Klimaschutz
Dettingen ist beim Energiemanagement „auf der Zielgeraden“

Der Klimaschutz- und Energiemanager Michael Christ sieht die Schlossberggemeinde auf einem guten Weg und will weiter in eine nachhaltige Zukunft investieren, denn jeder Euro spart seiner Ansicht nach Geld. 

Die Wärme aus dem Lauterkanal kann für die Nachbarhäuser genutzt werden.  Foto: Markus Brändli

Punktlandung für den Energie- und Klimaschutzmanager der Gemeinde Dettingen, Michael Christ. Just an dem Tag, als der Energy-Award ins Dettinger Rathaus geflattert kam, stellte Michael Christ dem neugewählten Gemeinderat seinen Klimaschutzbericht vor. Das Gremium bekam gleich in Kurzfassung die komplexe Lage geschildert. „Gerade Baden-Württemberg hat sich in den vergangenen zehn Jahren extrem erwärmt. Die Treibhausgase lassen die Wärme wieder auf die Erde zurückstrahlen. Das erzeugt mehr Dampf. Die Folge: Unwetter mit Hagel und Starkregen“, erläuterte er und fuhr fort: „Das alles verursacht in der Folge erhebliche Kosten. Deshalb wollen wir die Treibhausgasemissionen eindämmen – und sind in Dettingen auf der Zielgeraden“, schätzt er die Lage ein.

E-Autos in Dettingen beliebt

Verwundert zeigte er sich darüber, dass die Zahl der Autos in Dettingen weiterhin zunimmt. Die sollen seiner Ansicht nach dann aber möglichst nicht auf öffentlichen Straßen parken, um nicht Müllautos und Feuerwehr zu blockieren. Peter Beck regte an, darüber nachzudenken, bei Baugenehmigungen mehr Stellplatzflächen zu fordern. „Das Land fällt uns dabei in den Rücken“, ärgerte sich auch Bürgermeister Rainer Haußmann über diesen Punkt. „Wir in Dettingen sind das kleine gallische Dorf und bewegen uns damit im Graubereich. Wir verlangen so viel Stehplätze, wie es früher gesetzlich vorgeschrieben war – und das ist jetzt mehr als im Gesetz steht. Das ist ein Tanz auf der Rasierklinge“, ist sich der Schultes bewusst.

Michael Christ konnte ferner berichten, dass die gefahrenen Kilometer im Ort abnehmen. „Während der E-Auto-Absatz in Deutschland zurückgeht, nimmt er bei uns zu. Wir liegen über dem Landesdurchschnitt“, freut er sich. Das bringt ihn zur Überlegung, über weitere E-Ladestationen im Ort nachzudenken. „Der Gemeinderat beschließt, was ich arbeite, welche Dinge ich im Fokus haben soll. Da die Erderwärmung für einen Schaden von 860 Euro pro Tonne CO2 sorgt, lohnen sich alle Maßnahmen, denn sie sparen letztendlich Geld“, warb er für künftige Investitionen.

Der Energieberater will deshalb die Ladeinfrastruktur ausbauen, im Konvoi mit Carsharing. „Wir setzen da auf Anbieter und wir sind bezüglich beider Themen im Gespräch“, teilte er mit. Weil Ende September eine Förderfrist endet, sollte der Gemeinderat noch vor der Sommerpause die Weichen stellen. „Die Unteren Wiesen mit dem Albert-Schüle-Weg wären für Anbieter attraktiv, ebenso Schlossberghalle, Bahnhof und Rathaus. Die Breitensteinstraße vor der Kita auf dem Guckenrain müsste eher in Kombination mit Carsharing gedacht werden“, führte Michael Christ aus. Als er die Angebote in ein Onlinetool stellte, meldeten sich knapp zehn Anbieter, weshalb er zuversichtlich ist, dass keine Kosten für die Gemeinde entstehen. „Wir sollten möglichst gleich eine Firma beauftragen, um fähigen Anbietern einen Vertrag schicken zu können, damit die wiederum in der Sommerpause die Förderung beantragen können“, erklärte er. 

Michael Christ will aber auch die kommunale Wärmeplanung im Konvoi mit den Nachbarkommunen Bissingen und Owen ankurbeln, um Bürgern Hilfestellung für Geothermie und Wärmeplanung an die Hand geben zu können. „Wenn man Wärme aus dem Lauterkanal zieht, können die Häuser drum herum diese Wärme nutzen. Im ersten Schritt geht es darum, mit den Beteiligten zu reden und Ingenieurbüros wegen der Kosten anzufragen“, so der Energiemanager. Auf dem Schirm hat er auch einen Sanierungsfahrplan, ob zuerst die Schlossberghalle oder das Rathaus saniert werden soll. „Dabei geht es bei der Schlossberghallt nicht nur um die energetische Sanierung, sondern auch darum, dass die Fassade bröckelt. Es ist auch eine Erhaltungsmaßnahme“, so Michael Christ.

Die Ideen des Energiemanagers findet Andreas Hummel gut. „Mein Appell: Wenn ein Anbieter die guten Standorte wie Schlossberghalle und Schule – die in der Nähe der Autobahn liegen – bekommt, soll er auch für Ladesäulen in der Breitensteinstraße mit den Mehrfamilienhäusern sorgen. Die Bewohner brauchen die Säulen, weil sie ihr Auto nicht an der eigenen Steckdose laden können“, warb er für diese Art der Kompensation. Dem widersprach Bürgermeister Rainer Haußmann. „Markt ist Markt, aber wir werden versuchen, ein Angebot für den Guckenrain zu bekommen“, sagte er. Deshalb ist in diesem Bereich auch das Carsharing mit im Boot, um es für Anbieter attraktiver zu machen. „Die Schlossberghalle ist für einen attraktiven Standort schon zu weit von der Autobahn weg. Das müsste dann schon die Autobahnmeisterei sein“, stellte er klar und erklärte weiter: „Bei der ganzen Diskussion geht es um Henne oder Ei, wer war zuerst da. Braucht es mehr E-Autos für mehr E-Ladestationen – oder andersrum.“