Ohne Erinnerungen wären wir nicht die Persönlichkeit, die wir sind. Wir könnten nur schwerlich von uns berichten. Wir sind das Ergebnis unseres Weges, den wir als Erinnerung in uns tragen. Diese Erinnerungen rückblickend aufgeschrieben nennt man Autobiografie. Es soll nicht gleich das Buch Ihres Lebens geschrieben werden, aber ein kleiner Auszug daraus. Wie schreibt man über sich selbst? Es klingt paradox, aber die größte Gefahr beim autobiografischen Schreiben ist, dass sich der Erzähler zu wichtig nimmt. Man sollte sich aufs Wesentliche konzentrieren, unwichtige Zusammenhänge, Personen oder Details weglassen. Mit Gefühlsäußerungen sollte man sparsam umgehen, aber auch nicht ganz darauf verzichten.Schriftsteller verwenden viel Zeit, ihre Personen mit Widersprüchen, Ecken und Kanten auszustatten. Das hat seinen Grund, macht es doch eine Person interessanter. Deshalb sollte man sich selbst auch nicht in einem allzu glatten Bild beschreiben. Die Schreibanregung, die ich Ihnen geben möchte: Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schultag. Stellen Sie sich vor, Sie könnten die Zeit zurückdrehen und den Tag nochmal erleben. Was sehen, hören, fühlen Sie? Schreiben Sie es auf - als kleine Szene, in der etwas passiert oder einfach als nüchterne Beschreibung. Autobiografisch schreiben Sie entweder aus der Perspektive des Kindes, also aus der Ich-Perspektive. Sie können aber auch aus der Gegenwart zurückblicken. Vielleicht haben Sie Lust, die Perspektive zu wechseln und aus der Sicht eines Elternteiles zu schreiben. Oder aus Sicht des Fotografen, der das Klassenfoto macht. Dann ist es zwar nur indirekt biografisch, dafür kann ein Perspektiv-wechsel sehr heiter und interessant sein.Iris Lemanczyk
Der Schatz unserer Erinnerung