Einen Lebensmittelladen gibt es in Schopfloch schon seit Jahren nicht mehr. Zweimal in der Woche können Backwaren und einzelne Artikel des täglichen Bedarfs im Ort eingekauft werden, aber in der Regel sind die Bewohner gezwungen, sich auswärts mit Lebensmitteln einzudecken. „Ich würde gerne mal zu meinem Sohn sagen, ‚hier hast du zwei Euro. Geh mal einen Liter Milch kaufen‘“, sagt Sofie Schneeweiß. 2016 ist sie mit der Familie nach Schopfloch gezogen und vermisst im Dorf eine Möglichkeit, einzukaufen. Doch nicht nur das: „Es wäre toll, wenn es einen Treffpunkt gäbe“, meint sie. Einen Ort, an dem man zwanglos beispielsweise auf einen Kaffee zusammenkommen könnte. An dem aber auch Dienstleistungen angeboten werden und an dem Kulturveranstaltungen stattfinden. Wie ihr geht es auch anderen. Acht Bürger haben sich deshalb zu einem DORV-Team zusammengeschlossen. DORV ist nicht etwa falsch geschrieben, die vier Buchstaben stehen für Dienstleistung und ortsnahe Rundumversorgung. Nach dem Vorbild anderer DORV-Zentren in Deutschland wollen sie in Schopfloch eine ähnliche Anlaufstelle gründen.
Zuletzt hatte Sofie Schneeweiß in Berlin gewohnt und sich dort der Sozialunternehmer-Szene zugehörig gefühlt. Die Idee, in Schopfloch ein DORV-Zentrum voranzutreiben, gärt in ihr seit zwei Jahren. Darauf gestoßen war die Ergotherapeutin bei einem Hausbesuch, als wieder einmal das Thema „Dorfladen“ aufs Tapet kam. Schon von Berufs wegen setzt die 35-Jährige auf ganzheitliche Ansätze. Und genau das ist es, was ihr an den DORV-Zentren gefällt. „Wenn es nur Lebensmittel gibt, ist es schwierig“, sagt sie. „Mit mehreren Nischen unter einem Dach zieht‘s Leute an.“ Potenzial sieht sie auch im Hinblick auf Ausflügler - Radfahrer und Wanderer, die auf der Alb Erholung suchen und sich über ein Bistro, ein Eiscafé oder ein anderes gastronomisches Angebot freuen würden. Synergieeffekte könnte sie sich mit regionalen Betrieben und Erzeugern vorstellen.
Ihr ist bewusst, dass sie mit dem Ankurbeln des Tourismus nicht bei allen offene Türen einrennt. Im Vordergrund des Projekts stehen jedoch die Einheimischen. Sie sollen sich mit dem Zentrum und dessen maßgeschneiderten Angeboten identifizieren. Ihre Bedürfnisse werden in einer Basisanalyse - dem ersten Baustein eines DORV-Zentrums - grob erhoben. Dazu gehört eine Ortsbegehung. Geld für die Analyse ist da. 4000 Euro fließen aus dem Landesprogramm „Gut Beraten!“. Die Gemeinde steuert 2000 Euro bei.
Im Ortschafts- und Gemeinderat stieß das Vorhaben auf eine positive Resonanz. Ortsvorsteher Gunter Berger ist gespannt, was bei der Erhebung herauskommt. „Über den normalen Weg sind wir bezüglich eines Ladens nicht weitergekommen“, gibt er zu bedenken. Natürlich bezweifeln auch jetzt Leute, dass sich ein Geschäft in einem Dorf mit rund 700 Einwohnern trägt. Doch selbst, wenn es mit dem Laden nicht klappt, meinte ein Bürger nach der Infoveranstaltung: „Mit einem DORV-Zentrum ließen sich noch genügend andere Projekte realisieren.“