Natur
Der Spargel aus dem Wald

Der Japanische Staudenknöterich sieht dem grünen Spargel gar nicht unähnlich und wird in einigen Ländern wie das Gemüse verwendet – aber geht das auch in der Teckregion und ist das erlaubt? 

Der Japanische Staudenknöterich hat es bis in die Teckregion geschafft. Symbolfoto: stock.adobe.com

Derzeit lässt man beim Kauf von 500 Gramm grünem Spargel gut und gerne sieben Euro liegen. Selbst auf die Suche gehen zu können und das frische Gemüse im Wald zu ernten, käme daher wie gerufen. Aber ist das wirklich möglich? „Theoretisch schon“, sagt die Kräuterpädagogin und zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin Simone Kerner-Jungfleisch. Die Dettingerin denkt dabei an den Japanischen Staudenknöterich, der tatsächlich auch in Deutschland zu finden und dem Spargel gar nicht so unähnlich ist.

Solange die Triebe jung sind, kann man sie essen – sogar roh.

Simone Kerner-Jungfleisch

„Solange die Triebe jung sind, kann man sie essen – sogar roh“, erklärt die Kräuterfachfrau. In Asien wird er, laut der Dettingerin, wie junger Spargel verwendet. Mit zunehmender Größe werde er aber immer faseriger: „Ich glaube nicht, dass jemand die ausgewachsene Pflanze essen möchte“, sagt Simone Kerner-Jungfleisch. Sollte man die jungen Triebe in der Teckregion finden, stellt sich aber immer noch die Frage, ob man sie einfach ernten darf.

Tatsächlich sind auf dem Gemarkungsgebiet der Stadt Kirchheim, in Weilheim und der Weilheimer Umgebung Bestände des Japanischen Staudenknöterichs bekannt, ernten sollte man ihn jedoch nicht, mahnt das Amt für Bauen und Naturschutz des Landkreises Esslingen. 

Grundsätzlich ist es zwar erlaubt, Pflanzen oder Pflanzenbestandteile pfleglich für den Eigenbedarf aus der Natur zu entnehmen. Invasive Pflanzen, und dazu zählt der Japanische Staudenknöterich, sind jedoch gemäß § 40a BNatSchG zu bekämpfen. Es sei daher davon abzuraten, Pflanzen beziehungsweise Pflanzenteile mitzunehmen, da hierdurch die Verbreitung gefördert werden kann, teilt die Behörde mit. Bei einer Entnahme sei die Berechtigung zum Besitz der Pflanze nachzuweisen. Daher solle in jedem Fall die untere Naturschutzbehörde kontaktiert werden, wobei die Erteilung einer Genehmigung unwahrscheinlich sei.

Von beliebt zu unbeliebt

Als landesweit stark invasive Pflanzenart steht der Japanische Staudenknöterich kurz von der Aufnahme in die Unionsliste invasiver Pflanzenarten, teilt das Amt für Bauen und Naturschutz mit. Simone Kerner-Jungfleisch sagt: „Zunächst wurde die Pflanze ganz gewollt in Deutschland als Kultur- und Zierpflanze angesiedelt.“ Die Pflanze sollte den Bienen nicht nur in kargen Monaten Nektar liefern, sondern auch Rotwild mit Nahrung versorgen. „Leider schmecken die herzförmigen Blätter zumindest in Deutschland keinem Tier, sodass es dem Japanischen Staudenknöterich an einem natürlichen Fraßfeind mangelt, der ihn im Zaum hält.“

Ein weiterer Ansatz habe darin bestanden, die Pflanze in Form von Hecken, als Sichtschutz zu verwenden. Der Vorteil wurde dabei ganz klar in seinem schnellen Wachstum gesehen. In Kürze erreiche er eine Höhe von drei bis vier Metern. Simone Kerner-Jungfleisch sagt scherzend: „Es hätte auch klappen können, wie mit der Kartoffel.“

Sein schnelles Wachstum und dichtes Blätterwerk haben sich jedoch zu einem Problem entwickelt, denn dadurch schattiert er den Boden unter sich so stark, dass er anderen heimischen Pflanzen das Licht nimmt, erklärt die Kräuterexpertin. Auch an Uferböschungen zeigt sich das Problem: „Die gesamte Krautschicht fehlt, die letztlich das Ufer durch die Wurzeln mit befestigt.“ Bei Überflutung könne es dann passieren, dass der Boden weggeschwemmt wird. 

Ist der Japanische Staudenknöterich einmal da, ist er nicht mehr so leicht wegzubekommen: „Er gehört zu den supervitalen Pflanzen, bei denen ein winziges Wurzelstück reicht und schwupp­di­wupp ist die Pflanze wieder da“, sagt die Dettingerin. Zudem ist er mit einem großen Wurzelwerk ausgestattet, das gut und gerne zwei Meter in die Tiefe reiche. 

Positiv zu bemerken sei, dass Singvögel die Pflanzen mögen und ihre Nester darin bauen. Simone Kerner-Jungfleisch betont: „Es gibt immer ein Pro und Contra.“ Über 100 Jahre gesehen, würden sich die hiesigen Pflanzen und Tiere an den Japanischen Staudenknöterich anpassen können – leider funktioniere Biologie nicht in kurzen Abständen.