Weilheim und Umgebung
Der Stammgast auf der Teck: „Ich kenne hier fast jeden Stein“

Leidenschaft Nicht nur bei Wind und Wetter, sondern auch bei Nacht und Nebel: Günter Köhler ist seit Jahren begeisterter Teck-Wanderer. Inzwischen ist der 74-Jährige über 2021 Mal auf der Burg gewesen. Von Silja Kopp

Im Dezember hatte Günter Köhler eine Jubiläumsfeier mit Freunden. „Würde man alle Höhenmeter zusammenzählen, die ich bei meinen Teckwanderungen gelaufen bin, hätte ich damit zu Fuß die ISS Raumstation erreicht“, sagt er stolz. Er hat sein großes Ziel erreicht, im Jahr 2021 das 2021ste Mal auf der Burg gewesen zu sein.

 

Ich hatte noch nie eine Taschenlampe dabei.

Günter Köhler
findet auch bei völliger Dunkelheit zur Teck und zurück.
 

Als Baby war er das erste Mal mit seiner Familie auf der Teck. Seine Eltern wanderten aber nicht besonders gerne. Er selbst konnte sich früher auch nicht übermäßig für den Sport begeistern. Wirklich angefangen hat Günter Köhlers großes Hobby in den 90er-Jahren. „Ich bin an einem Abend als Ausgleich zu meiner Arbeit auf die Teck gelaufen. Oben auf der Burg gab es jeden Mittwoch einen Stammtisch, dem habe ich mich dann angeschlossen“, erinnert sich der Softwareentwickler. Die Gruppe hat sich irgendwann aufgelöst, Günter Köhler ist seinem Hobby aber treu geblieben. „Seitdem ich in Rente bin, laufe ich im Schnitt zwei Mal pro Woche auf die Teck“, erzählt er. Jeden Ausflug auf die Burg markiert er sich mit einem Strich im Kalender.

Manchmal läuft Günter Köhler sogar direkt von der Haustür aus los. „Das sind dann insgesamt 22 Kilometer“, erzählt er. Dem Kirchheimer ist es egal, ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint. Es gibt keine Jahreszeit, in der ihm das Wandern nicht gefällt. Finsternis und Nebel machen ihm genauso wenig aus: „Ich kenne die Wege hier so gut, dass ich mich auch in der Dunkelheit orientieren kann. Kein einziges Mal hatte ich bei einer Nachtwanderung eine Taschenlampe dabei“, sagt er stolz. Dabei ist Wandern im Dunkeln gar nicht so ungefährlich. „Einmal bin am späten Abend mit einer anderen Person auf dem Weg zusammengeknallt. Wir waren beide so vertieft, dass wir uns einfach nicht gesehen haben“, erzählt er.

Mittlerweile kennt Günter Köhler vermutlich mehr Pfade auf die Teck als jeder andere. Eine seiner Lieblingsrouten nennt er mit Freunden „den Köhlersteig“. Während seiner Wanderungen ist er schon oft auf verrückte Ideen gekommen. „Einmal stand ich oben auf der Burg und habe mich gefragt, wie es wohl genau auf der gegenüberliegenden Seite von der Erde aussieht. Daraufhin habe ich dann mit einem Freund eine Weltreise zum Königreich Tonga im Südpazifik gemacht. Da war es auch schön!“, sagt er und lacht.

Als Begleitung zum Wandern ist manchmal seine Frau dabei. „Ich richte mich aber ein bisschen nach dem Wetter“, gibt Inge Köhler zu. Seit Anfang der Pandemie ist sie schon 90 Mal mitgekommen. Langweilig wird es den beiden nie: „Man kann von der Teck aus alles beobachten. In den letzten Jahren sind immer mehr Windräder im Tal gebaut worden. Auch die Pflanzenarten hier oben verändern sich“, sagt Günter Köhler. 

Das Paar teilt neben dem Wandern auch eine Leidenschaft für das Reisen. An Günter Köhlers 60. Geburtstag haben seine Freunde ihm als Geschenkidee ein Wohnmobil gemietet. Ihm und seiner Frau hat die Idee so gut gefallen, dass sie sich ein eigenes gekauft haben. Seitdem sind sie immer wieder in ganz Europa unterwegs. „Wenn ich von meiner Tür aus das Meer sehe, ist das einfach schön. Und es ist etwas anderes, als wenn ich auf dem Schafhof die Tür öffne und den Nachbarn sehe“, sagt Köhler schmunzelnd.