Acht Jahre in der Kurve. Mit Dauerkarte. Dort, wo die ganz treuen Fans stehen. Wenn Christoph Pfäffle jetzt in die Stuttgarter MHP-Arena kommt, schlägt sein Herz immer noch für den VfB, klar. Doch mittlerweile verbindet ihn noch etwas anderes mit dem Cannstatter Fußball-Tempel: Der Nürtinger Niederlassungsleiter der LED-Firma Unilumin hat mit seinem Team das Stadion im Zuge des großen Umbaus vor der Fußball-Europameisterschaft mit modernster LED-Technologie ausgestattet.
Das ist freilich nur ein Baustein, der den Erfolg der schwäbischen Dependance des chinesischen Weltmarktführers ausmacht.
400 Quadratmeter modernster LED-Technologie erstrahlen jetzt in der Arena in allen (brillanten) Farben. LED-Technik auf dem Boden? So abwegig ist das gar nicht. „Wir haben nahezu unbegrenzte Möglichkeiten“, sagt Christoph Pfäffle. Bodeneffekte eingeschlossen. Und verschiedenste Formen natürlich. All das kann der 37-jährige „Regional Director“ im Schauraum von Unilumin im Nürtinger Enzenhardt zeigen. Große, größere, richtig große Bildschirme lassen nicht nur das Herz eines geneigten TV-Junkies in höchsten Regionen schlagen. In der Robert-Bosch-Straße 4 gibt es Bildschirme in verschiedensten Formaten. Gebogen, gerade. Vier- oder eben auch mehreckig. (Beinahe) alles ist möglich.
Auch für die geschäftliche Realität könnte letzterer Satz gelten. Seit 2018 gibt es das schwäbische Büro von Unilumin für den deutschsprachigen Raum. Damals starteten Pfäffle & Co. in Filderstadt. Vor drei Jahren zog die Niederlassung dann nach Nürtingen um.
Die Entwicklung ist rasant: Los ging es mit einem Jahresumsatz von drei Millionen Euro – 2023 stehen schon 21 Millionen zu Buche.
Hergestellt werden die Module ausschließlich in China. 6000 Mitarbeiter erwirtschaften einen Jahresumsatz von 1,1 Millliarden US-Dollar. Hier im Nürtinger Enzenhardt kümmern sich elf Mitarbeiter um den deutschsprachigen Markt. Hier ist neben dem Vertrieb auch der Service und die Reparatur angesiedelt. Und natürlich das Projektmanagement.
Heiko Schmutz ist wie Christoph Pfäffle gelernter Radio- und Fernsehtechniker. Bei der Stippvisite sitzt er im Hinterland des 300 Quadratmeter großen Showrooms. Mit der Pinzette geht er sozusagen unter der digitalen Lupe Pixelfehlern auf den Grund. Das ganze Modul, also die Bildschirmbestandteile, müssen so nicht ausgetauscht werden. Das ist nachhaltiger und günstiger.
„Die Diode hat den Kontakt zum Board verloren“, sagt Schmutz. Er lötet sie von Hand. Filigrane Arbeit. Denn die kleinsten Dioden sind 0,6 mal 0,6 Millimeter klein. Um diese Arbeit zu ermöglichen, bekommt der Kunde einen handlichen Unterdrucksauger zu seinem Bildschirm dazu geliefert, der die betroffenen Modulbereiche tatsächlich aus dem Gesamtensemble saugt, damit sie in Nürtingen repariert werden können.
Eine lange Referenzliste
Beispiele für das Projektmanagement liefert die Referenzliste. Für die BayArena lieferte das Nürtinger Unilumin-Team das Bandensystem, die Oberrangbande und die Anzeigetafeln, neudeutsch „Scoreboards“ genannt. Letzteres findet sich aus „Unilumin“-Hand auch in der Allianz Arena. Auch für Bundesligist VfL Bochum lieferte man Bandensystem und Scoreboards für das Vonovia Ruhrstadion.
Ein weiteres Beispiel von vielen: Das gebogene, 45 Meter breite LED-Display im Eingangsbereich des Europaparks in Rust.
Doch man befasst sich nicht nur mit großen überregionalen Projekten. In Nürtingen stammt das Infosystem der neuen Albert-Schäffle-Schule auf dem Säer von Unilumin. Auch die Volksbank Nürtingen, die Arden Software GmbH oder die Nürtinger Fohhn Audio AG gehören zu den Kunden. Mit der Sound-Firma Fohhn sei man übrigens auch mit einer Technologie-Partnerschaft verbunden, erklärt Pfäffle. Hightech komplett aus Nürtingen.
So entstand auch das neueste Premium-Projekt in der VfB-Heimat der MHP-Arena ein Stück weit in einer lokalen Partnerschaft. Seit der Gründung der Unilumin-Niederlassung in der Region habe man Kontakte zu Schwabens Fußballstolz gepflegt. Pfäffle: „Das Projekt wurde immer größer.“ Dann kam tatsächlich der Umbau der Haupttribüne mit Abriss und Neuaufbau der Unterrang-Tribüne.
Die Stuttgarter Firma Macom plante die gesamte Medientechnik, zusammen mit ihr und der Kohlberger Firma ICT setzte die Nürtinger Unilumin-Niederlassung das mediale Konzept um. Pfäffle: „Wir machen die Bildschirme dafür.“ Auftragsvolumen für den frischgebackenen VfB-Business-Partner: 1,7 Millionen Euro.
Der Tunnel-Club ist einzigartig
Wer nun in das Mercedes-Benz Business Center kommt, wird sozusagen von Unilumin-Displays abgeholt. Auch im Raum für die Pressekonferenz zum Beispiel gibt es Displays im Super-Breitbild-Format.
Besonders stolz ist man aber auf die Beteiligung am höchst exklusiven Porsche-Tunnel-Club. „Der ist weltweit einzigartig“, sagt Pfäffle. 200 VIP-Gäste können von diesem Raum aus die Spieler durch verglaste Tunnels aufs Feld schreiten sehen. Die Displays an den Wänden? Natürlich von Unilumin. Ebenso wie zum Beispiel die Infosysteme über den Drehkreuzen an den Stadionzugängen und an den 50 Kiosken. Doch die Produkte der Nürtinger finden sich auch im Allerheiligsten des Teams, in der Kabine. Dort verdeutlicht nun keine althergebrachte magnetische Taktiktafel mehr den VfB-Cracks die Anweisungen von VfB-Coach Sebastian Hoeneß, sondern eine beinahe vier mal zwei Meter große LED-Wand. Schließlich haben die Wasen-Kicker das selbe Ziel wie das Nürtinger Unilumin-Team: Jeder will in seinem Bereich weiter in der Champions League spielen.