Kultur
Dettinger Bücherei: Wie lange hält ein Provisorium?

Derzeit ist die Bücherei im Alten Gemeindehaus untergebracht. Die Ausleihzahlen sind prima, das Kulturangebot ist ein Selbstläufer und auch die Kinder fühlen sich dort wohl. Doch der Pachtvertrag läuft in eineinhalb Jahren aus.

Der Keller im Alten Gemeindehaus ist ein stimmungsvoller Veranstaltungsort für Lesungen, wie hier bei einem Genussabend mit Sybille Baecker, bei der es neben der Krimivorstellung auch eine Whiskyverkostung gab. Archivfoto: Markus Brändli

Sie ist eine Erfolgsgeschichte: die Dettinger Bücherei. „Seit dreieinhalb Jahren sind wir bereits im Alten Gemeindehaus. Stand jetzt sind wird dort noch eineinhalb Jahre, dann läuft der Mietvertrag aus“, informierte Christine Hahn, Leiterin der Bücherei, den Gemeinderat. Sie ist sehr zufrieden mit diesem Jahr. „Wenn alles gut läuft, schaffen wir knapp 35.000 Leihungen“, freut sie sich. Die Bücherei werde „megagut“ angenommen, obwohl die Räume nicht riesig sind. Das Angebot umfasst 6100 Medien für 6190 Einwohner.  

Kinder schätzen das Angebot der Bücherei. Für sie gibt es viele Veranstaltungen. Alle sechs Wochen ist das Familienzentrum zu Gast und jeden Samstagmorgen findet eine Vorlesestunde statt. Die Bücherei hat eine Kooperation mit Kindergärten und Schulen. Jeden Montag und Donnerstag schauen regelmäßig Kindergartengruppen, Grundschulklassen und Klassen der Verbundschule vorbei. Den Kindern werden Geschichten vorgelesen, die Schüler dürfen Rallyes, Spiele und Rätsel rund um die Bücherei lösen.

 

Die Bücherei ist ein Treffpunkt für alle Altersgruppen geworden.

Bürgermeister Rainer Haußmann

 

„Die Lesegewohnheiten ändern sich aber ab einem gewissen Alter rasend schnell. Deshalb haben wir für die Teenies nichts im Angebot“, begründet Christine Hahn die Lücke. Manche würden nach geraumer Zeit nach einer mehr oder weniger intensiven Internet-Phase wieder zurückkommen und Erwachsenen-Literatur leihen. „Wir decken die Kinder ab, das ist unser Kerngeschäft. Zu 70 Prozent sind es Kooperationsveranstaltungen mit den Kindergärten und Schulen“, erklärt sie. 

Doch auch die Erwachsenen kommen nicht zu kurz. Die Räume laden nicht nur zum Ausleihen ein, sondern auch zum Verweilen. Während des Lesens einer Zeitschrift kann Kaffee getrunken werden – und im Sommer gibt es Eis. „Das haben über 7500 Besucherinnen und Besucher in diesem Jahr getan, weshalb wir inzwischen zehn Eissorten anbieten“, so die Leiterin.  Dazu kommen Veranstaltungen wie Lesungen und Vernissagen. Den Reigen in diesem Jahr eröffnet hat die Vernissage im Januar mit dem Atelier Schulze. „Die Künstler haben einen regionalen Bezug“, erklärte Christine Hahn. Die Lesungen wurden von den Dettingern allesamt gut angenommen und waren ausverkauft, weshalb die Veranstaltungen nicht extra beworben werden. Eine Veranstaltung konnte wegen des schlechten Wetters nicht im Garten stattfinden. „Wir mussten in den Saal ausweichen, denn der Keller war zu klein und der Garten zu nass“, freut sich die Büchereileiterin über die vielen Möglichkeiten, die das Alte Gemeindehaus bietet. 

„Welch kultureller Ort unsere Bücherei ist, wird deutlich. Es ist ein Treffpunkt für alle Altersgruppen geworden“, freut sich Bürgermeister Rainer Haußmann, der darin den Verdienst von Christine Hahn sieht. Mit der Bücherei werde die Kulturachse bedient.

Markus Lotz wurde wegen des auslaufenden Mietvertrags hellhörig. „In eineinhalb Jahren ist die Bücherei in der Schlössleschule?“, hakte er nach. Die Antwort war eine Gegenfrage der Schultes: „Wie lange hält ein Provisorium?“ Er möchte mit dem Vermieter – die Kirchengemeinde – reden und flexibel sein. „Wir lassen das auf uns zukommen“, erklärte er. Der Grund ist, ob sich die Gemeinde einen Umbau der Schlössleschule in nächster Zukunft leisten kann.