Sie sehen putzig aus, entwickeln sich im Landkreis nach Aussagen der Jagdpächtergemeinschaft aber zunehmend zur Plage: Waschbären. Sie waren Thema in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Dettingen. Die Jagdpächtergemeinschaft hatte die Beschaffung von drei Betonrohrfallen „für die Bejagung außerhalb des befriedigten Bereichs“ beantragt und dafür den jährlichen Zuschuss in Höhe von 3000 Euro veranschlagt. Diese resultieren aus der anteiligen Verwendung des Reinertrags der Jagdnutzung für das laufende Jahr. Die Jagdpächter verpflichten sich ihrerseits, Frachtkosten, Einbau vor Ort und die Kosten für die laufende Unterhaltung sowie die Einbindung in ein Fernüberwachungssystem zu finanzieren.
Verbreiter gefährlicher Parasiten
„Der große Vorteil dieser Fallen ist, dass es Lebendfallen sind“, sagt Jochen Sokolowski, Obmann der Jagdpächtergemeinschaft. Somit können andere Arten problemlos wieder freigelassen werden, wenn sie in die Falle tappen. Die Jäger werden durch das System per SMS informiert und können dann nachschauen. Die Spezialfallen haben ihren Preis, sind aber auch vom Fallen-TÜV zertifiziert.
Wird ein gefangenes Tier allerdings als Waschbär identifiziert, wird es direkt von einem Jäger getötet und zur Sammelstelle für Tierkadaver gebracht. „Das müssen wir machen“, sagt Sokolowski. Das Ziel sei es, die Waschbären aus dem Kreislauf zu nehmen, wie man es auch beim Fuchsbandwurm gemacht habe. Denn sie sind Verbreiter von Parasiten, über den Kot der Waschbären wird der Spulwurm verbreitet.
Der regenwurmähnliche Parasit wird bis zu 40 Zentimeter lang und befällt auch Menschen. Die Erkrankung wird als Spulwurmbefall oder Askaridose bezeichnet. Die Würmer befallen Darm und Galle und führen zu Fieber, Husten, Keuchatmung, Bauchkrämpfen, Übelkeit und Erbrechen. Der Wurm wird vor allem über Nahrung aufgenommen, die beispielsweise mit Kot gedüngt wurde. In jedem Gramm Waschbärkot werden täglich 20 bis 26000 Spulwurmeier ausgeschieden. Jäger und alle Personen, die mit seinen Hinterlassenschaften zu tun haben, müssen daher auf äßerste Hygiene achten.
Da der Waschbär in den hiesigen Gefilden keine natürlichen Feinde hat, hat sich sein Bestand extrem vergrößert, vor allem in den Landkreisen Göppingen und Esslingen. „Wir haben im Jahr 2022 rund 300 Waschbären im Landkreis verzeichnet, Tendenz stark steigend“, sagt Jochen Sokolowski. Dass das landesweite Spitzenwerte sind, belegt die Tatsache, dass in Esslingen und Göppingen sowie im Ostalb- und Rems-Murr-Kreis 50 Prozent aller Waschbären in Baden-Württemberg erlegt wurden. Doch das reicht nicht mehr, um der zunehmenden Population Herr zu werden. Schuld daran ist auch das Nahrungsangebot. „Offene Komposthaufen und Essensreste locken Waschbären an“, erklärt der Jäger gegenüber dem Teckboten. Die Tiere sind nachtaktiv, zerstören Komposthaufen und Blumenkübel. „Sie sind alles andere als harmlose Kuscheltiere“, schreibt der Obmann in der Sitzungsvorlage. Die EU habe Waschbären in die Liste invasiver, gebietsfremder Arten gelistet.
Die Dettinger Gemeinderäten hat sein Vortrag ebenfalls überzeugt. Sie sprachen sich einstimmig für die Anschaffung von drei Lebendfallen aus. Die Fallen können nun zügig angeschafft werden, aktuell beträgt die Lieferzeit nur rund vier Wochen.

