Weilheim und Umgebung
Der Schafstall liegt in Schutt und Asche

Großeinsatz 55 Feuerwehrleute müssen das denkmalgeschützte Gebäude am Randecker Maar kontrolliert abbrennen lassen. Zu retten gab es nichts mehr. Die Brandursache ist noch nicht geklärt. Von Andreas Volz

Selbst der Riese Heim will es gar nicht richtig mit ansehen: Der Schafstall liegt in Trümmern. Foto: Jean-Luc Jacques

Über Nacht ist ein großer Traum in Flammen aufgegangen: Die Jugendhilfeeinrichtung Ziegelhütte muss sich von ihrem Schafstallprojekt verabschieden. Das denkmalgeschützte Gebäude am Randecker Maar existiert nicht mehr. Es ist durch einen verheerenden Brand in sich zusammengebrochen. Was allenfalls noch stehen bleiben könnte, ist ein mehr als kläglicher Mauerrest.
Schon im Juli 2015 war ein Teil des Dachs zusammengebrochen. Die Ziegelhütte hatte sich aber nicht entmutigen lassen und ihr Projekt weiter vorangetrieben. Bis zur Nacht von Dienstag auf Mittwoch war nicht nur der Dachstuhl komplett errichtet worden. Auch das Dach selbst war fast vollständig gedeckt: „Wir haben da richtig viel Zeit und Energie reingesteckt, das war ja unser Vorzeigeprojekt. Und jetzt ist alles aus“, sagte Ziegelhütten-Leiter Hendrik van Woudenberg am Mittwochmorgen vor dem rauchenden Trümmerhaufen.

Der Schafstall brennt lichterloh. Foto: SDMG

Gegen 4 Uhr war die Feuerwehr alarmiert worden. „Als wir ankamen, brannte alles lichterloh“, berichtet Einsatzleiter Ralf Fedderau, der Ochsenwanger Abteilungskommandant. Aus Schopfloch, Bissingen, Weilheim und Kirchheim kamen die Wehren zur Hilfe – nicht zuletzt, um die Wasserversorgung sicherzustellen: „Wir mussten Leitungen legen und sogar einen Pendelverkehr mit Tankwagen einrichten, zur Torfgrube und nach Ochsenwang.“
Die Feuerwehr musste den Schafstall kontrolliert abbrennen lassen. Ralf Fedderau erklärt dazu: „Wir konnten gar nicht mehr ins Gebäude rein. Da war es schon viel zu heiß.“ So ging es darum, das Feuer von außen zu löschen und ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Vor allem das Gebäude auf der anderen Straßenseite war zu kühlen, sonst hätte es auch noch Feuer gefangen. Selbst der Baukran am Schafstall hatte begonnen, sich bedrohlich zu krümmen. Ralf Fedderau: „Der war schon gewaltig in Schieflage, hat sich dann aber wieder stabilisiert, als wir das Feuer immer mehr in den Griff bekommen hatten.“

Der Tag danach. Foto: Jean-Luc Jacques

Foto: Jean-Luc Jacques

Außer dem Schafstall haben die Flammen auch ein Auto zerstört: Der Mitsubishi war zu nahe am Gebäude geparkt. Personenschaden ist zum Glück keiner zu beklagen. Der Schafstall war ja noch mitten in der Sanierung begriffen und nicht bewohnt. Trotzdem hat der Brand mehr angerichtet als Sachschaden. Es ist auch mehr verloren gegangen als ein Gebäude, das über 300 Jahre Wind und Wetter getrotzt hatte. Gerade weil die Sanierung ein Berufsorientierungsprojekt war, mussten viele Jugendliche am Randecker Maar, die miterleben, wie ihre Arbeit der vergangenen zwei Jahre in kurzer Zeit vernichtet wurde. Ralf Fed­derau erzählt: „Die Jungs, die hier am Schafstall geschafft haben, haben in der Nacht geheult.“

Die Brandursache ist noch völlig unklar. Die Kriminalpolizei ermittelt. Hendrik van Woudenberg, der erst am Morgen von dem Brand erfahren hatte, kann lediglich Mutmaßungen anstellen: „Man weiß es nicht. Irgendwo lag ein Akkugerät. Am Tag vorher gab es Schweißarbeiten. Aber etwas Konkretes ist nicht bekannt.“

Foto: SDMG/Wölfl

Fassen kann er es noch nicht, was da passiert ist: „Wir hatten richtig große Pläne. Im Schafstall hätten wir endlich einen großen Saal gehabt. Das war ein tolles Projekt. Die Jugendlichen haben viel geschafft.“ Mehrere hätten dabei – wie vorgesehen – ihren Berufswunsch entdeckt, als Zimmermann, Maurer oder Baggerführer.

„Die pädagogische Wirksamkeit ist immer noch da, die geht jetzt auch nicht weg“, stellt Gerd Kälberer fest. Der Lehrer an der Ziegelhütte hatte vor etlichen Jahren die Idee zum Schafstallprojekt. Jetzt ist aber erst einmal eine andere pädagogische Leistung gefragt: „Einerseits sucht man nach Ursachen, und andererseits weiß man, dass das nichts bringt. Das kriegt man nicht zusammen.“ Und doch gilt es genau das zu vermitteln. Was wohl am besten hilft, ist der gemeinsame Schock, der Pädagogen und Jugendliche eng verbindet. Was auch helfen kann, ist der Blick in die Zukunft: Die Fortsetzung des Projekts in einem anderen Gebäude hat Hendrik van Woudenberg ja bereits angedeutet.