förster sein würde. Er studierte an der FH für Forstwirtschaft in Rottenburg, sein erstes Revier war dann in Donzdorf, das er von 1988 bis 2002 betreute.

Ab 2003 betreute Christoph Reich das Revier in Ebersbach - weite Teile davon waren Staats-, aber auch Kommunal- und Privatwälder im Schurwald und südlich der Fils die Gebiete um das Schloss Filseck und um Bünzwangen bis nach Schlier­bach und Roßwälden. An der Tätigkeit als Revierleiter fasziniert ihn, dass er für alles verantwortlich ist von der praktischen Tätigkeit im Wald über die Verwaltung und die Entwicklung des Waldes. In der vorgegebenen 41-Stunden-Woche ist dies allerdings nicht zu schaffen, oft wird auch der Sonntagsspaziergang mit der Familie mit einer eh nötigen Waldbegehung verknüpft. Wenn es seine Zeit zulässt, ist Reich gerne mit dem Mountainbike unterwegs; beim Albtraufmarathon in Gruibingen ist er der Organisator der Strecke.

Die Herausforderung seiner Arbeit besteht für ihn darin, die Vielfältigkeit der Wälder von der Holznutzung, der Erholungsfunktion bis zu den wichtigen ökologischen Aspekten in Einklang zu bringen. „Der Wald ist kein Status quo, der Wald ist ständig im Wandel.“ Schon nach dem Jahrhundertsommer 2003 war ihm klar, dass sich das Klima deutlich wandelt und man darauf im Wald reagieren muss, indem man die Vielfalt der Baumarten erhöht und Mischwälder mit vielen Arten fördert.

Er denkt gerne an zahlreiche erfolgreiche Projekte zurück: die Wiederbewaldung und Pflege von fast 100 Hektar Sturmschadensflächen, im Bereich Albershausen konnte er ein Refugium mit viel Totholz für Großkäfer wie den Hirschkäfer und den Juchtenkäfer ausweisen. Im Bereich Bünzwangen finden sich Hunderte von großen Hügeln der Wald­ameisen. Besonders stolz ist er auf einen drei Hektar großen Walnusswald bei Roßwälden, der komplett durch Naturverjüngung entstanden ist - Eichhörnchen, Krähen und Eichelhäher haben diesen Wald gesät, der dann von den Forstwirten weiter gepflegt wurde.

Sein künftiges Revier Bad Boll, die Voralb, ist topografisch anspruchsvoll, es liegt überwiegend im Bereich des braunen Jura. Hier kommt es immer wieder zu Rutschungen wie zuletzt unterhalb des Kornberges. Die überwiegend nordexponierten Hänge haben für den Wald unter dem Blickpunkt Klimawandel ein besseres Klima als im unteren Filstal, es gibt mehr Niederschlag und die Temperaturen sind ein bis zwei Grad niedriger. Hier herrschen jetzt Temperaturen, wie sie bei seinem Amtsantritt in Ebersbach im Filstal geherrscht haben. Eine erste Aufgabe wird es sein, das forstliche Netzwerk zu aktivieren. Die Zusammenarbeit mit den Kommunen, den Bauhöfen, den Unternehmen, den Landwirten und der Presse hat für ihn große Priorität zur Umsetzung der Aufgaben und Ideen. Sein oberstes Ziel, und das gilt für das alte wie für das neue Revier, beschreibt der Revierleiter so: „Wir müssen die Vielfältigkeit unserer Wälder für die zukünftigen Generationen bewahren.“