Am Ende war die Abstimmung eindeutig: Zwölf Gemeinderäte und Bürgermeister Rainer Haußmann sprachen sich dafür aus, eine Stelle für einen Klimaschutzmanager für Dettingen zu schaffen - bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung. Bis zu diesem Entschluss hat es jedoch ein ganzes Weilchen gedauert. „Fast zwei Stunden mussten wir warten, bis wir was sagen dürfen“, konnte es sich Gemeinderat Andreas Hummel nicht verkneifen in Richtung Rathauschef zu sticheln. Gleich zu Beginn der Sitzung in der Schlossberghalle hatte die Verwaltung berichtet, was alles in den vergangenen Corona-Wochen in Dettingen passiert und vonseiten der Verwaltung geleistet wurde. Es folgte eine Bürgerfragestunde, ehe es eine ausführliche Informationsrunde mit drei Experten zum Themenkomplex Klimaschutz in Dettingen gab.
„Wir können auf 20 Jahre Klimaschutz in unserer Gemeinde zurückblicken“, sagte Rainer Haußmann stolz. Mit dem umfangreichen Tagesordnungspunkt wollte er aufzeigen, wo Dettingen steht und was als nächster Schritt folgen soll. In welche Richtung der Schultes gehen will, war kein Geheimnis. Die Schaffung einer zusätzlichen Hundert-Prozent-Stelle zum 1. Januar 2021, mit Hauptaugenmerk Klimaschutzmanagement, stand zur Abstimmung. Rainer Haußmann hat ein ehrgeiziges Ziel, er will mit dem European Energy Award (eea) ausgezeichnet werden. „Das ist ein weiterer bedeutender Baustein im Klima- und Energiemanagement der Gemeinde. Wir sind die erste Kommune im Landkreis Esslingen, die daran teilnimmt“, erklärte er. Dettingen hat sich in den vergangenen zwei Jahren am integrierten Klimaschutzkonzept des Kreises beteiligt. Das ist Rainer Haußmann aber nicht genug, Dettingen ist seiner Ansicht nach viel weiter als die meisten anderen Kommunen. „Ich will permanent Zugriff auf den Klimamanager haben und ihn nicht mit 26 anderen Kommunen teilen, er soll die Menschen hier im Ort für den Klimaschutz begeistern“, erklärte er.
Drei Fachreferenten
Der Schultes hatte sich gleich drei Verfechter seiner Mission ins Ratsrund geholt: Olaf Hildebrandt, Geschäftsführer bei ebök Planung und Entwicklung in Tübingen, Helmut Bauer vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) und Thomas Hamm, akkreditierter eea-Berater aus Rottenburg.
Macht das einen Sinn? Diese Frage stellte sich Andreas Hummel bei der Schaffung einer neuen Stelle für einen Klimaschutzmanager allein für die Gemeinde Dettingen. Erschrocken, sogar geschockt sei er bei dem Beschlussvorschlag „in heutiger Zeit“ gewesen, gab er zu. Ob sich Dettingen das leisten könne, hat er von den Vorträgen der Referenten abhängig gemacht, hin und her gerissen war er auch danach - trotz der staatlichen Förderung der Stelle von 24 Wochenstunden für die ersten 36 Monate.
Wieso noch jemand eingestellt werden soll, war auch Peter Beck nicht klar, nachdem Dettingen bereits gut aufgestellt ist. Die Antwort von Rainer Haußmann: frühzeitig Anreize schaffen, um Hausbesitzer wie beispielsweise auf dem Guckenrain für klimaschonende Umbauten zu gewinnen, die sich bei Erschließungsmaßnahmen ergeben.
Solange die Stelle gefördert wird, muss sich Dettingen den Klimaschützer nach Ansicht von Stefan Russ schon aus Umweltschutzgründen leisten. Insbesondere, wenn es um neue Siedlungsflächen geht, müsse die Energieeffizienz der Gebäude dort nachhaltig und von höchster Qualität sein.
„In Zeiten knapper Kassen geben wir mit dieser Stelle viel Geld aus - und man sieht nicht immer sofort, was geleistet wird“, gab Petra Ernst zu bedenken. Genau das sei jedoch der Punkt, erklärte Rainer Haußmann. „Wir übernehmen Aufgaben, die uns rechtlich nicht betreffen“, erklärte Rainer Haußmann und nannte als Beispiele den Ausbau des Breitbandnetzes. Rund 4000 Euro brutto wird der künftige Klimaschutzmanager im Monat bekommen.