Reichenbach. Wer Bürgermeister Bernhard Richters grüne Seite entdecken will, muss zu ihm aufs Dach steigen. Auf der großen Terrasse im dritten Stock des Mehrfamilienhauses grünt und gedeiht es so üppig, dass der Reichenbacher Schultes und seine Frau Sabine Weidenbacher-Richter sich nicht nur mit Tomaten und Kartoffeln weitgehend selbst versorgen können.
Auf seinem luftigen Dachgarten in der Schorndorfer Straße hat der Bürgermeister nicht nur die Gemeinde im Blick, sondern auch die Spatzen, die mit Vorliebe seine Salatsetzlinge anpicken. Die Krähen, ebenfalls regelmäßige Besucherinnen, machen sich derweil lieber über den Mais her: Von dem habe er selbst eigentlich noch nie was gehabt, sagt Richter.
Dauerhaft bewohnt ist der geschlossene Komposter. „Da hab’ ich mal 1000 Würmer im Internet gekauft“, verrät Richter und geht davon aus, dass sich mittlerweile ungefähr doppelt so viele der wirbellosen Gartenhelfer durch seine Grünabfälle fressen. Den auf diese Weise erzeugten Kompost nutzt er, um die Erde in den Pflanzgefäßen aufzufüllen und zu verbessern. Darüber hinaus schultert der Rathauschef regelmäßig Erd- und Kompost-Säcke und trägt sie in den dritten Stock - einen Aufzug gibt es in dem Haus nicht. Das tägliche kleine Fitnessprogramm, mit oder ohne zusätzlichen Ballast, ist ihm jedenfalls sicher. Und die Freizeitbeschäftigung auch: „Ich bin eine Dreiviertelstunde jeden Tag mit Gießen beschäftigt“, verrät Richter.
Der Bedarf ist groß - an Erde wie an Wasser: In Kübeln wachsen dicht an dicht Knoblauch, Karotten, Rote Bete, Rosenkohl, Paprika und anderes Gemüse. Von den Kartoffeln im Mörtelkübel haben Richters schon im Juli die ersten geerntet. Aber auch Zucchini, Kürbis und Wassermelone ranken aus ihren Töpfe hinaus. Und die Tomaten gedeihen inzwischen so gut, dass immer mal wieder Soßeeinkochen angesagt ist. Trotzdem, sagt Bernhard Richter, sei er nicht mit einem grünen Daumen geboren und habe auch nicht immer gerne gegärtnert. Er fand halt ein paar leere Pflanztröge vor, als er vor 20 Jahren in die Wohnung zog. An denen habe er sich mal versucht. Diesem Prinzip ist er treu geblieben: „Was geht, das geht, was nicht geht, geht halt nicht.“ Karin Ait Atmane