Es war ein Heimspiel für Rainer Haußmann, der sich für eine vierte Amtszeit als Bürgermeister in Dettingen bewirbt. In der Schlossberghalle stellte er als einziger Redner des Abends den Bürgern seine Ziele für die kommenden acht Jahre vor, denn er hat keinen Gegenkandidaten.
„In den vergangenen 24 Jahren haben wir gemeinsam für Dettingen erstaunlich viele Möglichkeiten genutzt. Wir haben gelernt, wie man notwendige Veränderungen frühzeitig erkennt, und im konstruktiven Dialog die passende Antwort findet“, sagte er gleich zu Beginn seiner Rede. Bei dem, was beraten und umgesetzt werde, gehe es immer nur um eines: um das Optimum für Dettingen - und eben nicht das Maximum.
Bezüglich Wohnraum, Gewerbebetriebe und Flächenverbrauch stellte sich für ihn die zentrale Frage, ob Dettingen die globalen Klimaziele erreichen und trotzdem Wohnraum schaffen sowie eine wettbewerbsfähige Wirtschaft erhalten kann. „Wir haben das bereits unter Beweis gestellt und kluge Rezepte für die Zukunft entwickelt“, ist Rainer Haußmann überzeugt. Als Beispiel nannte er den Energieverbrauch, der in den vergangenen acht Jahren um 30 Prozent gesunken ist, bei der Straßenbeleuchtung sogar um 70 Prozent. Dettingen macht bei der Aktion „1000 Bäume für 1000 Kommunen“ im März mit. „Nebenher setzen wir mal eben 14 Hektar vernachlässigte Streuobstwiesen wieder instand zugunsten von Ökologie und der Kulturlandschaft“, so der Schultes. Nur zehn Prozent der Kommunen in Baden-Württemberg verfügen über ein umfassendes Klimaschutzkonzept. „Dettingen ist seit 20 Jahren mit im Boot“, fügte er an.
Im Zuge der Innenentwicklung wurde Wohnraum für 500 Menschen geschaffen. Das Investitionsprogramm umfasst rund 50 Millionen Euro innerhalb von 13 Jahren. Dettingen wachse jährlich um rund 30 Personen, also 0,6 Prozent. Dem stehen 90 Dettinger Bewerbungen um Wohnraum gegenüber. Rainer Haußmann will dies flächenschonend, klimaverträglich und energieneutral umsetzen. Die Gemeinde bietet 2400 Arbeitsplätze, was dem vierten Platz im Landkreis entspricht. Demnächst werden es 200 mehr sein. Hotel und Bank sowie Pflegeheim sind im Bau oder stehen kurz davor. „Ist es nicht nachhaltig, aus Pendlern Einwohner zu machen?“, fragte er in die Runde und lieferte die Antwort gleich nach. Gemischte Quartiere zum Wohnen und Arbeiten, am besten dazu Kita und Schule direkt vor der Haustür würden Lebensqualität durch Nähe und obendrein Klimaschutz bedeuten. „Dies alles ist möglich im neuen Stadtquartier ,Untere Wiesen‘. Eine bestechende Idee, die wir seit mehr als 20 Jahren verfolgen. Sie ist so überzeugend und nachhaltig, dass Dettingen damit für die Internationale Bauausstellung 2027, einem Leuchtturmprojekt für die Metropolregion Stuttgart, aufgenommen wurde“, sagte er stolz.
Die größte Stärke Dettingens ist gleichzeitig die größte Schwäche: die verkehrsgünstige Lage. „Realistisch betrachtet, werden wir kurzfristig nicht viel ändern können“, gab er zu. Die chronisch überlastete B 465 produziert Schleichverkehr durch den Ort. Seit fast 20 Jahren wird das regelmäßig reklamiert, jetzt wolle sich das Regierungspräsidium darum kümmern.
Das große bürgerschaftliche Engagement weiß der Schultes zu schätzen. Dieses Engagement ziehe sich durch sämtliche Bereiche Dettingens. „Seit Jahren fahren wir ein strammes Arbeitsprogramm, und es wird in Zukunft nicht weniger werden“, ist er sich sicher. Er lobte sein „her- ausragendes Team“ im Rathaus und allen Außenstellen, das Qualität in höchstem Tempo liefere, sowohl in strategischer als auch operativer Hinsicht. „Glauben Sie mir, das ist wahrlich ein Alleinstellungsmerkmal. Sie kennen mich - anders könnte ich nicht arbeiten - ich würde es aber auch nicht wollen. Ich schätze diesen Umstand in höchstem Maße“, sagte Rainer Haußmann.
Info Drei Wortmeldungen gab es nach der Rede. Die Wohnraumentwicklung und die hohen Preise für Wohnen waren Thema. Hier setzt Rainer Haußmann auf verdichtete Bebauung und eine Mischkalkulation, wonach die Premiumgrundstücke das „Starterhaus“ ein Stück weit mitfinanzieren. Der zusätzliche Verkehr, der bei einem möglichen Friedwald entsteht, trieb eine Zuhörerin um. Hier verwies der Schultes selbstironisch auf die sozialen Medien: Sein Statement, zur Wiederwahl anzutreten, erhielt sechs Likes, als über den Friedwald berichtet wurde, gab es 140. „Da weiß man, wo die Gewichtung liegt.“ Die „fast lebensgefährliche“ Überquerung der Querspange als Familienvater mit zwei Kindern, brachte ein Zuhörer zur Sprache. Die Antwort: Die Idee eines Kreisverkehrs lasse sich nicht realisieren. „Ich kann keine Lösung anbieten.“