Das sechsstöckige Hochhaus des Unternehmens Schäfer-Etiketten prägt seit 1972 die Skyline der Gemeinde Wolfschlugen. „Was der Fernsehturm für Stuttgart ist, das ist der Turm von Schäfer-Etiketten für Wolfschlugen“, sagt Bürgermeister Matthias Ruckh. Doch die Tage des Bauwerks sind gezählt. Die aktuellen Brandschutz-Vorschriften lassen eine dauerhafte Nutzung des Turmes nicht mehr zu. „Heute würde man nicht mehr so bauen“, stellt Jörg Gottlieb fest. Er ist seit 16 Jahren Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, das 1948 von Hubert H. Schaefer gegründet wurde.
Seit 73 Jahren werden in Wolfschlugen hochwertige Selbstklebe-Etiketten für die Verpackungsindustrie produziert, in erster Linie für Kosmetik- und Pharmaprodukte. Das inhabergeführte Unternehmen Schäfer-Etiketten beschäftigt knapp 200 Mitarbeiter, von denen 140 in Wolfschlugen und 50 bei der Schwesterfirma Etimark im hessischen Florstadt tätig sind. Pro Jahr werden mehr als 3,5 Milliarden Etiketten produziert bei einem Umsatz von circa 27 Millionen Euro. Bevor er das Unternehmen übernommen hat, sei in Wolfschlugen „über einen längeren Zeitraum ein Investitionsstau aufgelaufen“, erzählt Jörg Gottlieb. In der Folge wurde in Maschinen und EDV-Systeme investiert, jetzt sind die Gebäude dran.
Ziel der Planungen von 2018 bis 2020 sei es gewesen, Gebäude zu schaffen, die „beste Arbeitsplätze für die Mitarbeiter“ bieten. Seit April dreht sich der Kran für den ersten Bauabschnitt. Es wird zunächst ein neuer Anbau zwischen Produktionshalle und Nürtinger Straße erstellt. Als Nächstes werden die mittleren Gebäudeteile zwischen Fabrikhalle und Hochhaus umfangreich saniert. Es werden neue Lagerflächen und im Untergeschoss komplett neue Sozialräume geschaffen, um im Erdgeschoss und im Obergeschoss mehr Platz zu gewinnen. Die Kernsanierungen im mittleren Gebäudeteil stellen den zweiten Bauabschnitt dar. Für das gesamte Bauvorhaben werden drei Jahre benötigt.
Das Hochhaus kann Anfang 2024 abgebrochen werden, da dann die neuen Büros für die jetzt im Turm untergebrachten Mitarbeiter im mittleren Gebäude fertiggestellt sind. Nach dem Abriss des Turms wird an gleicher Stelle ein neues Empfangsgebäude mit Konferenzbereich und Besprechungsräumen für Besucher gebaut.
Im Zuge der Kernsanierung bekommt der Gebäudekomplex auch eine neue Fassade, Heizung, Klima- und Lüftungsanlage sowie energetische Verbesserungen – auch durch eine Wärmepumpe. Das soll erhebliche Einsparungen bei den Energiekosten ermöglichen. Auch Parkplätze mit E-Steckdosen für Autos und E-Bikes sind vorgesehen. Es sind Biodiversitätsdächer geplant, die Rückzugsmöglichkeiten für Insekten und Vögel bieten.
Der Bürobereich wird nach den Wünschen eines Mitarbeiter-Teams gestaltet. Das Konzept sieht viele Glaselemente und Systemtrennwände vor. Auch Sitzmöbelecken und Besprechungsboxen gehören zum Plan. Eine neue Kantine mit Innen-Lichthof soll als zentraler Treffpunkt für Büro- und Produktionsmitarbeiter dienen. Sichtfenster zwischen den modernen Büros und der Produktionshalle sollen die Mitarbeiter zusätzlich zusammenführen. „Wir bekommen auch Teeküchen und Wasserspender“, so der Geschäftsführer. Die ersten Abteilungen könnten im Frühjahr 2022 umziehen. „Dann beginnt die Sanierung der frei gewordenen Flächen im Bestand.“ Ende 2024 soll dann alles komplett fertig sein.
Nachdem die Coronakrise das Unternehmen im ersten Halbjahr 2020 erfasst hat, stimmen die aktuellen Betriebszahlen zuversichtlich. „Wir liegen jetzt 15 Prozent über dem Vorjahr“, so Jörg Gottlieb. Auch im Vergleich zu 2019 verzeichnet Schäfer-Etiketten einen Zuwachs. Daher kann sich der Geschäftsführer mittelfristig auch bei der Mitarbeiterzahl eine Steigerung vorstellen. „Wir spüren jetzt den Fachkräftemangel. Bisher konnten wir immer alle Stellen wieder besetzen. Inzwischen ist es nicht mehr so einfach“, sagt Jörg Gottlieb.