ÖPNV
Der „VVS-Rider“ kommt ins Albvorland

Eine neue Buslinie, neue Haltestellen und der nächtliche On-Demand-Verkehr „VVS Rider“: Im kommenden Jahr wird der Busverkehr im Albvorland deutlich attraktiver.

E-Bus und VVS Rider warten auf ihren Einsatz im Linienbündel 8 - sehr zur Freude von Landrat Marcel Musolf (Mitte), den beteiligten Bürgermeistern, VVS-Vetretern und den beteiligten Busunternehmen.

Wer mal wieder das Urwelt-Museum Hauff in Holzmaden besuchen möchte, kann ab dem 1. Januar mit dem Bus bis vor dessen Tür fahren. Die neu aufgestellte Linie 171 macht es möglich: Sie pendelt zwischen Kirchheim und Holzmaden und fährt dabei neben dem Museum auch das Gewerbegebiet Holzmaden an, in dem rund 400 Menschen arbeiten. Für seine Gemeinde sei das „eine ganz herausragende Verbesserung“, freut sich Florian Schepp, der Bürgermeister von Holzmaden.

Es profitieren aber auch andere Gemeinden im Gebiet des „Linienbündels 8“, also des Öffentlichen Personennahverkehrs zwischen Kirchheim und dem Albtrauf. Dieses wird alle zehn Jahre neu ausgeschrieben und nachjustiert. Wobei dieses Mal nicht einfach nur fortgeschrieben, sondern grundlegend neu überlegt worden sei, sagte Landrat Marcel Musolf bei einem Termin mit Bürgermeistern, Vertretern des VVS und der Verkehrsunternehmen.

 

Für Holzmaden ist die neu aufgestellte Linie 171 eine herausragende Verbesserung.

Florian Schepp, Bürgermeister von Holzmaden

 

Künftig sollen laut dem neuen Plan rund 20 Prozent mehr Buskilometer im Bereich „Albtrauf“ gefahren werden – es sind dann rund 1,3 Millionen Kilometer im Jahr. Der Ringverkehr der Linien 173/175, die beide in jeweils einer Richtung die Runde über Weilheim, Bissingen und Dettingen fahren, wird dank geänderter Linienführung schneller. Auf der 177 zwischen Neidlingen, Kirchheim und Lenningen werden mehr große Gelenkbusse eingesetzt. Der Rad-Wander-Bus 170 verkürzt künftig an Sonn- und Feiertagen im Sommer die Route zum Reußenstein. Und zusätzliche Nachtbusse stopfen vor Samstagen sowie Sonn- und Feiertagen die Lücke zwischen zwei und vier Uhr.
Die Vernetzung in der Region sei ganz entscheidend, sagte Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader – auch für Kirchheim. Denn die Stadt habe Interesse daran, dass das Umland gut angebunden ist und dass „Menschen von außerhalb in die Stadt kommen“.

Relativ kleines Fahrzeug, komfortabler Ein- und Ausstieg. Landrat, Bürgermeister und Vertreter des ÖPNV freuen sich. Fotos: Karin Ait Atmane

Als „Quantensprung“ bezeichnete Landrat Musolf die Einführung des On-Demand-Verkehrs „VVS Rider“ für die Gemeinden Holzmaden, Weilheim, Bissingen, Neidlingen, Lenningen, Erkenbrechtsweiler und Beuren. Der Kleinbus für acht Fahrgäste, dank Rampe barrierefrei zugänglich, kommt auf Abruf. Er fährt wochentags zwischen 20.30 und 2.30 Uhr, am Wochenende sogar bis sechs Uhr morgens. Gebucht wird er in der Regel mit der App VVS-Rider, aber auch per Telefon kann man ihn bestellen. Anders als das bisherige Anruf-Sammeltaxi fahren die zwei Rider-Fahrzeuge nicht die bestehenden, sondern je nach Bedarf 1500 „virtuelle Haltestellen“ an. Dabei handle es sich oft um Straßenkreuzungen oder markante Plätze, in der Regel nicht weit von der Haustür der Nutzer entfernt, erklärt Cornelia Christian, die Geschäftsführerin des Verkehrsverbunds Stuttgart VVS. Die zugehörige Software errechnet aus den Nutzeranfragen die ideale Route und Reihenfolge und zeigt in der App an, wann der bestellte Rider vor Ort sein wird. Finanziell ist das Angebot ebenfalls attraktiv: „VVS-Tickets gelten, das Deutschland-Ticket gilt – ohne Zuschlag“, so Christian.

Im Kreis Esslingen fährt der Rider bereits in Wernau und in Leinfelden-Echterdingen, im ländlichen Raum ist dieses Angebot aber neu. Das Land fördert deshalb das Projekt mit 1,45 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre.

Bei all den Änderungen waren auch die Umweltstandards im Blick. Ab sofort fährt Omnibusverkehr Ruoff (OVR) das Linienbündel 8 und hat dafür vier Elektrobusse angeschafft. Aufgeladen werden sie beim Busunternehmen Weissinger in Bissingen, das auch einen Teil der Strecken übernimmt. Den On-Demand-Verkehr deckt dagegen Schlienz-Tours ab – das Unternehmen hat bereits Erfahrung und eine Flotte an kleineren Fahrzeugen. Damit arbeiten drei regionale Firmen, die eigentlich Wettbewerber sind, „gut und intensiv zusammen“, wie sie selbst bekundeten.