Wirtschaft
Dettinger Schokoladenhersteller setzt auf Wertpapiere

Der Schokoladenhersteller Gubor mit Sitz in Dettingen greift mit einer Unternehmensanleihe erstmals auf den Kapitalmarkt zurück. Was dahinter steckt und was Anleger wissen sollten.

Im Rübezahl-Werk in Dettingen wird unter anderem Schokoladenpuffreis produziert. Foto: pr

Es ist das Debüt des Dettinger Schokoladenherstellers: Zum ersten Mal möchte die Gubor Schokoladen GmbH, Konzernmutter der Rübezahl-Riegelein-Firmengruppe, eine Unternehmensanleihe ausgeben, um Geld am Kapitalmarkt aufzunehmen. „Der Schritt ist für uns ein entscheidender strategischer Meilenstein“, so Gubor-Finanzchef Udo Zimmer. Claus Cersovsky, CEO und geschäftsführender Gesellschafter von Gubor, ergänzt: „Uns geht es um eine flexible, mittelfristige Finanzierung, die die klassische Bankensockelfinanzierung ersetzen soll.“

Wofür braucht Gubor das Geld?

Der Schokoladenhersteller gibt an, den Großteil der Zielsumme aus der Anleihe verwenden zu wollen, um bestehende Bankdarlehen in Höhe von rund 50 Millionen Euro abzulösen. Zudem plant die Gubor-Gruppe, mit dem kleineren Teil des Geldes die restlichen Anteile der Tochtergesellschaft Riegelein zu kaufen – sofern die volle Summe von 60 Millionen zusammenkommt und die Parteien sich einigen können. 2019 hatte sie Riegelein zu 51 Prozent erworben.

„In der Vergangenheit konnten wir durch strategische Übernahmen kontinuierlich wachsen, unser Sortiment gezielt ergänzen und dabei Skaleneffekte nutzen“, erklärt Claus Cersovsky. Mit der Anleihe wolle man die Marktpräsenz, insbesondere im Bereich der saisonalen Eigenmarkenschokolade, weiter stärken und die Position langfristig sichern. Großes Potenzial sieht er auch im Ausland. „Dort werden unsere Produkte immer beliebter.“

So steht der Konzern da

Der Dettinger Schokoladenhersteller, der sich in Familienbesitz befindet, gibt seinen Jahresumsatz mit über 300 Millionen Euro an. 2022/23 hatte der Konzern rote Zahlen geschrieben. Die Bilanz weist ein Minus von über zehn Millionen aus. „Das Ergebnisminus im Geschäftsjahr 22/23 resultiert zum einen aus einem mehrwöchigen Produktionsstopp durch einen Salmonellen-Verdachtsfall bei einem unserer Lieferanten, der sich aber als unbegründet herausgestellt hat“, erläutert Claus Cersovsky. Dazu beigetragen hätten zum anderen hohe Rohstoffpreise aufgrund des Ukrainekriegs und Corona. „Wir konnten dies durch entsprechende Sparmaßnahmen und eine umfassende Reorganisation 2023/24 wieder ins Positive drehen“, so der CEO. 

Eckdaten der Gubor-Anleihe

Anleihen sind vergleichbar mit Krediten, die Unternehmen von Investorinnen und Investoren aufnehmen. Die Gubor-Anleihe hat ein Zielvolumen von 60 Millionen Euro und läuft über fünf Jahre. Der jährliche Zinssatz liegt zwischen mindestens 7,5 und höchstens 8,5 Prozent. Festgelegt wird er voraussichtlich Ende November. Ab dem 2. Dezember soll die Anleihe an der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden.

Wer kann die Anleihe kaufen?

Ab Freitag, 8. November, um 9 Uhr können Anlegerinnen und Anleger aus Deutschland, Österreich und Luxemburg die Anleihe zeichnen – über die Haus- und Depotbank mit der Funktion „Direct Place“ der Deutschen Börse oder über die Gubor-Webseite. Voraussetzung ist, dass man ein Wertpapierdepot besitzt. Die Mindest-Anlagesumme beträgt 1000 Euro. Neben Privatpersonen richtet sich die Unternehmensanleihe auch an Großanleger und Banken.

Wie ist das Risiko einzuschätzen?

Verglichen mit aktuellen Anleihen von großen, börsennotierten Unternehmen wie Mercedes oder der Deutschen Post mit Zinssätzen von 3,25 und 3,5 Prozent, fällt die Rendite bei der Gubor-Anleihe mit 7,5 bis 8,5 Prozent hoch aus. Claus Cersovsky begründet das auf Nachfrage so: „Da dies unsere erste Emission, also unser Kapitalmarktdebüt ist, wollen wir potenziellen Anlegern ein attraktives Angebot unterbreiten.“

Dietmar Ernst, Professor für Finanzierung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen (HfWU), nennt Folgendes als Faustregel für Wertpapieranlagen: „Je höher der angebotene Zinssatz, desto höher ist das Risiko, das ich eingehe“. Ihm zufolge ist es nicht unüblich, dass Unternehmen verstärkt auf Kredite außerhalb des Bankenbereichs setzen. „Die Banken sind zurückhaltender geworden“, weiß er. „Wenn man dann die Finanzierungsstruktur ändern muss, ist man auf Alternativformen angewiesen.“ Die Rendite von 7,5 bis 8,5 Prozent schätzt er zwar als hoch, aber als „marktgerecht“ für ein großes, mittelständisches Unternehmen mit der Struktur von Gubor ein. 

Was ist zu beachten?

„Hinter einem Investment stehen immer Risiken“, betont Dietmar Ernst. Die Festverzinsung bei Unternehmensanleihen dürfe Anleger nicht darüber hinwegtäuschen, dass immer das Risiko für Ausfälle, etwa im Fall einer Insolvenz, besteht. Allgemein gilt: Wer Anleihen zeichnen möchte, sollte immer das Risiko-Rendite-Verhältnis sorgfältig abwägen und sich Hintergrundinformationen zum Unternehmen beschaffen. Anleihen sollten auch immer nur zu einem kleinen Teil in einem diversifizierten Portfolio eingesetzt werden.

Vom Schoko-Weihnachtsmann bis zur Brause

Die Gubor-Gruppe ist nach eigenen Angaben der größte Private-Label-Hersteller von saisonalen Schokoladenprodukten in Europa.

An sechs Standorten in Deutschland und Polen produziert die Gubor-Gruppe Süßwaren unter den fünf eigenen Marken Riegelein, Sun Rice, Gubor, Friedel und Eichetti.

Die Stammhäuser der Gubor-Gruppe, in dem auch die Verwaltungen ihren Sitz haben, befinden sich in Dettingen (Rübezahl) und im fränkischen Cadolzburg (Riegelein).

Beschäftigt sind bei der Gruppe je nach Saison durchschnittlich 1700 Mitarbeitende. Am Standort Dettingen sind es rund 300.

Das Sortiment besteht aus Schokoladen-Saisonartikeln, insbesondere für Ostern und Weihnachten, Tafelschokolade, Dragees, Pralinen, Eiskonfekt und Zuckerwaren wie Fondant-Creme-, Gelee- und Schaumzuckerartikel sowie Brauseartikeln.

Verkauft werden die Schokoladenprodukte in Supermärkten, Discountern, im Lebensmitteleinzelhandel und bei Drogerieketten.

Kernmarkt ist Deutschland, es werden aber auch in weiteren rund 50 Ländern Produkte der Gubor-Gruppe vertrieben. Aktuell beträgt der Exportanteil der Gruppe knapp über 40 Prozent.