Weilheim und Umgebung
Der Sauerbrunnen blockiert 
die Nutzung von Erdwärme

Energie Hattenhofener Räte fürchten, dass der Schiefer im Untergrund aufquellen 
könnte und wollen kein Risiko eingehen. Von Jürgen Schäfer

Jetzt ist das Einzugsgebiet des Hattenhofener Sauerbrunnens bekannt. Es erstreckt sich bis in den Westen der Gemeinde. Damit ist Erdwärmenutzung allenfalls eingeschränkt möglich. Das ist für private Bauvorhaben von großer Bedeutung, möglicherweise nicht nur in Hattenhofen.

Bisher konnte man nur spekulieren, ob der Sauerbrunnen auch von der zum Dorf gewandten Seite Zufluss bekommt. Der Geologe Dr. Klaus Brenner, der vor acht Jahren Bohrungen analysiert hat, hatte das nicht geglaubt, das Geologische Landesamt hielt es aber für möglich. Jetzt stellt sich he­raus: „Beide hatten recht“, so Geologe Bernd Bühler, der die Ergebnisse der neuerlichen Tiefenbohrungen vom letzten Winter im Gemeinderat vorstellte. Denn Wasser von Westen speist den Brunnen zwar auch, sei aber niedrig mineralisiert. An der Bohrstelle beim örtlichen Kompostplatz stieß man beim Calcium auf einen Wert von 53, im Nordosten beim Gewerbegebiet Reustadt dagegen auf 275. Die Messstellen dazwischen haben höhere Werte, aber weniger als das Sauerwasser selbst.

Von Westen und Süden, wo das Gelände abfällt, wird das Wasser tief im Boden aufwärts gedrückt. „Gespanntes Wasser“ nennen das die Fachleute. Das kommt von der wasserführenden Schicht, dem Angulaten- oder Hauptsandstein, die von Ost nach West im Boden leicht abfällt.

Diese Verhältnisse sind ebenfalls von Bedeutung: Es ist dort nicht tief genug für eine Erdwärmebohrung von 100 Metern. „Es gibt dort eine Tiefenbeschränkung“, sagt Bühler. Denkbar sei eine Bohrung von 35  Metern, dann mit drei Bohrstellen, um genügend Erdwärme anzuzapfen. Aber da stelle sich die Frage: „lohnt sich’s? – Einmal hundert Meter ist billiger.“

„Ein hoch interessantes Ergebnis“ nannte dies Bürgermeister Jochen Reutter. Er und der Gemeinderat waren dagegen, dass man mit dem Sauerbrunnen ein Risiko eingeht. Die einstimmige politische Willenserklärung: es soll keine Erdwärmebohrung in Hattenhofen geben. Das sei schon aus einem anderen Grund unverantwortlich, warnte Bernd Hack: Hattenhofen sitze auf Schiefer, „der quillt bei Wasser auf“. Hack erinnerte an Rudersberg und Laufen, wo sich der Boden hob. Dort sei das der Gipskeuper, sagt Experte Bühler, die Tonschichten in Hattenhofen seien viel, viel harmloser. „Man kann damit umgehen.“

Ratsmitglied Jürgen Höfer wollte keine weitere Diskussion über etwaige Verlegungen. „Wir wissen jetzt, dass wir nicht bohren dürfen. Die 100 000 Euro hätten wir sparen können.“