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Der Schülerverkehr sorgt für Ärger

ÖPNV Durch den Ausfall der Teckbahn läuft der Schülerverkehr im Lenninger Tal nicht rund. Die Ersatzbusse können wegen der Baustelle in Kirchheim die Zeiten nicht einhalten. Von Anke Kirsammer

Ein völlig überfüllter Bus und eine Teckbahn, die knapp vor Unterrichtsbeginn ankommt. Dass die Wogen bei Schülern und Eltern deshalb hochschlagen, ist für die Rektorin der Lenninger Realschule, Dunja Salzgeber, nichts Neues. „Das Thema kocht immer im Herbst hoch, wenn die Kinder vom Fahrrad auf den ÖPNV umsteigen“, sagt sie. Doch dieses Jahr wird den Familien besonders viel abverlangt: Die Bahn fährt seit zwei Wochen nicht. Dass sie voraussichtlich noch bis 6. November auf dem Abstellgleis steht, erklärt ein Sprecher der DB mit einem hohen Krankenstand unter den Lokführern.

Die beiden Busse, die die Bahn ersetzen sollen und in Kirchheim um 7.16 Uhr abfahren, würden oft die Zeiten nicht einhalten, sagt eine Dettinger Mutter. Zum morgendlichen Berufsverkehr kommt seit Wochen die Sperrung der B 297. „Es ist ganz schrecklich“, sagt Sybille Bauer, Geschäftsführerin des Busunternehmens Fischer in Weilheim, das die Busse für den sogenannten Schienenersatzverkehr stellt. Zeitweise habe die Ampelsteuerung am Busbahnhof nicht funktioniert. Großflächige Tempo-30-Zonen etwa in Kirchheim kos­teten zusätzlich Zeit. Die Fahrpläne seien kaum einzuhalten.

Um pünktlich zur ersten Stunde um 7.45 Uhr im Unterricht zu sein, setzen viele Schülerinnen und Schüler aus Dettingen und Owen deshalb auf den Bus, der bereits um 6.46 Uhr in Kirchheim startet. Wer mitfahren will, muss sich hineinquetschen oder läuft Gefahr, dass die Tür vor seiner Nase zugeht, weil keiner mehr reinpasst. „Bisher sind Dettinger Kinder immer noch reingekommen, aber jetzt weiß ich von Freunden, dass am Goldmorgen schon welche stehengeblieben sind“, erzählt Viktoria Hund aus Dettingen. Bereits als ihr Sohn, der eine achte

 

Für sie ist es besonders fatal, wenn sie vom Bus nicht mitgenommen werden.
Dunja Salzgeber
Der Rektorin der Lenninger Realschule tun besonders die Fünftklässler leid.

 

Klasse besucht, in die fünfte kam, sei der Schülerverkehr ein großes Thema gewesen, erinnert sie sich. Immer werde darum gebeten, die Kinder mit der Teckbahn zu schicken. Doch selbst wenn der Zug fährt, ist die Mutter wie zahlreiche andere Eltern von dem Angebot nicht überzeugt: Für viele Kinder sei der Weg zum Bahnhof weiter als zu einer der nahegelegenen Bus­haltestellen. Der Zug kommt laut Fahrplan um 7.38 Uhr in Oberlenningen an. De facto hält aber auch er die Zeiten oft nicht genau ein und ist nicht verlässlich. „Unabhängig davon, ob die Bahn fährt oder nicht, braucht es mindestens zwei Busse, damit die Kinder pünktlich in die Schule kommen“, wettert etwa Silke Heinen aus Owen. Ihre Tochter war gleich am ersten regulären Schultag nicht mehr in den Bus gekommen, der kurz vor 7 an der Teckhalle in Owen fährt. „An den Stress will man sich nicht gewöhnen“, so die Mutter.

Wie Dunja Salzgeber sagt, besuchen mittlerweile 222 Schülerinnen und Schüler aus Dettingen und Owen die Lenninger Realschule. Hinzu kommen noch Kinder, die in die Werkrealschule in Oberlenningen gehen. Leid tun Dunja Salzgeber vor allem die Fünftklässler, für die der Schulwechsel ohnehin eine Herausforderung darstelle. „Für sie ist es besonders fatal, wenn sie vom Bus nicht mitgenommen werden.“ Kämen die Kinder etwas zu spät, seien sie zwar entschuldigt. Aber auch sie ist alles andere als glücklich über die Situation.

Schon vor der Corona-Pandemie hatte es „runde Tische“ mit Vertretern aus Schule, Kommune, Landratsamt und Eltern gegeben. Doch wird die geschäftsführende Schulleiterin das Gefühl nicht los, dass das Problem ausgesessen wird. Dass die Schule den Unterrichtsbeginn ein paar Minuten nach hinten verlegt, ist für Dunja Salzgeber indes keine Option. Damit würden sich die Zeiten am Mittag verschieben. Abgestimmt seien Schulanfangs- und -schlusszeiten außerdem auch auf die Busse, die auf die Alb fahren.

 

Es geht auch um den Schulstandort.
Die Gesamtelternbeiratsvorsitzende Daniela Hetterich

 

„Es geht auch um den Schulstandort“, gibt die Gesamtelternbeiratsvorsitzende der Lenninger Schulen, Daniela Hetterich, zu bedenken. Seit Jahren werde selbst von den Schulen propagiert, den Zug zu nehmen. „Aber die momentane Situation geht gar nicht“, betont sie. Vielmehr müssten ausreichend Busse bereitgestellt werden.

In der Vergangenheit hatte es bei Ausfällen der Bahn immer wieder auch in der Gegenrichtung geklemmt, weil morgens nur zwei Ersatzbusse nach Kirchheim fuhren. Abgesehen von einem holprigen Start fahren derzeit in Oberlenningen um 6.48 Uhr drei Busse ab. Sie nutzen vorwiegend Kinder und Jugendliche, die eine Schule in Kirchheim besuchen.

„Es ist ein Unding, dass der Zug nicht fährt, wenn gleichzeitig eine Straße gesperrt ist“, sagt der Nahverkehrsberater Hartmut Jaißle. Damit hält er wie Sybille Bauer die Baustellen auf der B 297 mit für das Hauptproblem. „Da wäre man doch am meis­ten auf die Schiene angewiesen“, betont er.

Eventuell fährt ein weiterer Bus

Die Bahn war bisher davon ausgegangen, dass die Buskapazitäten ausreichen. Konfrontiert mit den Missständen, gibt es nun einen Lichtblick: Laut DB-Sprecher bemühe man sich darum, zusätzlich zu dem Bus, der um 6.46 Uhr in Kirchheim startet, einen Bus ins Lenninger Tal zu schicken, mit dem die Kinder pünktlich zum Unterricht kommen. Ob und ab wann das gelingt, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest.