Dettingen. „Eine sichere und bezahlbare Energieversorgung ist heute wichtiger denn je. Gleichzeitig müssen wir unsere Anstrengungen verstärken, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen“, erklärt Michael Christ, Dettingens Klimaschutz- und Energiemanager. Über die Flächen für eine mögliche Freiflächen-Photovoltaik-Anlage diskutierten der Dettinger Gemeinderat und beim darauffolgenden Dialogabend interessierte Bürgerinnen und Bürger. Sie befürworten, dass die Gemeinde in Dettingen einen Bürgersolarpark voranbringt.
Wo auf der Gemarkung eine Freiflächen-PV-Anlage sinnvoll ist, zeigte Michael Christ auf. Die am besten geeignete Fläche für einen Bürgersolarpark sieht er entlang der Autobahn und neuen ICE-Trasse. Bei seiner Flächensuche orientierte er sich hauptsächlich an den Empfehlungen des Bauernverbands und der Umweltschutzverbände. Für Yassin Cherid, Experte des Dialogforums Energiewende und Naturschutz, einem Projekt von BUND und Nabu, ist ein Bürgersolarpark und Naturschutz kein Widerspruch. Er präsentierte, wie eine Freiflächen-PV-Anlage naturverträglich gestaltet werden kann, wenn die Umweltschutzverbände frühzeitig eingebunden werden.
Wie Landwirte und das Dettinger Gemeinwesen von einem Bürgersolarpark profitieren, erläuterte Stefan Wresch, Projektierer für Freiflächen-PV-Anlagen. Der Betreiber bezahle den Flurstückseigentümern eine ordentliche Pacht. Gleichzeitig könne sich die Gemeinde, die Bürgerenergiegenossenschaft oder auch die Bürgerschaft an der Anlage direkt beteiligen. „Da die Fläche nicht versiegelt und die Aufständerung der Anlage nur eingerammt wird, verbessert sich in der Zeit die Bodenqualität“, sagte Wresch.
Den Einsatz von Agri-PV – gleichzeitige Nutzung von Flächen für die Landwirtschaft und Stromproduktion – empfiehlt der Dettinger Klimaschutzmanager eher für Obstplantagen. Damit auf den Äckern und Wiesen Traktoren fahren können, müssten die PV-Anlagen auf Tragwerken so hoch wie Industriehallen aufgeständert werden. „Das wäre ein gewaltiger Eingriff in den Natur- und Landschaftsschutz“, so Christ. Auf dem Käppele wären Windkraftanlagen für einen Bürgerwindpark technisch möglich. Aufgrund der dortigen Vogel- und Landschaftsschutzgebiete seien Konflikte aber so erheblich, dass sich wohl kein Projektierer dafür finden würde, ist der Energiemanager überzeugt.
Die Stromerzeugung aus der Sonne bietet aus seiner Sicht das größte Potenzial im Ort. Auf den Dettinger Dächern sei zwar noch viel Platz für Photovoltaik, doch mit dem aktuellen Ausbautempo würde es etwa 50 Jahre brauchen, um das Potenzial vollends auszuschöpfen. So viel Zeit habe die Gemeinde nicht für den Klimaschutz. Deshalb müssten die Dettinger laut Michael Christ weitere Flächen für Sonnenstrom nutzen. Über ein Jahr gesehen könnte eine Anlage auf etwa 15 Hektar mehr Strom erzeugen, als die Dettinger Haushalte insgesamt verbrauchen. Sollte darüber hinaus die Stadt Kirchheim auch Interesse zeigen, könne die Anlage entlang der A 8 auch Richtung Osten erweitert werden. „So könnten neben den Dettingern auch die Naberner vom Sonnenstrom profitieren“, erklärt Michael Christ.
Die Gemeinde Dettingen steht erst am Anfang des Prozesses. Im nächsten Schritt wird ein erstes grobes Flächenlayout erstellt, um die Grundstückseigentümer am Verfahren zu beteiligen. Das Ziel ist, möglichst bald einen Bürgersolarpark für Dettingen auf den Weg zu bringen. pm