Wildtiere
Der Owener Stadtjäger greift nur selten zur Waffe

Bürgerinnen und Bürger, die Probleme mit ungebetenen Gästen auf ihrem Grundstück haben, können sich ab sofort an Christian Schwenk wenden. Er ist vom Owener Gemeinderat als Stadtjäger eingesetzt worden.

Dieser Waschbär ist schon 2018 auf dem Schafhof in Kirchheim fotografiert worden - am hellichten Tag. Archivfoto: Jean-Luc Jacques

Dass Waschbär, Fuchs und Co. in Städten auf dem Vormarsch sind, ist kein Geheimnis. Auch in Owen ist die Zahl der Fälle, in denen Wildtiere ihr Revier auf private Grundstücke ausdehnen, größer geworden. Allerdings dürfen Jagdpächter in der Stadt nicht tätig werden, denn laut Gesetz ist die Jagd dort verboten. Deshalb hat der Owener Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung auf Vorschlag der Verwaltung Christian Schwenk als Stadtjäger eingesetzt. Er unterstützt Grundstückseigentümer, die in der Stadt Probleme mit Wildtieren haben – notfalls auch mit der Waffe.

Bei seiner Vorstellung im Gemeinderat räumte Christian Schwenk, der unter anderem auch in Kirchheim als Stadtjäger im Einsatz ist, mit Klischees auf. „Wer glaubt, dass ich immer gleich mit geschultertem Gewehr anrücke, der täuscht sich“, sagte er. 80 bis 90 Prozent seiner Tätigkeit als selbstständiger Stadtjäger seien beratend, nur circa zehn Prozent jagdlich. Sprich: Schwenk arbeitet mit den Grundstückseigentümern erst einmal daran, den Garten oder das Haus für die Tiere so unattraktiv wie möglich zu machen. „Rückzugsorte und Futter wegnehmen“, sind laut Schwenk das A und O. Wenn alle friedlichen Mittel ausgereizt sind, lockt der Stadtjäger die Tiere in eine Falle und erlegt sie gleich vor Ort. Allerdings informiert er vor und nach dem Schuss die Polizei, „damit nicht der Hubschrauber kommt. Die Kosten brauche ich nicht“, sagte er.

Rückzugsorte und Futter wegnehmen.

Christian Schwenk, Stadtjäger, gibt Tipps, wie man Wildtiere loswird.

Mit Licht oder Lärm zu arbeiten, um die Eindringlinge zu vergrämen, bringe nicht viel. „Die Tiere haben in der Stadt so viele Vorteile, dass sie so etwas in Kauf nehmen“, sagt er. Vorteile sind ein reichhaltiges Nahrungsangebot, beispielsweise in Komposthaufen und unverschlossenen Mülltonnen, und eine höhere Durchschnittstemperatur, die den Tieren hilft, Energie zu sparen. „Der Marder sitzt nicht bei Ihnen unterm Dach, weil er da schon immer gern wohnen wollte, sondern weil es dort durch die Abwärme der Wohnung kuschelig warm ist“, so Schwenk. In der Stadt seien die Reviere der Tiere auch viel kleiner. „Der Waschbär braucht im städtischen Bereich 400 Quadratmeter, im außerstädtischen Bereich 40 Hektar, um sich zu versorgen.“

Christian Schwenk hat als Stadtjäger das Know-how und die Ausrüstung, um unliebsame Untermieter in Form von Wildtieren zu fangen und abzutransportieren. Archivfoto: Daniela Haußmann

Wer Christian Schwenk beauftragen will, kann sich direkt an ihn wenden. Ob er den Auftrag annehmen kann oder nicht, hängt allerdings davon ab, welches Wildtier die Probleme verursacht. Eine Lis­te wird auf www.owen.de veröffentlicht. Auftraggeber sind die Grundstückseigentümer, nicht die Stadt. Bezahlt werden muss die Rechnung ebenfalls privat. Für das Erstgespräch werden laut Christian Schwenk rund 100 Euro fällig. „Damit ist es dann auch oft schon erledigt“, sagt er. Die Fallenjagd könne dann schon teurer werden. Allerdings fallen mit der Einsetzung Schwenks als Stadtjäger Verwaltungsgebühren weg, die bislang fällig wurden, um eine grundstücksbezogene Genehmigung der unteren Jagdbehörde einzuholen.

Zur Person

Christian Schwenk lebt in Schopfloch. Er ist akademischer Jagdwirt, amtlich anerkannter Stadtjäger und Naturpädagoge des Landesjagdverbands Baden-Württemberg. Stadtjäger ist Schwenk allerdings nur im Nebenerwerb. Hauptberuflich ist er bei der Landespolizei. Allerdings ist er aktuell abgeordnet zum Ministerium Ländlicher Raum, Referat Jagd. Dort beschäftigt er sich mit invasiven Arten wie Nilgans und Waschbär. Mehr Infos gibt es auf https://stadtjaeger.de/​​​​​​