Dettingen hat seine Hausaufgaben gemacht“, zitierte Andreas Hummel gleich zu Beginn seiner Haushaltsrede für die CDU-FWV-Fraktion Bürgermeister Rainer Haußmann. Bezogen auf die Pflichtaufgaben und die großen Projekte sieht das Andreas Hummel ebenso. Es herrschte Harmonie im Ratsrund: Mit der Dettinger Bürgerliste und der Grünen Liste war abgesprochen, sich mit Anträgen und Anregungen zurückzuhalten. Den wenigen, die es gab, steht die Verwaltung positiv gegenüber.
„Im Jahr 2010 war meine Haushaltsrede zehn Seiten lang, jetzt sind es gerade mal zwei – dieses Einsparpotenzial wäre für unsere Gemeindeausgaben ein Traum, dort verhält es sich leider aber eher umgekehrt“, sagte Andreas Hummel. Die finanzielle Ressourcen sind aufgebraucht. Seine Anregungen: In Mitteilungsblatt und Internet eine Liste von Gegenständen zu führen, für die sich eventuell Spender finden – beispielsweise für den Haushaltsposten „Ersatzbeschaffung von defekten Ruhebänken“. Vor zwei Jahren wurde vom Gemeinderat ein Zuschuss-Budget für Balkonkraftwerke eingerichtet, das demnächst ausgeschöpft ist. „Wir schlagen vor, den Topf nicht mehr aufzufüllen, da sich die Preise auf etwa ein Drittel reduziert haben“, so Andreas Hummel. Die neue Rathaus-Küche, die auf Initiative der Feuerwehr eingebaut werden soll, fällt ihm mit 60.000 Euro zu üppig aus – es müsse nicht der Mercedes sein, so seine Formulierung. Der Argumentation konnte die Verwaltung problemlos folgen, ebenso beim Thema Sonnenschutz in Kindergärten. Viele Stoffe sind nach kurzer Zeit zerschlissen – was ärgerlich ist – , aber widerstandsfähigere Materialien seien halt teurer, gab Rainer Haußmann zu bedenken.
Die Feuerwehr verlieren wir nicht aus den Augen.
Bastian Maiwald stellvertretend für alle drei Fraktionen
Für die Dettinger Bürgerliste ging Bastian Maiwald an das Rednerpult. Trotz steigender Kosten, unsicherer Einnahmen und ausufernder Bürokratie könne Dettingen einen soliden Haushalt vorlegen „weil wir gut gewirtschaftet und unsere Pflichtaufgaben erfolgreich bewältigt haben“. Die Infrastruktur stehe gut da, als Beispiele nannte er Kita, Ganztagesschule und Bauhof. „Deshalb stellen wir keine neuen Anträge, auch wenn es uns an Ideen nicht mangelt. Wir sollten das Beste aus dem Bestehenden machen und langfristige Belastungen für die Verwaltung vermeiden“, sagte Bastian Maiwald und nannte die Stichworte hohe Qualität und Effizienz. Nichts Neues solle in der derzeitigen Lage begonnen werden. „Wir wollen das Beste für die Gemeinde. Das sind Bildung, Wohnraum und Infrastruktur.“
Noah Krampultz fiel die Aufgabe zu, die Rede des kurzfristig erkrankten Peter Beck für die Grüne Liste vorzutragen. Wäre genügend Geld da, würden auf ihren Wunsch unter anderem die Hintere Straße, die S-Kurve zum Guckenrain und Feldwege saniert, eine neue Ampelregelung an der Kreuzung Teckstraße/B 465 umgesetzt und der Durchgangsverkehr in der Kirchheimer Straße beruhigt. Um Dettingen „noch lebenswerter zu gestalten“ – ohne große zusätzliche finanzielle Investitionen – gab es folgende Anregungen: Mehr Austausch zwischen Gemeinderat und Grundschule unter dem Stichwort frühe politische Bildung und die Veröffentlichung von kostenlosen und zeitlich nicht begrenzten Parkflächen.
„Wir beantragen eine Summe von 3500 Euro zur Anschaffung von Sitzgelegenheiten auf der Fläche hinter der Aussegnungshalle auf dem Neuen Friedhof für Begegnung, Stille und Austausch, auch im Hinblick auf Betroffene von ,Sternenkindern’“, erklärte Noah Krampultz. Dieser Antrag erwies sich als überflüssig. 5000 Euro hat die Verwaltung dafür schon im Haushalt eingestellt. „Es sind also Mittel da, wenn die Initiative für Sternenkinder entsteht. Es liegt aber noch kein Konzept vor“, erklärte Rainer Haußmann. Leonie Vogt hatte im vergangenen Jahr angeregt, einen Bereich für trauende Eltern auf dem Friedhof zu schaffen. Sie will einen Verein gründen. „Ich bin dran – es ist aber ein großes, vielschichtiges Thema“, erklärte sie.
Alle drei Fraktionen bedauerten, dass der Bau des Feuerwehrmagazins in den nächsten drei Jahren nicht angegangen werden kann. „Die Feuerwehr verlieren wir nicht aus den Augen. Das Ehrenamt ist unbezahlbar – egal wo es geleistet wird“, erklärte Bastian Maiwald.
Ehrenamtskarte ist Landkreis-Sache
Die Förderung und Anerkennung des Ehrenamts liegt allen drei Fraktionen am Herzen. „Wir wünschen uns eine Beratung, ob eine Einführung der Ehrenamtskarte auch für ehrenamtlich Tätige in unserer Gemeinde eine sinnvolle Ergänzung zu dieser wichtigen Säule des Zusammenlebens wäre“, formulierte es Noah Krampultz.
Ordnungsamtsleiterin Dorothee Schuster hatte sich wegen der mehrfachen Anregungen bereits informiert und konnte mit aktuellen Nachrichten aufwarten: „Nur der Landkreis kann die Karte beantragen.“ Die Frist dafür endet im April. Vieles müsse diesbezüglich noch geklärt werden, unter anderem was beziehungsweise welche Einrichtung kostengünstiger werden. „Würde beispielsweise das Dettinger Hallenbad darunter fallen oder nicht, lautet eine der Fragen – es ist noch nicht alles in trockenen Tüchern“, erklärte Dorothee Schuster.
Rainer Haußmann versprach, sich beim Landkreis für die Ehrenamtskarte zu bewerben, sollte es dazu kommen. „Das ist ein Modellprojekt. Es soll zahlreiche Vergünstigungen im gesamten Land geben. Das Ganze wird aufgebaut und ist am Wachsen“, erklärte er. ih

