Projekt
Dettingen plant großes Energiekonzept​​​​

Die Holzhackschnitzelheizanlage muss erneuert und erweitert werden. Auch das geplante Wohngebiet Guckenrain-Ost und Gebäude der Limburgstraße sollen an ein Wärmenetz angeschlossen werden. 

Das Gebiet zwischen den beiden Dettinger Ortsteilen soll das Herzstück des neuen Energiekonzepts werden. Foto: Carsten Riedl

Mit dem Thema Energiekonzept darf sich der Dettinger Gemeinderat auseinandersetzen. „Das gehört zum Komplexesten, was es in diesem Land gibt, deshalb haben wir einen der wenigen Experten damit beauftragt“, verdeutlichte Bürgermeister Rainer Haußmann die Tragweite der anzugehenden Aufgabe. Das Wärmenetz soll auch um die Schlossberghalle die Gebäude in der Limburgstraße und dem geplanten Wohnbaugebiet Guckenrain-Ost erweitert werden. Die Holzhackschnitzelheizanlage muss aus diesem Grund ebenfalls vergrößert werden, zudem ist der Kessel in die Jahre gekommen und der Betrieb endet im Sommer kommenden Jahres.

„Das alles auf die Reihe zu bekommen, ist eine echte Herausforderung“, ist sich der Schultes bewusst, denn es brauche zahlreiche Genehmigungen, da es sich um ein kreditähnliches Geschäft handele. „Das ist eine Buckelpiste, die vor uns liegt. Wir suchen einen Betreiber“, so Rainer Haußmann. Auch das Hallenbad muss in diesem Komplex mitgedacht werden, da der Vertrag mit Kirchheim zwar im Jahr 2030 ausläuft, aber noch lange nicht klar ist, ob in der Teckstadt bis dahin ein neues Hallenbad gebaut wird. „Es gibt viele Fragen und keine Antworten. Nach 20 Jahren gehört uns das Netz – aber wir können es nicht bewirtschaften. Es ist aber eine einmalige Chance, das Wärmenetz zu erweitern. Es geht um eine mögliche Ausschreibung im Februar“, erklärte Rainer Haußmann.

 

Das ist eine Buckelpiste, die vor uns liegt.

Bürgermeister Rainer Haußmann  

Karsten Jäkel von der gleichnamigen Energiemanagement GmbH führte einem Parforce-Ritt gleich durch die Materie. „Das Projekt in Dettingen ist keine Erfindung, das haben wir schon in Neckartenzlingen und anderswo gemacht“, sagte er gelassen. Es müssten Strategien entwickelt werden, denn es brauche neben der Kommune größere Einrichtungen, sprich Partner, die mit an Bord gehen. „Einen Kernkunden braucht man. Wir haben das Landratsamt mit der Verbundschule und eine Seniorenwohnanlage, die wir für das Projekt gewinnen müssen“, erklärte Karsten Jäkel.

Er ist überzeugt, dass Dettingen ein lukratives Projekt für Energiedienstleister ist. „Die holen wir, mindestens fünf Interessenten sind nötig. Die sollen sich streiten – und der mit dem besten Angebot bekommt den Zuschlag“, sagte er. Doch ganz so einfach ist es doch nicht. „Jeder Einzelpreis wird wirtschaftlich bewertet. Das ist von der Thematik schwer“, erklärte er. Ab einer Million Kilowattstunden pro Jahr rechne sich das Modell, allein der Schulbereich liege bei 2,3 Millionen. Insgesamt kommt der Energieexperte auf 4,5 Millionen Kilowattstunden. „Die großen Energiedienstleister werden sich die Klinke in die Hand geben“, ist er überzeugt. Außerdem gebe es Fördermaßnahmen von Bund und Land. Durch Modernisierung der Heizanlagen werde bares Geld gespart, mit Wärmerückgewinnung ebenso.

Eine wichtige Hausnummer seien die Investitionskosten. In drei Bauabschnitten soll das Projekt realisiert werden. Karsten Jäkel geht von Bruttokosten von 9,2 Millionen Euro aus. Dann fiel der Begriff Intracting. Dahinter verbirgt sich ein Finanzierungskonzept für Energiesparmaßnahmen bei Gebäuden. Die gesparten Kosten werden auf ein separates Konto gebucht und das Geld für weitere Maßnahmen verwendet.

Dieses Contracting würde langfristig den Haushalt entlasten. „Es sind viele rechtliche Fragestellungen zu klären, auch Eigentümerfragen“, erklärte Kämmerer Jörg Neubauer. Der Zyklus von 20 Jahren habe Konsequenzen. „Es gibt viele Bausteine beim Intracting“, sagte er.

„Das ist eine Riesenherausforderung: technisch, juristisch und ökologisch“, sagte Rainer Haußmann. Das Verfahren berge Chancen, sei aber auch risikoreich. Trotzdem hat er ein gutes Gefühl und „will den Weg weitergehen“.

Die Verwaltung wurde beauftragt, die notwendigen Mittel im Haushaltsplan zu berücksichtigen und das Vorgehen mit der Rechtsaufsichtsbehörde abzustimmen.