Heute Abend wird am Schlossgymnasium eine Schülergenossenschaft gegründet – Mitgliedschaft steht jedem offen
Der „Teck-Stil“ geht erfolgreich an den Start

Am heutigen Mittwoch geschieht in der Mensa des Kirchheimer Schlossgymnasiums etwas Außergewöhnliches: Um 19.30 Uhr beginnt die Gründungsversammlung der Schülergenossenschaft „Teck-Stil“. Im künftigen Vorstand sollen Schüler sitzen – im Aufsichtsrat unter anderem Partner aus der lokalen Geschäftswelt.

Kirchheim. Die Schülergenossenschaft bestellt, bewirbt und vertreibt zunächst einmal eine „Schulkollektion“: T-Shirts sowie Pullis (mit und ohne Kapuze) in sechs verschiedenen Farben und in allen Größen, von XS bis XXL. Die „Branche“ ist sorgfältig ausgewählt worden – nach einer entsprechenden Marktforschungsumfrage an der Schule –, und die Vorbestellungen zeigen, dass die Schüler auf dem richtigen Weg sind: „Wir haben über 500 Bestellungen“, sagt Paula Mockenhaupt, die heute Abend gemeinsam mit Stefan Kolb in den Vorstand gewählt werden soll. Komplettiert wird die künftige „Geschäftsleitung“ durch einen Finanzvorstand. Dafür ist ein weiterer Schüler aus der Jahrgangsstufe vorgesehen: Steffen Weber.

Das Projekt ist zwar nicht die ureigene Idee der Schüler. Es ist Teil des Seminarkurses, den Manfred Machoczek anbietet. Und was das Genossenschaftsmodell betrifft, so hat sich die Schülerfirma vor allem deshalb dafür entschieden, weil die Volksbank Kirchheim-Nürtingen auf den Seminarkursleiter zugekommen ist und von sich aus eine Partnerschaft angeboten hat, um den Genossenschaftsgedanken unter den Schülern zu fördern und zu verbreiten.

Aber die Schüler nehmen ihre Aufgaben ernst und erledigen ihre Arbeit eigenverantwortlich. Ihr Lehrer steht ihnen dabei lediglich beratend zur Seite. Weitere Ratschläge gibt es vom Volksbank-Personal. Außerdem hat sich der designierte Vorstand bereits auf dem baden-württembergischen Genossenschaftstag in Baden-Baden umgehört und umgeschaut.

Wie bei einem „richtigen“ Unternehmen auch, gibt es bei „Teck-Stil“ verschiedene Teams mit eigenen Abteilungsleitern. Stefan Kolb lobt das gute Betriebsklima und stellt fest: „Wenn alles so weiter läuft wie bisher, dann ist es sehr gut.“ Paula Mockenhaupt ergänzt: „Das ist schon sehr viel Arbeit. Es macht aber auch Spaß. Und man lernt was dabei.“

Stefan Kolb beispielsweise hat bereits das Delegieren gelernt: „Alle im Team arbeiten gut. Wir wollen ja auch alle, dass das erfolgreich wird. Und wenn man als Vorstand alles selber machen muss, geht es nicht.“

Damit umschreibt er einen wichtigen Grundsatz des Genossenschaftsgedankens. Michael Handte, der innerhalb der Marketing-Abteilung der Volksbank Kirchheim-Nürtingen für die Schülergenossenschaft zuständig ist, formuliert den genossenschaftlichen Grundgedanken aus dem 19. Jahrhundert folgendermaßen: „Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele.“

Sozial ist bei den Genossenschaften also von Anfang an das Miteinander der Mitglieder, die sich mit ihren Anteilen einbringen und damit gemeinsam Großes leisten. Unabhängig von der Zahl der Anteile hat jedes Mitglied genau eine Stimme. Bei der Schülergenossenschaft ist ein Anteil für zehn Euro zu erwerben – auch heute Abend noch bei der Gründungsversammlung.

Wichtig ist natürlich auch die Dividende. Bei der Schülergenossenschaft ist sie außergewöhnlich hoch. Manfred Machoczek: „Die Schüler haben bis jetzt zehn Prozent vorgesehen.“ Das Unternehmen soll aber keine kurzlebige Sache sein. Wie andere Schülergenossenschaften auch, soll „Teck-Stil“ auf Jahre hinaus erfolgreich wirtschaften und dabei immer neue Geschäftsideen entwickeln. Angedacht ist bereits eine „Kirchheim-Kollektion“.

Was spätestens in einem Jahr auf dem „Stundenplan“ der Schülergenossenschaft steht, ist die erfolgreiche Übergabe der Firma in jüngere Hände: Wenn der erste Vorstand geschlossen das Abitur in der Tasche hat, wird es Zeit, dass andere Verantwortung im Vorstand übernehmen – vielleicht auch schon Zehntklässler.