Für Urs Bicheler bricht eine neue, spannende Zeit an. Nach knapp neun Jahren als Kantor der evangelischen Kirche Wendlingen sagt er der Kirchengemeinde Adieu. Neue Aufgaben warten in Stuttgart auf ihn. Der 36-Jährige tritt das Amt des Landespopkantors am 1. Oktober an.
Seine Verabschiedung von der Kirchengemeinde, in der er nach absolviertem Studium Anfang 2015 ins Berufsleben startete, liegt nun auch schon wieder ein paar Wochen zurück. Feierlich war sie und emotionsgeladen, lässt Bicheler mit dem Wechsel doch viele persönliche Kontakte zurück. „Viele Menschen sind mir ans Herz gewachsen“, sagt er. Schon im ersten Jahr in Wendlingen tat sich Neues auf: Im Bereich der Popularmusik rief der neue Kantor den Pop-/Gospelprojektchor ins Leben. Startete man anfangs mit etwa 20 Sängerinnen und Sängern, so sind es heute bis zu 50. Wichtiger Teil seiner Arbeit ist der Kinder- und Jugendchor. Das Angebot wurde so stark nachgefragt, dass statt drei zeitweise vier Gruppen gebildet werden mussten. Allein in den letzten Monaten gab es Bandprojekte, Konzertangebote mit Ensembles sowohl aus der eigenen Gemeinde als auch mit externen Ensembles und Künstlern.
Eng zusammengearbeitet hat Urs Bicheler mit zahlreichen Gruppierungen und Menschen wie dem Förderverein „Freunde der Kirchenmusik Wendlingen“, dem Posaunenchor Wendlingen-Zizishausen oder bei der „Konzertnacht der Vereine“, bei der er „eine große Offenheit und gegenseitige Wertschätzung“ wahrgenommen habe, sagt er.
Nachfolge dauert noch
Ein Jahr hat er den Kirchenmusiker Johannes Lorenz, der bis September nach dem Pop-Kirchenmusikstudium in der evangelischen Kirchengemeinde sein Praktikum absolvierte, betreut. Für Johannes Lorenz wird ab Oktober ebenfalls eine neue Tür aufgehen: Er wird als Kirchenmusiker nach Weilheim wechseln.
Bei all den bereichernden und erfolgreichen Tätigkeiten gab es nicht nur Sonnenschein. Die Situation in der Kirchengemeinde durch den Abriss der Johanneskirche war nicht immer einfach. Chorproben und Arbeitsbedingungen litten durch die beengten räumlichen Verhältnisse in der Lauterschule und waren auch für Bicheler eine Herausforderung. „Froh und dankbar“ ist der 36-Jährige deshalb auch, dass „alle Ensembles während Corona sogar noch Zuwachs bekommen“ haben. Somit kann Urs Bicheler getrost zu neuen Herausforderungen aufbrechen. Einen Nachfolger für ihn bei der evangelischen Kirche Wendlingen gibt es zwar noch nicht, aber die Stelle ist ausgeschrieben.
Bis ein Nachfolger seinen Dienst antritt, wird es noch ein paar Monate dauern. Was aber passiert so lange mit den Chören, mit der Kirchenmusik? „Es beruhigt mich, zu wissen, dass es weiterhin ein regelmäßiges Übungsangebot geben wird“, sagt Bicheler über die Zeit der Vakanz.
Urs Bicheler wird der erste Landeskantor für Popularmusik in Baden-Württemberg sein. Die Projektstelle sei vorläufig für fünf Jahre geplant. Neben Bicheler als Leiter wurden sechs weitere Projektstellen mit Popkantoren für sechs Kirchenbezirke eingerichtet. Bichlers Arbeitsfelder sind klar umrissen. Neben der erwähnten Projektleitung teilt er sich mit dem Landeskirchenmusikdirektor die landeskirchliche Fachaufsicht in verschiedenen Bereichen: So begleitet er beispielsweise die popularmusikalischen Abschlussprüfungen an den Hochschulen für hauptamtliche Pop-Kirchenmusiker. Zu seinen Tätigkeiten gehört auch die C-Pop-Ausbildung und der Aufbau einer digitalen Lernplattform für die Ausbildung nebenamtlicher Kirchenmusiker, bei der er mitwirken soll. „Für mich bleibt es spannend.“