„Traditionsgemäß haben wir einen guten Landschaftsplan. Wir sind Millionäre bei den Ökopunkten und künftig mit unserer Markung komplett im Biosphärengebiet – da braucht es nicht mehr viel, um einen Biotopverbund herstellen zu können“, urteilte Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann.
Nadine Herbrand vom Landschaftserhaltungsverband (LEV) Landkreis Esslingen stellte die Biotopverbundplanung dem Gemeinderat vor. Dabei sollen einzelne Gebiete wie Tümpel, Wiesen oder Hecken, die Lebensräume für bestimmte Tiere und Pflanzen sind, zu einem zusammenhängenden Netz verbunden, also enger verzahnt werden. Durch die Vernetzung der Biotope soll dem Artenrückgang entgegengewirkt werden.
Die Biotopverbundplanung ist Pflicht – die Maßnahmen bis 2030 freiwillig.
Nadine Herbrand, Biotopverbundbotschafterin
„Es geht um die Schnittstellen zwischen den Verbänden“, sagte Nadine Herbrand. Sie will die verschiedenen Akteure einbinden. Dazu zählen neben der Gemeinde beispielsweise Landwirtschaft, Obst- und Gartenbauvereine, Nabu oder der Forst. „Abgeschirmte Flächen sollen vernetzt werden und 15 Prozent der Offenlandfläche bis 2030 Teil eines funktionierenden Biotopverbunds sein“, erklärte sie. Es geht um die Verbindung von Gewässern, Generalwildwege und darum, trocken gefallene Tümpel vor Ort zu lokalisieren. „Das ist keine zusätzliche Schutzhülse. Es sind Trittsteine und Achsen. Mit Nasswiesen kann man beispielsweise Tümpel verknüpfen“, sagte die Biotopverbundbotschafterin.
Sie verwies auf den Mannsberg mit seiner Rinderbeweidung. „Durch Zufall habe ich dort einen Tümpel entdeckt“, sagte sie. Ihre Aufgabe ist es, jede Fläche in einem Plan zu erfassen und vorhandene Daten zu prüfen. Involviert sind auch das Regierungspräsidium Stuttgart und ein noch zu beauftragendes qualifiziertes Planungsbüro. Bei dessen Auswahl unterstützt der LEV, ebenso koordiniert er die Maßnahmen. Die können durchaus gemeinsam mit der Nachbarkommune stattfinden, da manche Gebiete nicht zwangsläufig an der Gemarkungsgrenze enden.
An dem Prozess kann sich jeder beteiligen. Es gibt eine Auftaktveranstaltung und einen runden Tisch. Feldexkursionen sind möglich und Tipps von Bürgern willkommen: beispielsweise wenn sie Tiere oder vergessene Trockenmauern entdecken. Es folgt ein Entwurf, in den Verbesserungsvorschläge eingearbeitet werden. In einem Steckbrief wird dann festgehalten, welche Maßnahmen ergriffen werden, welche Fördergelder es gibt, welche Pflege notwendig ist und welche Tiere es betrifft. Nadine Herbrand hat schon eine auf der Roten Liste stehende Wanstschrecke entdeckt, eine laut Wikipedia vegetarisch und ziemlich träge 44 Millimeter große Heuschreckenart – und die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg erklärt: „Die Wanstschrecke ist für Biotopverbundplanungen eine ideale Indikatorart.“
Zwischen zwei und drei Jahren müssen eingeplant werden, ehe die Biotopverbundplanung abgeschlossen ist. Ein zentrales Förderinstrument ist die Landschaftspflegerichtlinie. „Dafür gibt es bis zu 90 Prozent vom Land. Das ist für Landwirte interessant, sie können dann Fünf-Jahres-Verträge abschließen“, erklärte Nadine Herbrand. Dabei kann es sich um Blühflächen oder -streifen handeln, ebenso um Lerchenfenster. Dabei handelt es sich um Flächen in den Äckern, auf denen nicht ausgesät wird, damit dort die Feldlerchen brüten und Futter finden können. Auch der Bauhof kann einbringen, indem er beispielsweise Hecken im Jahresturnus pflegt.
„Die Biotopverbundplanung ist Pflicht – die Maßnahmen bis 2030 freiwillig. Ich hoffe, dass die Landwirte wegen der Förderung mitmachen“, sagte Nadine Herbrand, die sich zudem möglichst viele Akteure wünscht, um viel umsetzen zu können. „Das gibt für die Gemeinde Ökopunkte.“ Je nach Projekt gibt es viele Fördervarianten. „Was passt, was ist lukrativ – es muss was dabei rumkommen, wenn die Leute mitmachen sollen“, sagte sie.