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Dettingen sagt „Ja“ zum Biosphärengebiet

Politik Der Gemeinderat spricht sich für eine Bewerbung mit der gesamten Gemarkung aus.

Ganz Dettingen soll laut Gemeinderat zum Biosphärengebiet gehören. Foto: Archiv

Dettingen. Der Beitritt zum Biosphärengebiet Schwäbische Alb bringe viele Chancen und nahezu keine Einschränkungen, betonte Bürgermeister Rainer Haußmann im Gemeinderat. Bei einer Bürger-Info-Veranstaltung im Februar war diese Thematik ebenfalls angesprochen worden, vor allem im Hinblick auf die Landwirtschaft und auf Streuobstwiesen. Es gehe um die nachhaltige Entwicklung einer Region einschließlich ihrer Wirtschaft, betonte Tobias Brammer, der stellvertretende Geschäftsführer des Biosphärengebiets Schwäbische Alb. Konkret heiße das für die Landwirtschaft: Sie darf ihre Flächen weiterhin intensiv bewirtschaften, „auch Pflanzenschutzmittel sind weiter zugelassen“, so Brammer. Anders ist das allerdings in privaten Hausgärten, in denen chemischer Pflanzenschutz künftig tabu sein wird, biologischer aber erlaubt. Kontrollgänge werde man dennoch keine machen: „Es geht darum, die Bevölkerung zu sensibilisieren und keinesfalls zu überwachen“, so Brammer.

Bebaute und bewirtschaftete Flächen zählen im Biosphärengebiet zur „Entwicklungszone“. Daneben werden Pflegezonen ausgewiesen, in denen traditionelle Nutzungsformen, also beispielsweise Streuobstwiesen, erhalten bleiben sollen. In Dettingen sind die Flächen der Pflegezone größtenteils bereits bestehende Schutzgebiete. Als Drittes muss eine Kernzone mit Bannwald ausgewiesen werden. Dieser „Urwald von morgen“, so Brammer, wird sich selbst überlassen und nicht bewirtschaftet. Damit gehe der Gemeinde der Erlös aus dem Holzverkauf verloren, räumte der Bürgermeister ein. Im Gegenzug erhalte sie aber Ökopunkte, die durchaus auch ihren Wert hätten. Als Bannwald vorgesehen sind 33 Hektar im westlichsten Teil der Gemarkung, im Bereich Nonnenbrunnen und Finkengreut. Im Bannwald dürfen die Wege nicht verlassen werden, kleinere Wege werden möglicherweise geschlossen, und auch die Jagd ist nicht erlaubt. Betroffen ist ausschließlich Kommunalwald.

Das Biosphärengebiet hat ein eigenes Budget und erleichtert den Zugriff auf verschiedene Fördertöpfe. Seit seiner Gründung seien zahlreiche Modellprojekte, vom Naturschutz bis zur Regionalvermarktung, durchgeführt worden, sagte Brammer. Das Siegel locke zudem Touristen an und ziehe bei der Vermarktung von Produkten. In Dettingen könnten auch Hotellerie und Gastronomie profitieren. Der Gemeinderat hat einstimmig beschlossen, dass sich Dettingen für die Aufnahme ins Biosphärengebiet mit der ganzen Fläche bewerben soll. Darüber entscheiden wird dessen Lenkungskreis, der im Oktober tagt. Karin Ait-Atmane

 

Das Biosphärengebiet wächst

Weniger als 1,5 Prozent der Dettinger Markungsfläche gehören schon zum Biosphärengebiet: Ein Teil des Teckhangs unterhalb vom Hörnle wurde bereits vor 15 Jahren aufgenommen. Mit den neuen Flächen kämen 1490 Hektar hinzu, also die gesamte Gemeindefläche.

Interessierte Kommunen können sich bewerben. Aktuell sind 29 Städte und Gemeinden Mitglied. 15 von ihnen wollen wie Dettingen weitere Flächen einbringen, sechs wollen neu dazukommen. Dadurch würde das Gebiet um knapp 50 Prozent wachsen. kaa