Die Welt zu Gast in Kairo – und Niklas Dick aus Dettingen vom Pfadfinderstamm „Ritter vom Ordenskreuz“ mittendrin. Der 24-Jährige gehört bei der World Scout Conference in Ägypten schon zu den alten Hasen, und das aus gleich zwei Gründen: Zum einen ist die Mehrheit der Delegierten jünger als er, und zum anderen war er bereits 2015 in Japan beim alle vier Jahre stattfindenden Weltpfadfindertreffen (World Scout Jamboree) mit 50.000 Teilnehmern im Alter zwischen 14 und 18 Jahren dabei. „Zehn Tage auf einem Zeltplatz, das war ein ganz krasses Erlebnis“, erinnert er sich heute noch mit Begeisterung daran.
Es braucht einigen Mut, auf Menschen aus anderen Ländern zuzugehen.
Niklas Dick
Die Konferenzen (World Scout Conference) wie jetzt in Kairo finden alle drei Jahre statt. „Die einzelnen Verbände schicken verschiedene Delegationen“, erklärt Niklas Dick. Deutschland hat allein fünf Mitgliedsverbände, der deutsche Dachverband organisiert die Teilnahme, für die man sich bewerben kann. „Mich hat das Internationale gereizt“, sagt der 24-Jährige. Die operative Arbeit passiert in den Ortsgruppen, doch wie sieht es „da oben“ aus? Auf globaler Ebene zu erleben, wie bei einer Konferenz Entscheidungen getroffen werden und gewählt wird, das Strategische, dazu die große Neugier vor dem Unbekannten und auf die Menschen aus allen Ländern der Welt – all das war seine Motivation.

Aus Deutschland waren es 14 Delegierte bei der nach Corona ersten direkten Konferenz. „Wir waren damit eine mittelgroße Gruppe. Die Elfenbeinküste kam mit 25, kleine Gruppen wie St. Vincent und die Grenadinen mit zwei bis sechs Leuten“, gibt Niklas Dick einen Überblick. „Ungewöhnlich für uns Pfadfinder: Wir waren diesmal in einem Konferenzzentrum in Hotels untergebracht, das in der Nähe der Sphinx von Gizeh liegt. Aber bei 40 Grad lässt es sich in unseren schwarzen Baumwollzelten schlecht zelten“, nannte er den Grund. Morgens um 8.30 Uhr ging es bei der siebentägigen Konferenz los, nach zwei Metern im Freien haben alle in ihren Uniformen geschwitzt.
Der Konferenzraum lag im Keller, los ging es mit einer formellen Eröffnungssitzung. „Es gab viele Präsentationen und Papierkram. Man musste sich in vieles reindenken“, so Niklas Dick. Das Weltkomitee agiert geschäftsführend, weshalb den Wahlen der Ehrenamtlichen ein gewisser Stellenwert beigemessen wird. Für zwölf Sitze gab es 26 Kandidaten. „Für uns Deutsche war es spannend, weil unsere Kandidatin zur Wiederwahl stand. Deshalb mussten wir Wahlwerbung machen. Es braucht einigen Mut, auf Menschen aus anderen Ländern zuzugehen. Aber der Austausch hat richtig Spaß gemacht“, zieht er eine positive Bilanz, zumal es mit der Wahl geklappt hat.

Die Pfadfinder waren froh, wenn sie mal aus ihrem Keller rausgekommen sind. Bis 18 Uhr haben die Konferenzen gedauert, dann fand ein großer Austausch statt. International wurde es am zweiten Abend. „Jedes Land hat etwas Eigenes mitgebracht und auf einem Tisch präsentiert. Das war ein internationaler Spezialitätenmarkt. Wir haben Haribo mitgebracht“, verrät Niklas Dick. Gastgeber Ägypten hatte einen eigenen Abend und präsentierte sich mit Essen, Musik und Tanz – und zwar nicht im Hotel, sondern im nagelneuen Großen Ägyptischen Museum in der Nähe von Gizeh. An einem Nachmittag gab es dort auch eine Art Schnitzeljagd. „Ich habe viele Freundschaften geknüpft“, freut er sich.
„Im Endspurt wurde es sehr politisch, als es um die Mehrheiten ging. Das läuft alles neben den Meetings“, so der 24-Jährige. Wie die Mitgliederzahlen erhöhen, das wollte der Weltverband von den Deutschen wissen. Denn während die Zahlen in vielen Ländern rückläufig sind, nehmen sie hierzulande zu. „Trotz der Konkurrenz durch andere Vereine haben wir regen Zulauf. In Dettingen finden wir keine Mitarbeitende für die Gruppen. Wir können uns vor Anfragen nicht retten.“
Als Brückenbauer tätig
Ab Tag drei sei eine gewisse Dynamik entstanden, um Änderungsvorschläge einbringen zu können, über die abgestimmt wurde. „Das ist wie in der internationalen Politik. Wie finde ich Mehrheiten? Wie formuliere ich, dass mein Vorschlag angenommen wird? Da wird die eine oder andere Nacht kurz“, gibt er Einblick. Aktuelle Themen bleiben nicht außen vor. So hat Israel digital teilgenommen. „Geopolitik hat Einfluss. Mit Palästina und Israel war es nicht einfach. Wir waren als Brückenbauer tätig, dass sie miteinander reden. Das ist Teil der Völkerverständigung, damit so etwas passieren kann.“ Der Antrag, das Thema Frieden mehr auf die Agenda der Pfadfinder zu nehmen, wurde einstimmig angenommen. Dies geschah auf Initiative von Madagaskar und Senegal mit Blick auf den Tag des friedlichen Zusammenlebens, den die UN am 16. Mai feiert. „Damit wollen wir darauf aufmerksam machen, dass Friede nicht selbstverständlich ist.“
